Bißchen Aufregung vor dem Sprung ins Ungewisse ist ja normal. Aber so mit ohne Hören ist es auch praktisch gar nicht so einfach, sich aus dem gewohnten Umfeld herauszubewegen. Als ich letzten Spätsommer nach Boston Cambridge umgezogen bin hab ich das wieder zu spüren bekommen. Zum Beispiel Zimmer- bzw. WG-Suchen.
Früher habe ich dann so gut es eben ging telefoniert. Aber das hat mir so extrem viel Anspannung und Aufregung verursacht — und trotzdem oft genug nicht geklappt. Kein guter Einstieg ins Kennenlernen, wenn man das Gespräch mittendrin abbrechen muss: „Tschuldige aber — es geht einfach nicht.“ Vor allem wenn man wie beim Wohnungssuchen im Wettbewerb steht.
Inzwischen telefoniere ich nicht mehr, insofern könnte man sagen: Gut so, weniger Stress. Aber mach mal Zimmersuchen ohne telefonieren! Gar nicht so einfach.
Immer noch hat nicht jedes Inserat eine Email Adresse angegeben — die weitaus meisten Leute stehen immer noch auf Telefon. Und selbst wenn, dann muss man zumindest sehr viel mehr Zeit einplanen, weil man nicht am Telefon abklären kann ob’s sich überhaupt lohnt hinzufahren. Wenn man denn per Email überhaupt noch einen Termin bekommen hat, weil alle, die anrufen, so viel schneller sind. SMS geht auch nicht gut, da müssten ja die anderen auch noch zahlen. Und das will kaum einer.
Noch schlimmer ist’s wenn man nicht mal vor Ort ist, bis man schließlich mit den Koffern ankommt. Und kein Geld hat, sich zwischendrin fürs Wohnungssuchen im Hotel einzuquartieren. Denn dann fällt Vorbeigehen gleich ganz aus — und die meisten Leute wollen telefonieren um sich besser ein Bild machen zu können. Ironisch, was?!
Ich kann nur sagen: Ich habe mich geradezu erlöst gefühlt, als ich schließlich ein Zimmer bei einer Freundin von nem Freund von nem Freund von mir angeboten bekommen habe. Weil Vertrauen kein Problem war, ging das ganz unproblematisch per Email und Chat.
Ich hab jetzt schon großen Horror vor dem nächsten Umziehen — was sicher nicht allzu lange auf sich warten läßt.