Macht das CI den Subwoofer nutzlos? Über (Nicht-)Basshören mit dem Cochlea Implantat

Als ich auf grün wartete, fuhr gestern einer dieser rollenden Subwoofer an mir vorbei, die man schon auf 200m hört: Dummm, Dumm, Dum-Dum, Dummmm, Dummm. Und immer so weiter. Ich habe keine Ahnung wie tief dieses Geräusch war, aber dem Fahrer hat’s gefallen. Und immerhin: Ich hab es auch gehört. Allerdings wohl mehr mit dem Mini-Akustik-Gehör, das mir geblieben ist, als mit dem neuen, elektrischen.

Gestern kam auch das Gespräch darauf, wie man denn mit Cochlea Implantat (CI) tiefe Töne hören kann, wenn doch technisch nur Frequenzen ab etwa 125hz aufwärts weitergegeben werden. Wie so vieles beim CI fällt die Antwort hauptsächlich in den Bereich Wunder des Gehirns. Ich habe jetzt mal den Bass-Test gemacht. Mit LL Cool J.

CIs sind auf Sprachverstehen hin optimiert, nicht auf Musikhören. Ein biologisches Ohr nimmt noch deutlich Töne unter 125hz wahr — also etwa wenn sehr tiefes Lastwagenbrummen Wände und Boden zum Wackeln bringt. Das elektrische riegelt da (oder in der Nähe dieser Schwelle) einfach ab. So ist das zunächst mal.
Dennoch kann man — das habe ich in den letzten Wochen gemerkt — erstaunlich tiefes Hörempfinden haben. Das Gehirn macht aus dem, was ankommt, mit der Zeit einfach das, woran es gewohnt ist. Oder was es gerne hätte. Schon bei Sprache ist das so: Viele Neu-CI-Träger beschweren sich in den ersten Wochen über helle Mickey-Mouse-Stimmen. Mit der Zeit denkt sich das Gehirn dann: Ach, richtig tief ist jetzt mit diesem Reiz verbunden? Na gut, okay…. Man kann also nicht mal sagen, die tiefen Töne seien nur Einbildung!

Ich habe zum Spaß immer mal Going Back to Cali gehört, das Stück hat seeehr tiefe Bässe. Ehrlich gesagt: Die sind so tief, dass schon die meisten von Euch, die jetzt vielleicht am Computer reinhören, einfach nicht das Equipment haben, um sie richtig zu hören. Und vermutlich ist die Youtube-Version eh im unteren Frequenzbereich beschnitten. Man hat da also sowieso ein ähnliches Hör-Erlebnis wie mit dem CI.

Jedenfalls: Bis vor einer Woche war es kein Vergnügen, das Stück nur per CI zu hören. Flaches, farbloses Geploppe. Inzwischen merke ich bei tatsächlich Bassdruck (auch wenn ich sonst noch nicht alles davon höre, ich rede hier nur über die tiefen Töne). Es klingt voll. Halt so, wie wenn man endlich den Bass aufgedreht hätte. Das ist noch immer weit von natürlicher Empfindung und Hi-Fi entfernt. Aber es klingt endlich nicht mehr wie schlechtestes Kofferradio. Und es klingt tatsächlich tiefer als ich erwartet hätte.

Wer weiß, vielleicht ist also doch genußvolles Musikhören mit CI möglich. Ich meine diesseits des Spinal-Tap-Effekts. Ob wohl auch stocktaube CI-Träger was von Subwoofern haben? Also davon, öfters am untersten Rand stimuliert zu werden…?

Mal an die CI-Träger unter uns: Wie ist das bei Euch? Wie kommen die Bässe aus dem Stück bei Euch an? Habt Ihr einen Subwoofer?

32 Antworten zu “Macht das CI den Subwoofer nutzlos? Über (Nicht-)Basshören mit dem Cochlea Implantat

  1. Sehr interessantes Thema. Ich kann hier nicht mitreden, weil mein Gehör auf beiden Ohren bis ca. 125 Hz glücklicherweise im grünen Bereich ist – hier bin ich doch tatsächlich noch normalhörend. Mein CI greift auch erst ab ca. 500 Hz, deshalb kann ich nicht beurteilen, wie die Bässe mit CI ankommen. Ich bin allerdings sehr gespannt auf weitere Antworten, weil mich das auch sehr interessiert.

