That’s the whole purpose for people like me, to inspire people like you.
Ich bin nicht Svetlana Kirilenko, die das dort oben irgendwo in der vierten Staffel der Sopranos gesagt hat, die nur ein Bein hat und einen fatalistischen Optimismus pflegt. Doch die Situation, von der sie spricht, kenne ich nur allzu gut: Da gibt es Menschen auf der Welt, die sich für einen interessieren, die womöglich gar Sex mit mir haben wollen, was ja grundsätzlich begrüßenswert ist.
Aber leider aus zweifelhaften Gründen. Weil man nämlich, aus ihrer Sicht, schlechter dran ist als sie. Aber besser lebt als sie.
Ich habe bei solchen Gelegenheiten auch schon äußerst heftig drauf reagiert. Ich wollte lieber wegen was anderem gemocht werden. Und stehe sowieso nicht so auf Jammerlappen und Behindertengroupies. Nur in letzter Zeit frage ich mich, ob es das wirklich wert ist. Eigentlich ist es doch nur ein Kompliment, inspirierend zu sein, oder? Ist es nicht sogar ein bißchen kindisch, zu verlangen, dass einen der oder die andere auf GAR KEINEN FALL wegen irgendwas, das mit der Behinderung zu tun hat, mögen darf? Und ist es nicht überhaupt sehr vermessen, anderen vorschreiben zu wollen, für was sie einen mögen dürfen und für was nicht? Ich meine, das passiert doch auch sonst recht selten, dass es genauso kommt wie man das gerne hätte, oder?
Nimm es locker! Ich kann zwar von solchen Erlebnisse weniger sprechen, weil ich quasi immer unter „Meinesgleichen“ verkehre, insofern meine Taubheit keine „Groupies“ angelockt hat.
Dennoch glaube ich, dass eine „Blondine“ ja auch nicht geliebt werden will, nur weil sie dieses Attribut hat. Oder kennst Du eine Blondine, die sagt: „Wow, weil ich blond bin, bekomme ich viel ab!“.
Statt „blond“ kann mensch jedes andere beliebige Wort einsetzen, es passt schon. Oft wollen wir wegen eines besonderen (auffälligen?) Merkmals nicht geliebt werden, aber oft hegen und pflegen wir dieses Merkmal bewusst, auch unbewusst, um sich aus der Masse hervorzuheben.
Voll menschlich – völlig normal 😉
Herzliche Grüße am Montagmorgen
Ralph
Ja, im Prinzip schon. Es sollte nur vielleicht noch zwei, drei andere Dinge geben, die den andern anziehen. Jedenfalls, wenn’s um Freundschaften und mehr geht.
Usually I understand your German, but this time I had trouble. Do you mean, you want more people to like you because they want to sleep with you, not because you’re deaf?
Hm, naja, aber schließlich ist das Handicap ein Teil von ihnen. Und sie wollen doch ganz geliebt werden.
Das ist schwierig. Ich war einige Jahre mit einem Mann zusammen, dessen Behinderung für mich keine war. Aber trotzdem war der lahme Arm immer mit von der Partie. Mittels Superkompensation – kein anderer vorher hat mich Moppel durch die Stube getragen und Projektionen -ich war plötzlich die nicht ausreichend perfekte, makelbehaftete Person.
Elizabeth, I’m just wondering how to react to people who like me explicitly because of how I deal with the hearing problems.
kitty koma, Sie haben Recht, es geht um das „ganz“. Und, philosophisch gesprochen, die Frage was die wichtigsten Teile dieses Ganzen sind. So ganz koscher scheinen mir beide Strategien aus Ihrer Erzählung nicht, aber es klingt als hätten Sie mit der Superkompensation zumindest noch ab und an Spaß haben können. Diese Projektion dagegen, oje. Aber um für sowas anfällig zu sein, braucht man ja nichtmal ne Behinderung.
Lieber nqlb, ich oute mich mal. 🙂
Ich lese Dein Blog, weil ich an Deiner Behinderung interessiert bin. Und zwar wegen meines familiären Umfelds: Meine Mutter wird langsam taub. Insofern benutze ich Dich, weil ich hier Einsichten bekomme, die mir meine Mutter aus verschiedenen Gründen nicht geben kann.
Ich lese Dein Blog aber so richtig gerne, weil mir Deine Art zu schreiben gefällt. Ich mag Deine klugen, selbstreflektierten, über den Tellerrand schauenden, mit Wissen angereicherten Beiträge einfach gerne lesen.
Ich würde Dein Blog weiterlesen, egal welches Thema im Mittelpunkt steht. Ich hätte es aber gar nicht erst angefangen zu lesen, wenn Du über etwas anderes schreiben würdest (vermute ich mal).
Bei realen Kontakten ist es vielleicht vergleichbar: Es gibt ein Attribut am anderen, das Aufmerksamkeit hervorruft und Interesse weckt. Ich kann nicht wirklich beeinflussen, welches meiner Attribute das ist. Wenn es etwas ist, das mich von anderen abhebt, wird es wahrscheinlich vielen Leuten auffallen. Dann kann ich mit Ihnen darüber smalltalken. Mehr nicht.
Aber ich verstehe schon Deinen Punkt, wenn es nicht ums echte Interesse an Dir oder Deiner Meinung geht. Man merkt schon, wenn sich das Gegenüber eigentlich nur mit sich selbst beschäftigt. Als ich vegetarisch gelebt habe, habe ich mich zum Beispiel sehr oft über Schlachthöfe unterhalten. Über das Thema habe ich mich immer aufgeregt, über die Leute, die mich in diese Gespräche verwickelten, aber nur dann, wenn es Ihnen drum ging, mich in eine bestimmte Ecke zu drängen und Dinge zu finden, die ich angeblich nicht konsequent genug umsetzen würde (Lederschuhe tragen, zum Beispiel).
