Chefsein — eigentlich eine nette Sache. Außer bei den vielen Gelegenheiten, in denen man keinen Plan von der Sache, nicht zur Führung vorgesehen oder schlicht keine Lust auf Im-Zentrum-Stehen und die damit verbundenen Nachteile hat. Aber als Schwerhöriger unter Flotthörenden ist man im Grunde genau dazu gezwungen: Immer Chefsein und die Gesprächsführung übernehmen. Oder aber: In der dahinfließenden Konversation der anderen untergehen, weil mannach kurzer Zeit nicht mehr mit- und reinkommt.
Ich habe das ja schon einmal beschrieben als ich über die Tücken des Abendessens verzweifelte und schließlich Nie wieder Feierabend! wünschte.
Gerade las ich drüben bei Esther von einer interessanten neuen Variante dieses Dilemmas, einem schwerhörigen Gitarristen, der alleine (und ohne Hörgerät) sehr schön spielte, im Duett mit einer Violine aber leider unfähig war, sich wie vorgesehen an ihr zu orientieren und die Begleitung abzugeben. Der Violinist musste folgen — anscheinend recht zähneknirschend.
Tja, Schwerhörige. Zur Führung verdammt. Oder zum Schweigen.
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Chefsein, Führen, Leiten, sind für mich das Schwierigste überhaupt. Viele versuchen zu beschreiben, was dazu notwendig ist, zu leiten. Die Antworten darauf sind ebenso vielfältig, eins wird meist genannt, dass man auch mal zuhören, auch streng sein muß, analysieren können sollte. Hilfreich ist auch sowas wie ein freundliches Bauchgefühl. Deswegen gibt es so wenige gute Chefs.
Ist das nicht eine Variante des Themas „selber reden, damit man nicht zuhören muss?“ Mir graut vor dieser Situation, muss ich ehrlich sagen. Ich höre eigentlich sehr gern zu. Ich bin gerne Gesprächspartnerin, nicht Gesprächschefin. Ich bin aber richtig froh, dass Sie mir ab und zu zeigen, dass es auch mit schlechtem Gehör gelingen kann, auf andere einzugehen.
fafnir, stimmt, ist schwierig, das so festzumachen. Ein freundliches Bauchgefühl habe ich wenn ich gut gegessen habe 😉 Dann klappt’s auf jeden Fall besser.
frau frogg, bei dem Gitarristen könnte man es so sehen, aber sonst würde ich sagen, nein. Ich meine Gesprächsführung mit dem Ziel des Zuhörens bzw. Gesprächspartner Seins. Aber wie in allen Führungsrollen scheint halt der Charakter durch und manche…
Zum Thema Chef eine alte Story:
Karl will einen Papagei kaufen.
In der Tierhandlung sind mehrere Papageien mit Preisschilder.
Ein Preisschild ist tausend Euro.
Karl fragt den Verkäufer:
„Warum kostet der Vogel tausend Euro?“
Antwort:
„Er kann englisch und französisch dolmetschen“.
Karl sieht an einem anderen Papagei Preisschild zweitausend Euro.
„Warum kostet der zweitausend Euro?“
Antwort:
„Er kann am PC Buchhaltung und Steuererklärung machen“.
Karl ist beeindruckt. Da sieht er weiter hinten einen Papagei mit
Preisschild zehntausend Euro.
„Oh, der da hinten, was kann der für zehntausend Euro?“
Verkäufer antwortet:“ Ach, der kann nichts“.
Karl:“ Warum kostet der zehntausend Euro?“.
Verkäufer: “Er ist Chef, ohne ihn arbeiten die beiden anderen nicht“.
So, ich bitte um Entschuldigung — war einige Zeit verhindert. Ungünstige Verkettung viraler und haushaltsunfälliger Ereignisse.
Aber eigentlich wollte ich nur sagen: Ich mag den Witz. Und wäre mir nicht so sicher, dass das nichts ist, was der Papagei da kann. ^^
Auf der verlinkten Seite von Esther habe ich noch einen anderen interessanten Artikel gefunden. Titel: „Musizieren IV mit Mittelohrentzündung“. Der passt sehr gut zu einer älteren Diskussion, die es hier mal gab. Da ging es um die Frage, ob alle Menschen gleich hören. Anscheinend nicht. Wirklich spannend. 😉 Hier der direkte Link: http://www.esthermerz.com/?p=512
Stimmt, der ist interessant, danke für den Hinweis!
Wäre mal interessant zu erfahren ob der Dirigent daraus irgendwelche Konsequenzen gezogen hat — oder es einfach auf sich hat beruhen lassen und zur Tagesordnung zurückgekehrt ist.