  2. Oha, ein wirklich interessantes Thema, auch für die Hörenden 😉

    Vorweg, ich habe mich mit dem Thema HiFi jahrelang beschäftigt -auch redaktionell- und besitze u.a. für meine HiFi- & Heimkinoanlage zwei richtig stattliche Subwoofer. Die vor allem eines NICHT machen: BUMM WUMM BUMM … Es rollen sich mir immer die Fussnägel hoch, wenn ich oben beschriebene Autos mit Bummbumm an mir vorbeifahren höre. Oder völlig falsch aufgestellte und eingestellte Subwoofer im Zusammenspiel mit der Musikanlage dröhnen, Frequenzlöcher oder Frequenzüberschreitungen darbieten.

    Es würde den Rahmen sprengen, die korrekte Auf- und Einstellung von Subwoofern hier im Kommentar zu beschreiben, ich möchte nur anmerken, dass ein Subwoofer „lediglich“ dazu dienen soll, den unteren Frequenzbereich z.B. von 20 bis 40 Hertz abzudecken, wenn die Hauptlautsprecher im Bass bei 40 Hertz gedeckelt sind. Im Heimkinobereich richtig eingesetzt (korrekte Trennung z.B. bei 60-80 Hz) und aufgestellt (z.B. vom Fussboden entkoppelt) soll der Subwoofer lediglich „Druck“machen und nicht die Gläser in der Vitrine zum Tanzen bringen.

    Erschwerend kommt noch dazu, dass viele Lieder in den letzten Jahren von der Musikindustrie verfälscht abgemischt werden, um den Klang „ghettoblaster-kompatibel“ zu machen. Was meint, dass bestimmte Frequenzbereiche auf Tonträgern bewusst angehoben bzw. abgesenkt werden, um ein prseudo-dynamisches Klangbild zu erreichen. Das ist imho Schrott und traurig, wird aber dem Massenkonsumenten gerecht, der ja gar nicht, was zumindest ein gewisses Maß an Wiedergabetreue ist.

    Der Gehörlose kann das (den Einsatz von Subwoofern) sicherlich am schlechtesten beurteilen und sich nur subjektiv auf ein scheinbar „besseres“ weil tiefer empfundenes Klangspektrum (respektive das Wummern im Bauch) wahrgenommen wird – der „Hörerfahrene“ wird sich wohl eher die Ohren zuhalten, wenn er mitanhört, welches Klangbild für Hörgeschädigte zu einem „besser“ empfundenen Sound führt 😉

  3. Phil, gut Dich zu sehen. Danke für die Klarstellungen! Ob Du dir die Ohren zuhältst wenn’s für mich gut klingt, würde mich auch mal interessieren. Probieren wir dann mal aus wenn das CI halbwegs „läuft“, ja?

  4. nqlb, gerne inklusive mit Bier langsam die Gehörgänge fluten … 🙂

  5. Pia Butzky

    Bass hören? Zwecklos. Höre trotz guter, ausgefeilter CI-Anpassung und viel Gewöhnung nur hoch, dünn, blechern. (CI Trägerin seit ca. 6 Jahren)

    Ich vergleiche allerdings auch mit dem normalen, gesundes Gehör ohne irgendwelche Verluste. Habe den Eindruck, dass Langzeit-Schwerhörige keinen Vergleich dazu ziehen können und Musik falsch einschätzen. (Von Geburt an Schwerhörige natürlich sowieso). Normalos würden das Gruseln kriegen, wenn sie das mal hören könnten, was Hörbehinderte als guten Musikklang bezeichnen. Wie Phil ja schon schrieb.

    Aber egal, jedem Tierchen sein Plazierchen!
    😉

  6. Pia Butzky

    Noch eben der Nachtrag dazu:
    Die Elektrode des CI kann organisch bedingt nur in die ersten – geräumigeren – Windungen der Cochlea eingeschoben werden (Hochtonbereiche). In den feinen engeren Cochlea-Windungen (Tieftonbereiche) ist es gar nicht möglich, die Elektrodenkette einzuführen. Rein organisch bedingt können dort also kaum elektrische Impulse stimulieren. Ergo kann man mit CI nicht wirklich tief hören. Dass das Gehirn so etwas wie eine gnädige „Toleranzfähigkeit“ hat und Klang umdeuten kann (sich gewöhnen) , bedeutet nicht, dass man tatsächlich adäquat wie ein Normalo hört.