Ich muss Silke zu stimmen. Irgendeinen Auslöser braucht es ja, damit man jemanden interessant findet. Ich habe deinen Blog auch nur gefunden, weil ich was über Lippen lesen gesucht habe. Und weil du so toll schreibst und hier immer viele spannende Diskussionen entstehen, lese ich deinen Blog immer noch. Ich glaube, so ist es immer, auch im wahren Leben. Der kleine Auslöser reicht ja nicht, um eine Freundschaft entstehen zu lassen und sie aufrecht zu erhalten.
>people who like me explicitly because
–If I may ask, how do you find this out, short of asking people directly, „why do you like me?“, and getting, „weil du so gut mit Schwerhoerigkeit umgehst“? Even then, do people always answer such questions honestly? Perhaps they are trying to mask more superficial answers–looks, boxing prowess, amazing fedora etc.
Erstmal vielen Dank für die einfühlsamen (und schmeichelhaften) Kommentare. 🙂
Dann finde ich: Was hier im Blog passiert ist doch insofern was anderes, als ich mich hier doch selbst primär als Ertaubter präsentiere. Da ist doch hier kein Wunder und sogar erwünscht, dass gerade darauf reagiert wird! Not quite like Beethoven ist zwar keine Kunstfigur, aber doch ein sehr viel spezielleres Geschöpf als ich-da-draußen.
Silke, ich finde Deinen letzten Absatz toll, und Eules Hinweis auf Wichtigkeit und Unzureichendhaftigkeit des ersten kleinen Auslösers. Genau darum geht’s.
Elizabeth, I don’t ask. The others usually give it (or themselves) away–sometimes inadvertently. But you are right, sometimes it might be due to people simply not wanting to seem shallow.
It does seem exactly the sort of comment insecure people make who don’t want to own up to their crush. If someone says she or he likes you for anything other than humor, writing, and brains–ie „…weil do ja so gut mit allem umgehst“–you could make a habit of interpreting that as pure come-on, cocking an eyebrow, putting an arm around her waist, and asking her out for a drink. In any case, it would make life more interesting. One thing I’ve learned from my own hearing problems is, one always has an excuse for „misunderstanding.“
I’ll keep that in mind, for the benefit of any future acquaintances!
Hab jetzt auch mal meine Gedanken dazu in einem eigenen Blogeintrag schriftlich festgehalten..
http://meinaugenschmaus.blogspot.com/2010/12/vom-benutzt-werden-und-die-gedanken.html
Meinem hoch geschätzten Bloggerkollegen wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Danke, das wünsch ich Dir auch! Hab Dir mal drüben geantwortet.
Als ehemals leidenschaftliche Sopranos-Guckerin, muss ich hier was loswerden:
Svetlana Kirilenko fehlt nicht nur ein Bein. Sie ist Einwanderin, aus dem armen Osteuropa, sie arbeitet in der Altenpflege. Ihr Genüber Tony Soprano gehört zur alteingesessenen amerikanischen Gesellschaft, ist mächtig, reich, kriminell und ein absoluter Macho – leidet aber insgeheim an Depressionen. Sie inspiriert ihn nicht (nur) aufgrund ihrer Behinderung, sondern als ganzes Phänomen: Weil sie sich nicht (wie seine Frau, seine Schwester, seine Ex-Geliebte) ständig beschwert, sondern – allen widrigen Umständen zum Trotz – erreicht, was sie will.
Und zweitens:
Ich habe auch ein Problem mit Komplimenten, die sich auf Dinge beziehen, die zu meinem eigenen Selbstverständnis gehören. Und ich hatte schon oft genug das Gefühl, dass ein vermeintliches Kompliment eigentlich das genaue Gegenteil von dem Gesagten ausdrückt.
Und drittens zur Motivation, intim zu werden, „weil man nämlich, aus ihrer Sicht, schlechter dran ist als sie. Aber besser lebt als sie.“
[Fußnote: Hier ist das „schlechter dran“ auf ein physisches Problem bezogen. Ich denke dabei aber genauso an einen niedrigeren sozialen, kulturellen oder politischen Status.]
Das klingt erstmal nach einem unguten Ungleichgewicht. Die eine Seite bewertet die andere nach fragwürdigen Maßstäben. Man kann es aber auch so lesen: Man will mit dieser Person ins Bett, weil man sich angezogen fühlt von jemandem, der durch seine Lebensweise, seine Perspektive, vielleicht durch seine ganze Präsenz die eigene gewohnte Bewertung der Dinge auf den Kopf stellt. Der einen daran erinnert, dass die Normen, nach denen man sein ganzes Leben ausrichtet, nur so viel Bedeutung haben, wie man selbst ihnen zuschreibt. Mit dem man sich freier fühlt, weniger unter Druck, weil er einem unwillkürlich signalisiert, dass auch die eigene Unperfektheit ok ist.
Ich finde, es gibt wirklich zweifelhaftere Gründe, mit jemandem ins Bett zu wollen.
Da sagst Du viel Wahres. Diese ganze Geschichte ist ohne Zweifel sehr komplex. Und natürlich im Einzelfall zu sehen.
Aber in jedem Fall hast Du recht, wenn man es genau ansieht, dann ist in jeder Faszination für andere (und in Sex sowieso) ja so ein Element des Benutzens drin (zB für die eigene Inspiration). Das ist auch nichts Schlechtes und gar nicht bös gemeint. Gäbe es das nicht, dieses selbstbezogene Element, dann wäre es ja auch wieder nicht okay, dann lautete die Beschwerde: Alles nur Typen mit Helferkomplex hier! 😉
Ein weites Feld … Aber Hauptsache, ich habe Recht. 🙂
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