Kennt Ihr Ken Lee? Gut, dann erzähle ich Euch das mal. Denn es ist ja so: Jeder versteht, was er will. Ich zum Beispiel. Kann gerade immer noch nicht fassen, dass das richtig sein soll. Ergibt doch gar keinen Sinn!
Manche Leute nennen das schwerhörig, ich nenne es mondegreening. Das klingt doch gleich viel besser. Bei Wikipedia kann man lesen, dass der Begriff schon 55 Jahre alt ist und von der Autorin Sylvia Wright eingeführt wurde. Die hatte lange gedacht, die letzte Zeile eines mittelalterlichen Gedichtes laute, erschlagen habe man „the Earl of Murray and Lady Mondegreen.“ Dabei gab es nur einen Toten — und den hat man dann auf eine Wiese gelegt („And laid him on the green“).
Und was ist nun mit Ken Lee? Der war vor zwei Jahren ein besonders schöner Fall von mondegreening:
Diese Frau sang, was sie für Mariah Careys Interpretation von „Without you“ hielt. Sie hat, so wird sie zitiert, ohne Englisch zu können das Lied nur vom Hören her gelernt. Ich weiß genau wie sie sich fühlt, als die anderen beginnen, komisch zu gucken und schließlich zu lachen.
Das ist wirklich keine Schwerhörigkeit, solche Verhörer gibt es bei Normalhörenden ständig. Dazu gibt es schon ganze Webseiten und sogar Scherzbücher („Der weiße Neger Wumbaba“ z.B., siehe Wikipedia).
Ein gutes Beispiel ist auch der Schnitzelwagen von Roland Kaiser: http://songverhoerer.de/?i=song&p=37
Na ist doch ganz meine Rede, es gibt keine Schwerhörigkeit. Alles nur Mondegreening. 🙂
Außerdem ist das so ein schönes Wort. Bin zwar sonst nicht so ein Freund von Anglizismen, aber Wumbabern klingt so ordinör.
Ich musste den Beitrag jetzt zweimal lesen, bevor ich geschnallt habe, was du mir sagen willst 😀 Aber was bitte ist Wumbabern? Ich kenn da nur (stinklangweilig leider) den guten alten Verhörer.
Übrigens, ich bin bis heute sicher, dass es in „Whole again“ von Atomic Kitten (NIEMAND kann etwas für seine Exposition gegenüber Radios, ja!) „Muffins make me smile“ heißt. Das hat dann nur nicht zur Gesundheitspropaganda gepasst oder so *hmpf*
Oha… Muffins!
I have my mysterious days.
PS: wumbabern /verb/, ugsprl., kreativ-befreit hören und verstehen ohne sich von der Realität behindern zu lassen. Etym.: unklar. Einige Quellen geben einen historisch unbelegten Zusammenstoß eines Bloggerkopfes mit einem Buch von Hacke/Sowa an. Syn.: mondegreening.
Jajaja, war ja klar. Aber Achtung, du hast es hier mit der Meisterin der kreativen Eigenwortschöpfungen zu tun. Es wiiird dich heimsuchen!
Oh… Es gibt Ken Lee 2. Irgendwie tut sie mir ja schon leid, ge 😦
Agathe Bauer!
Damit haben einige Radiosender vor zwei, drei Jahren halbe Sendungen bestritten 😀
Emmi, och, ich bin da wie die Pfadfinder — allzeit bereit.
Henning, das kann ich mir vorstellen! Allerdings, das habe ich gerade gelernt, ist Dein Beispiel kein Mondegreen, sondern ein Soramimi (weil es eine Übertragung in eine andere Sprache ist). Wahnsinn, es gibt sogar Fachterminologie! 🙂
Lady Mondegreen. Schööön!!!
Erinnert mich an meine Zeit in London. In den Clubs der Stadt zu Hause, fand ich mich eines Nachts auf dem Dancefloor laut die wenigen Worte eines Stückes mitsingen. Eigentlich war es nur ein Wort, „Funky“.
Das habe ich aber ganz anders verstanden und so grölte ich „Fuck me, Fuck me!“
Mondegreening is everywhere!
Tja, da kann ich nur hinzufügen, The Archive of Misheard Lyrics. Eine gewaltige "Mondegreening"-Motenkiste. "Der weisse Neger Wumbaba" ist übrigens ein wunderbares Büchlein. Ich habe unzähle Male laut herausgelacht, als ich es gelesen habe. Und das will etwas heissen. Ich gehöre leider nicht zu den Leuten, die schnell lachen.
Haahahahahaa, Berlinessa, hihihihi… 🙂
frau frogg, danke für den Tip, das ist ja wirklich ein tolles Archiv. Für „Sweet Child of Mine“ (womit ja oben alles anfing) gefällt mir dies hier am besten ;-).
Ansonsten, würde mich freuen, Sie mal wieder zum Lachen zu bringen.
Ich hab keine Ahnung, wie solche Sendungen ablaufen (Totalverweigerung), aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kandidaten ihre Lieder nicht zumindest in der Probe oder bei irgendeinem Vorlaufblabla mal vor irgendwelchen Sendungsmenschen singen, bevor sie damit auftreten. Kommt mir komisch vor, das.
Mondegreening find ich jetzt nicht so griffig, obwohl die Geschichte dahinter nett ist. Wumbabern hat aber was! Klingt allerdings eher nach Rumlabern als nach kreativem Hören. 🙂
Das ist ja schön! Eigentlich auch gar nicht doof oder peinlich, denn ob die richtigen Texte wirklich so geisterhellend sind, sei mal dahin gestellt. Ist doch phantastisch, was beim mondegreening herauskommt. Toll.
Habe mal was über „Unschärfe“ (in der Kunst) gelesen. Das Diffuse, Unklare, nicht konkret Definierte erzeugt eigene Interpetationen, man kann gar nicht anders. Und da beginnt die Kreativität. Wenn man nicht richtig hört, entsteht Neues. Wenn man nicht deutlich sieht, entstehen optische Phänomene. Diese Zwischenwelt ist faszinierend. Manchmal sehe ich Leute miteinander sprechen und meine, es sei sehr reichhaltig und bunt und aufregend, was sie reden. Wenn es mir (hörbehindert) dann erklärt wird, bin ich enttäuscht: Es ist ganz profan und klein, irgendwas zur Stromrechnung oder zu Bahntarifen. Mondegreening ist viiiieel schöner.
🙂 Pia hat mich verstanden 🙂
Andrea, nicht griffig ist es, das stimmt. Dieses Schicksal teilt es mit „Not quite like Beethoven“. Ich kenne die Details dieser Shows auch nicht, aber vielleicht war es ein offenes Casting und (noch) nicht die Fernsehshow?
Übrigens, Emmi, das hatte ich vorhin vergessen: Ich finde es schon irgendwie stark von ihr, sich sowas zu trauen, vor allem wenn man WEISS dass man die Sprache ü-ber-haupt nicht kann… Ich würde mich auf Chinesisch nicht so zum Affen machen wollen.