    Wenn ein Normalo und ein CI-Träger vom Musikhören sprechen, liegen Welten dazwischen, aber subjektiv kann es je Person als mängelfrei empfunden werden. „Den Hungernden macht schon ein Knäckebrot glücklich, der Gourmet aber wäre entsetzt, wenn es nur Knäcke gäbe.“

  7. Pia, es reicht manchmal schon, wenn sich Normalos untereinander über Musik (=Klang) unterhalten; insbesondere, wenn es irgendwelche (selbsternannten HiFi-Cracks) sind … 😉

  8. Diese Klangfragen sind ja schon etwas komplizierter als die, die ich oben aufgeworfen hatte. Da ging’s erstmal nur um das viel bescheidenere Ziel, überhaupt ein wenig Tiefeneindruck, einen einigermaßen großen Frequenzbereich zu hörempfinden. Danach kann man sich dann über Klang und Ausgeglichenheit etc. streiten.

    Pia, ich hoffe, es verbessert sich noch was bei Dir in Sachen Musik! Stimme Dir auch zu, dass man bei Klangbewertungen eigentlich immer die Referenz dazubraucht. Und mir gegenüber hat eh noch niemand behauptet, dass man mit einem CI je (wieder) „normal“ hören könne.

    Und wie Phil es sagt, Klangempfinden (und es beschreiben und einstellen können) hat was mit Übung, Gewöhnung und Möglichkeit zu tun. Die meisten Normalhörenden sind da auch eher Supermarktweinkäufer als Kenner. Kann also durchaus sein, dass ein (nicht allzu) Schwerhöriger in dem Sinne besser hört. Das ist ja bei allen Sinnen so.

  9. Mich würde mal interessieren, ob die Resthörfähigkeit beim Einbau eines CIs verloren geht. Denn normalerweise nimmt die Hörfähigkeit von den hohen Frequenzen her ab und ist im Bassbereich meist noch OK, auch wenn ma über 500-1000 Hz nichts mehr oder zu wenig hört.

    Zum Thema Basshören weiß ich noch über ein psychoakkustisches Phänomen zu berichten, die sog. virtuellen Bässe.
    Wenn das Gehirn ein akkustisches Signal bekommt, das ihm vom Frequenzspektrum her bekannt ist, in dem aber einige Bässe fehlen, so werden die einfach hinzugemogelt.
    Das wird beim Abmischen für die Ghettoblaster auch genutzt, indem man die übertragbarn Frequenzen etwas überbetont (so um 100 HZ rum) und die für die kleinen Lautsprecher zu tiefen Schwingungen einfach wegschneidet. Das Gehirn mis cht dann nach gewohntem Klangbild die tiefen Frequenzen hinzu. Nur im direkten Vergleich ist es leicht zu erkennen, daß da was fehlt…
    Grüße

  10. Also, ich hab mir ja durchaus schon sagen lassen, das CI klänge ganz „normal und natürlich“. Und zwar sowohl von Leuten mit 2 CIs als auch von Leuten, die auf einer Seite ein gesundes Ohr und auf der anderen ein CI haben.

    Ich kann mir das ja nu nicht wirklich vorstellen, hätte aber nichts dagegen, wenn mein Gehirn das auch so sähe 😉 Den Subwoofer-Test mach ich nachher mal.

    @Viktor: Es gibt spezielle Elektroden und Op-Techniken, mit denen versucht wird, das Restgehör im Tieftonbereich zu erhalten. Garantieren kann einem das aber niemand.

  11. Pia Butzky

    @ Emmi

    Wer bekommt denn ein CI, wenn er/sie noch ein gesundes anderes Ohr hat? Wüsste nicht, dass die Kasse eine so teure OP bezahlt, wenn die andere Ohrseite noch voll da ist (gesundes Gehör!). Ist mir jetzt völlig neu.

