Es ist nicht High Fidelity, aber so langsam kommt’s. Ich werde mal an einem Beispiel beschreiben, wie Musik mit dem CI jetzt klingt, so nach drei Monaten CI. Ein Zwischenstand. Und ich rede dabei übers Hören NUR mit CI. Keine akustischen Anteile dabei. Denn ich höre übers Audiokabel, im Grunde ein Kopfhörer, der direkt ins elektrische Ohr eingestöpselt wird.
Der Rhythmus ist okay, der Bass auch. Gesang knätscht noch etwas, aber hey, es ist Axl Rose. Problem: Das bekannte Gitarrenriff am Anfang. Vor etwa vier Wochen hab ich das Stück zum ersten Mal seit 120 Jahren gehört und merkte, dass ich das Riff fast überhaupt nicht hören konnte. Der ganze Frequenzbereich war nicht richtig da. Dann, 10 Tage später, versuchte ich es noch einmal und es klang, als zupfte Slash immer nur an der gleichen Saite. Ich konnte die Tonhöhen nicht unterscheiden.
Von damals auf jetzt habe ich plötzlich einen deutlichen Sprung gemacht! So richtig brilliant klingt’s immer noch nicht. Aber immerhin, ich kriege die Tonhöhen und damit die Melodie einigermaßen gehört. Und zwar gehört, nicht erinnert. Achtung, ich sage: einigermaßen. So richtig stimmen tut’s noch immer nicht.
Übrigens: Es heißt natürlich „Every time when I see her face…“ — und nicht nur „ab und zu“, das ist ja für die Geschichte nicht unwesentlich. Und wenn ich schon mal am klugscheißern bin: „and if I stared too long“.
So alles in allem ist das Grund zu Feiern! Jetzt kann ich mir so langsam auch unbekannte Stücke vornehmen. Ist schon deutlich besser als damals, als ich der elektrische Anfänger war.
Hallo, haste wirklich Bass? Mein Techniker sagte, Ci würde erst bei 150Hz ansetzten. Wenn ich die Base vom DrumSet meines Sohnes trete, ist mehr Klack wie Holz als Bass….
Das klingt ja richtig gut! Musik ist wirklich ein guter Faktor, um den Fortschritt zu beobachten. Daran merkt man am besten, was sich verändert und wie es voran geht.
Schönes Video übrigens, das kannte ich gar nicht. Den Song natürlich schon, aber das Video ist mir komplett entgangen. Das ist doch das offizielle? (Bis auf die UT natürlich …)
Zimi, Dein Techniker hat Recht. Ich meinte das Instrument Bassgitarre.
Aber: Jetzt, nach drei Monaten, hab ich auch Bassempfindung im Sinne tiefer Töne über das CI. Nicht ganz so tief und voll wie au naturel aber doch so, dass es nicht klingt wie der Handylautsprecher. Das ist erst in den letzten Wochen passiert, ich bin sehr angenehm überrascht.
Nikana, ja, das ist das offizielle.
Hallo, dein Blog wurde mir ovn jemand empfohlen, die gelesen hat, dass wir beide dasa gleiche Problem mit dem Verstehen des Genuschels der anderen haben. Im Moment habe ich keine Zeit zum Lesen, da ich Kinder hüten muss, aber die Posts interessieren mich brennend. – Wir sind ja beide Berliner, fast um die Ecke, ich wohne in Lichterfelde.
Wenn lustig, kannst du ja bei mir mal gucken, einer der letzten Posts „Ich sehe Musik“ ist ganz lustig.
Vielleicht gucke ich noch heute abend weiter.
Mit liebem Gruß von
Clara Himmelhoch
Guten Abend, Clara — na dann wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen. Freue mich über die Empfehlung unbekannterseits und schaue dann demnächst auch mal bei Dir rein.
Good song. 🙂 Glad you are getting music back again.
🙂 Me, too.
Er singt übrigens doch „Now and then when I see her face“, habe extra dreimal zurückgespult. 😉 Aber schöner Song, lange nicht gehört, und freu mich für dich, dass du solche Fortschritte machst.
Könnte ja jetzt behaupten, ich wollte nur mal sehen ob Ihr auch richtig hinhört. Aber das war dann mal schief gehört. Nur stellt sich mir jetzt die Frage: Wenn das nur „ab und zu“ passiert, warum singt er dann überhaupt über sie?! 😉
Gute Frage! 😀 Ich fänd „immer“ auch logischer.
Guten Abend,
Ich bin selbst CI-Träger und selbst Musiker, der es dennoch vornimmt, Musik zu studieren. Ich möchte mich auf gleicher Ebene positionieren. Ich bin derzeit auch für mein Abitur über eine hochwissenschaftliche Facharbeit über Musik und Cochlea Implantat. Mein Resultat ergab dabei. Dass Musikhören mit dem CI das gleiche sei wie Sprache. Der Klacks ist nur, dass Musik auf einer höheren Ebene ist als unsere Sprache. Das heißt Musik benötigt viel mehr an Klang und Tonbreite sowie -höhe als Sprache. In dem Fall muss ich sagen: Wenn man fleißig Musik hört, egal ob es stört, wird man es irgendwann genießen können, besonders wenn bestimmte Musikstücke wieder in Erinnerung kommen und der AHA-Effekt kommt. So findet man wieder den Genuß an der Melodie und der Rhythmik.
Aber bitte vergesst auch nicht, was eure Therapeuten sagen: Erst die Sprache, dann die Musik (da muss ich ehrlich zugeben…Sprache ist wichtiger).
Mit musikalischen Grüßen Thomas
Hallo Thomas, das finde ich klasse, dass Du dich für Musik begeisterst und sie studieren willst! Ich wünsche viel Erfolg, denke, den kannst Du auch haben und würde mich freuen, irgendwann zu hören wie es Dir gelungen ist.
Es gibt gewisse technische Probleme bei der Musikwahrnehmung per CI, die sind nicht wegzudiskutieren. Was man draus macht, wie man es genießen kann, ist eine andere Frage, dazu hast Du das Richtige gesagt.
Wie Musikhören (nicht: -machen, das ist was anderes!!) derzeit bei mir klappt, habe ich hier beschrieben.
Hallo!
Mir gefallen diese Seiten sehr gut. Sie sind sehr gut geschrieben.
Ich bin seit 11 Monaten einseitig ertaubt und wenn ich mein E. – Piano direkt ins CI einstöpsele höre ich auch Tonhöhen. Die Tastenanschläge klingen wie Bombeneinschläge aber ja ich höre ganz deutlich die Tonleiter, verschiedene Tonhöhen. Ziehe ich den Stecker um das mit dem CI gehörte mit dem gesunden Ohr zu vergleichen muss ich oft feststellen, dass ich eine völlig andere Tonhöhe gehört habe als die richtige.
Kannst Du tatsächlich Tonhöhen unterscheiden mit dem Cochlea Implantat? Wenn ja nach welcher Zeit nach der Erstanpassung war das möglich? Ich höre aber sehr gut Geräusche und Konsonanten aber Tonhöhen?
Tonhöhen unterscheiden ging nach etwa 12 Monaten ganz gut. Aber bei der Frage „wie gut“ kommt es darauf an — welcher Frequenzbereich, welcher Tonabstand etc. Und es ist bei jedem/jeder sehr unterschiedlich.
Nach so kurzer Zeit wie bei Dir ist jedenfalls nicht verwunderlich, dass es noch etwas schwierig ist. Immer wieder üben und am besten irgendein Tonbeispiel auch zur Anpassung mitnehmen, damit man das mit der neuen Einstellung probehören kann um zu sehen, ob das Unterscheiden besser geht.