    Und ohne CI hört man auch mit nur einem gesunden Ohr doch noch viel besser, da bringt es doch gar nichts, sich operieren zu lassen. Vielleicht gibt es seltene Einzelfälle, wo eine einseitige Verknöcherung droht und die OP ganz schnell gemacht werden muss (Meningitis). Aber das betrifft dann eigentlich immer gleich beide Ohren. Rätselhaft.

    Ich trage seit Jahren CI und kenne den Unterschied nicht nur vom Hörensagen: CI ist deutlich anders als ein normales Gehör. Kannste glauben.

  12. Viktor, genau wie Emmi sagt. Vor kurzem hab ich eine Studie gesehen wo es hieß, in 50% aller Fälle konnte das Restgehör erhalten werden. Das ist das höchste was ich je gesehen habe. (Damit ist „komplett erhalten“ gemeint. Mit etwas Verlust aber so dass noch was da ist klappts angeblich inzwischen bei fast jedem.) Ansonsten, das mit dem virtuellen Bass klingt als ob es nur bei Stücken funktioniert, die man schon kennt, ist das richtig? Ich hab bei kurzer Suche nichts weiter gefunden. Hast Du da zufällig einen Link?

    Emmi, ich kanns mir auch nicht vorstellen, lasse es aber mal so stehen. Wenn die noch ein gutes Ohr hatten, müssten sie’s ja eigentlich beurteilen können… Obwohl, ich bin gerade beeindruckt, wie übel einohrig hören ist, also vielleicht können die’s doch nicht richtig beurteilen.

    Pia, bisher hat man bei einseitiger Taubheit kein CI gemacht, inzwischen gibt das zumindest in Studien. Ist noch kein Standard, kommt aber bald. Der Trend ist schon die weitere Ausweitung der Indikation für CI. Ich will da niemand was böses unterstellen, die wollen natürlich alle nur helfen. Aber man erschließt sich natürlich auch Märkte so.

  13. Tja, Pia, so isses nun mal im Leben – es gibt tatsächlich Dinge, von denen man noch nichts gehört hat 😉
    Und ich brauch dir da auch nichts glauben, ich für MICH empfinde das CI-Hören absolut nicht als natürlich. Ich habe nur widergegeben, was andere über ihr Hören gesagt haben.
    Wenn ich mich richtig erinnere waren die ersten, die bei voll funktionsfähigem Ohr kontralateral ein CI bekommen haben Bundeswehrsoldaten, weil da die Finanzierung anders läuft. Inzwischen gibt es da aber weitere Fälle. Kannste glauben 😉

  14. Pia Butzky

    @ nqlb

    Es spielen nicht nur finanzielle Interessen der Hersteller mit hinein, denn die Kassen und Kliniken und Audiologen müssen auch mitmachen. Die denken aber durchaus kritisch, es wird nicht auf Deubel-komm-raus implantiert. Gerade Mediziner und Audiologen äußern als Erste ihre Bedenken, wenn das Ergebnis fraglich erscheint. Die meisten jedenfalls.

    @ Emmi

    Ach so, du hast selbst auch ein CI? Liest sich etwas irritierend. Man könnte denken, du hast keines. Es gibt ja viel Gerüchteküche und falsche Vorstellungen bei Leuten ohne CI. Vor ca. 2 Jahren habe ich mal einen Artikel über die möglicherweise andere Hörreizverarbeitung des Gehirns gelesen, wenn man „so einen Fall“ vorliegen hätte“. War bis vor kurzem noch hypothetisch: Jemand mit einerseits voller Hörleistung und anderseits CI.

    Kurz und gut:
    Wer noch ein zweites gesundes Ohr hat, ist wirklich gut dran und kann Musik unverzerrt hören. Man kann das CI ja einfach ausschalten …

  15. Keine Sorge, ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Trotzdem ist aber nach der EAS bzw. Hybrid-Technologie die Versorgung einseitig Ertaubter das nächste große Ding. Das zeigt auch ein Blick auf die einschlägigen Publikationen und Tagungen.

  16. @ Pia, ja, ich hab schon seit ein paar Jahren ein CI und bin nicht der Meinung, dass es besonders natürlich klingt 😉

    Ich muss gestehen, ich stehe dem Ganzen eh recht kritisch gegenüber (ich BIN vielleicht ein kleiner Verschwörungstheoretiker) und finde, Firmen, Ärzte, Audiologen usw. müssen wirklich vorsichtig sein mit dem, was sie anderen versprechen. Nicht nur im Hinblick auf die Person selbst, sondern auch auf die Erwartungen, die dann von außen an diejenigen herangetragen werden. Ich erinnere mich da gut an eine Familienfeier, auf der mich meine Tante nach meinem CI gefragt und das Gespräch mit den Worten „Na, so richtig optimal ist das aber noch nicht!“ geschlossen hat. Und ich höre wirklich „gut“ im Vergleich. Dass Leute zum CI gedrängt werden hatten wir ja schon mal. Was Ärzte und weiteres Personal angeht habe ich in den meisten Fällen aber schon das Gefühl, dass mit der Sache einigermaßen verantwortungsvoll umgegangen wird.

    Man kann da jetzt über die Verantwortung der Firmen streiten, aber da sie sich das (zumindest vor ein paar Jahren noch) allesamt auf die Fahnen geschrieben haben darf man den Anspruch an sie durchaus haben, denke ich.

  17. Pia Butzky

    Also, grundsätzlich mal gönne ich wirklich jedem ein CI, der eines möchte. Und wenn jemand gern eines zu seinem gesunden Ohr dazu haben möchte – na, umso besser, wenn die Kliniken dann das Ding einbauen. Stellt euch vor, es wäre anders rum: Man wünscht sich etwas und bekommt es nicht! Schlümm.

    Von daher gönne ich den Herstellern ihre Gewinne, denn sie bezahlen auch ihre Techniker und Entwickler und Forscher und Angestellten davon, denen ich einen guten Lohn gönne, damit sie hochmotiviert und fleissig weiter entwickeln.

    Wenn schon Zukunft, dann würde ich gern mal die Richtung „Musikhören“ und „besserer Klang des CI“ als ehrgeiziges Ziel sehen bei Hersteller & Konsorten. Oder zumindest mal eine Studie darüber, wie beeinträchtigend, belastend und spannungsaufbauend-depressionsfördernd es ist, KEINE Musik hören zu können. Ich mache auch gern mit, freiwillig.

    Stellt euch die Nachricht vor: „Sensation: CI-Hersteller bringt musiktaugliches CI auf den Markt“ oder „Verzerrungfreie Musikwiedergabe mit neuem CI-Modell ab Mai 2010“

    Und dann, BummBumm-Bass-Beethoven, machst du beim CI-Anpassen mit deinem Techniker den Subwoofer-Test. Und kriegst Red Hot Chilli Peppers täglich zum Üben! Da werden deine Kollegen aber grinsen …

  18. Emmi, ich glaube aber, diese Sorte Fragen/Erwartungen von Unbetroffenen und Unbedarften wird man nie abstellen können. Dazu ist das ganze (Schwerhörigkeit/Taubheit und die ganzen technischen Einzelheiten) zu komplex. Ist doch auch naheligend, die Logik: Hört schlecht/nix und sagt „Ich habe mir ein Implantat einsetzen lassen“, also muss sie doch nun wieder hören. Warum sonst sollte sie sich das Implantat einsetzen lassen? Ich würde mir natürlich wünschen, dass es anders wäre, aber ich kann’s gut verstehen…

    Pia, stimmt schon, was Du über Entwicklung/Forschung schreibst. Und Musik/besserer Klang ist eins DER Forschungsziele bei allen Herstellern im Moment. Nur, ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: Soweit ich im Moment in der Forschung drinstecke ist mein Eindruck, dass demnächst zwar alle möglichen Detailverbesserungen kommen werden, zumindest in naher Zukunft aber keine wirklich großen Sprünge.

  19. Pia, das sagt ja keiner. Im Gegenteil kriegt ja heute noch nicht jeder, der will und bei dem das angezeigt ist, ein 2. CI. Also mit jemandem sein CI nicht gönnen hat das rein gar nichts zu tun 😉

    Zum zweiten Absatz schweige ich stille, sonst muss ich einen Roman verfassen.

    Zum dritten Absatz: Musikhören ist derzeit DAS Thema. Da es zudem auch noch mit Hören im Störschall korreliert – wunderbar. Allerdings stimme ich nqlb zu. Aus meiner Sicht gibt es im Moment ein, zwei Knackpunkte, bei denen ich bei keinem der Hersteller einen echten Durchbruch erwarte, die aber die Limitation im Bereich Musikhören und Hören im Störschall darstellen.

  20. @ Fastbeethoven:

    Dieses Wissen habe ich schon aus den Zeiten von vor Internet, kann deshalb nicht mit Links dienen.
    aber ich kann noch was dazu sagen: Das Gehirn ist, was die Klangerfahrung angeht, durchus abstrahierungsfähiger. Es genügen gewisse Mischungsverhältnisse der einzelen Klangfrequenzen der Obertöne (z. B. eines Instruments oder Geräusches), die das Gehirn dazu veranlassen, die fehlenden oder zu schwach dargestellten Grundfrequenzen in ihrem natürlichen Lautstärkeverhältnis zu rekonstruieren.
    Dieses Prinzip wurde in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sogar als Werbeargument für Lautsprecherboxen genutzt, ja sogar in sog. Fachzeitschriften genutzt, um Speaker mit unzureichender Basswiedergabe gutzuloben.
    Damals waren die wirklichen Hifi- Boxen mit einigermaßen guter Basswiedergabe (bei hoher Lautstärke) noch selten und meist teuer.
    Vielleicht kannst du mal bei Wikipädia nachforschen..
    Grüße

  21. „Wissen aus der Zeit vor dem Internet“, das klingt schon fast mythisch. 🙂 Danke für die Erläuterung, ich werde mal weitersehen.

    Ansonsten bin ich zu dem Problem des Tieftonhörens mit CI gerade noch einmal auf Folgendes hingewiesen worden: Tiefe Frequenzen werden im Innenohr — im Gegensatz zu den hohen — nicht nur örtlich sondern auch zeitlich spezifisch verarbeitet. Das ist der Grund warum Tieftonwahrnehmung mit dem CI überhaupt möglich ist, obwohl die Elektrode des CIs nicht bis ganz in die Cochlea hineinreicht, wie ja Pia oben schrieb.
    Das heißt, dass man mit geschickter Verarbeitung des Schalles im CI-Prozessor und geschickter Reizung des Innenohrs

  22. Was tun kann?

  23. Oh. Der Halbsatz sollte da eigentlich nicht mehr stehen:
    Das heißt, dass man mit geschickter Verarbeitung des Schalles im CI-Prozessor und geschickter Reizung des Innenohrs Tieftonwahrnehmung erzeugen/verbessern kann obwohl die Elektrode nicht tief bis ans Ende des Innenohres/der Schnecke reicht. (trotzdem noch keine Konkurrenz für biologisches Hören)

  24. Äh, ja, die zeitliche Auflösung ist ja aber das Problem beim CI und das, wo Medel mit der Feinstruktuktur ansetzt.

  25. Wollte auch nicht andeuten, es sei kein Problem. Ganz im Gegenteil, ich glaube daran arbeiten sich gerade alle Hersteller mehr oder vielleicht eher minder erfolgreich ab. War nur als Zusatz zu der Info oben gedacht, dass der Ort der Stimulation im Innenohr eine Rolle spielt (die sogenannte Tonotopie).

  26. @nqlb:
    Das , was du da beschreibst (post vom 2.4.), hört sich an, ähh liest sich als würde der Trick mit den viruellen Bässen da angewendet…

  27. Möglich oder auch nicht. Habe leider von den physiologischen Grundlagen von beidem zu wenig Ahnung um zu sagen, ob da die gleichen Phänomene genutzt werden. Aber falls das jemand aufklären könnte würde mich freuen!

  28. Hallo.
    Ich bin nach meiner zweiten Stapedektomie (die Erste war höchsterfolgreich) leider einseitig ertaubt.

    Ich hab jetzt seit Februar 2011 rechts ein CI und ich werde im Mai wieder operiert, weil (und jetzt aufgepasst!!!) ich alles ZU TIEF höre! Ich kann die Töne des CI gut mit denen des „normalen Ohrs“ vergleichen, weil links halt alles intakt ist. Tief geht also definitiv. Allerdings ist es so, dass die Hersteller (in meinem Fall COCHLEAR) von sogenannten Normgrößen der menschlichen Schnecke ausgehen und diesbezüglich die Größe ihrer Elektroden berechnen. In meinem Falle ist aber so, dass meine Schnecke nur einen Maßstab von 0,7 zu 1 im Vergleich zur Normgröße hat und daher die Elektrode bis ans Ende der Schnecke reicht (also operativ ebenfalls möglich). Nachteil ist in meinem Fall, dass der Elektrodenabstand nicht zu meiner Schnecke / meinem Hörnerv passt und dass ich eigentlich fast NUR TIEF höre, weil die Elektroden zu tief in der Schnecke sitzen. Daher ist mein Sprachverständnis aktuell eigentlich gleich null und ich höre nur dumpfes Geplärre. Der Hörnerv ist aber getestet und definitiv intakt. Es ist halt alles 2 – 3 Oktaven tiefer, als normal.
    Die OP im Mai sieht nun eine Korrektur der Elektrodenlage (Rausziehen) vor, was dann zur Folge haben soll, dass ich mein Sprachverständnis normalisiere und zugleich ein paar Tiefen weniger habe. Die Elektrodenlage wird also zum Äußeren der Schnecke korrigiert.
    Vorteil: Größeres Frequenzspektrum insgesamt (gepaart mit Sprachverständis) und auch Hochtonerkennung
    Nachteil: Ein paar Bässe weniger und ein paar weniger verwendete Elektroden.

    Allerdings genügen für das Sprachverständnis 8 – 10 Elektroden (von aktuell 21) und das Frequenzspektrum sollte dann trotzdem im großen und ganzen (mit geplanten 15 – 18 tatsächlich verwendeten Elektroden) abgedeckt sein.

    Ich erhoffe mir dadurch dann ein fast normales Sprach-Hörvermögen. Laut Professor soll das in etwa Handy-Qualität entsprechen und das wäre doch schon was 🙂 Umgebungsgeräusche sollten mit dem CI generell eh machbar sein.

    Gruß, Mätti Maus

    PS: Ich arbeite übrigens sogar ausschließlich mit meinen Ohren und kann auch z. B. Tastfunkverkehre (bin Amateurfunker) oder Musik (z. B. vom iPod) über den Audio-Eingang meines Sprachprozessors – wie mit einem Kopfhörer aufnehmen. Ist halt alles nur aktuell von der Tonhöhe her nicht so wie es sein sollte.

  29. Ach ja, noch was zur Kostenübernahme bei einseitigem CI. Das ist inzwischen dank einer Studie des BwZK Koblenz „salonfähig“. Soldaten, die einseitig ertaubt aus dem Einsatz kommen, werden inzwischen i. d. R. mit CI versorgt und die Kosten werden übernommen.
    Ich kann das seit heute bestätigen, weil heute sowohl Krankenkasse als auch Beihilfestelle die Kosten übernommen haben.
    Gruß & Gute Nacht, Mätti Maus

  30. Hi Matthias, ja, das ist ein gravierendes Problem: Die ganze Technik ist normiert und wenn man von der Norm abweicht, hat man schlechte Karten. Von Fällen wie Deinem (Klang zu tief, Elektrode soll rausgezogen werden) hab ich bislang nur gehört. Freue mich aber, dass Du das scheinbar alles so nüchtern-pragmatisch aufnimmst! Danke für den Hinweis über die Lage bei einseitiger Taubheit. Wünsche alles gute für die OP!

  31. Bässe mit nur CI sind bei mir nicht so toll zu hören…. Da macht nur Hardrock unf Metal Spaß Als ich nur ein Hörgerät hatte habe ich ganz viel Blind Guardian gehört und ruhigen Faun-Folk. Mit Hörgerät und nahezu perfekt eingestellten CI kann ich mir In Extremo, Saltatio Mortis und Co geben und es klingt fantastisch. Obwohl ich nach wie vor bei Villeman og Magnhild von In Extremo beim Mitsingen den Faden verliere… Achja, grade kam das Horn, des ist sooo cooler Klang.

  32. 🙂 Dir ein bassreiches und textsicheres Jahr 2012!

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