Ich finde es gar nicht prickelnd, wenn man mich krank nennt, obwohl ich es nicht bin. Genau das passiert mir aber als Schwerhöriger mit Technik, soll heißen: im Umgang mit Ärzten, Akustikern und Audiologen. Die nennen mich „Patient“, auch wenn ich nicht aus den Ohren blute. Ärzte und Arzthelferinnen — gut, die können gewissermaßen nichts dafür. Aber bei allen anderen finde ich es einfach unpassend. Was andere z.B. meine „Krankengeschichte“ nennen, ist meine Hörbiographie.
Da sich hier in den Kommentaren gerade Streit darüber entspann, was das für die Menschen bedeutet, und eine Akustikermeisterin danach gefragt hat, würde ich gerne wissen: Wie seht Ihr das?
Wie sollten die im Zusammenhang mit Hörgeräten und CIs mit Schwerhörigen und Gehörlosen umgehenden Professionellen diese nennen?
Im Wort Patient steckt drin, dass man leidet — weil man krank ist oder einen Unfall hatte. Man kann aber auch, so wie unsere Gesellschaft gerade funktioniert, einfach alle Nutzer medizinischer Leistungen Patienten nennen.
Wegen der psychosozialen Komponente würden manche vielleicht auch das Wort Klient bevorzugen. Darin steckt der Schutzbefohlene, so wie ein Anwalt sich mir rechtlich annehmen und für mich streiten kann, weil ich es selber nicht (oder nicht so gut) kann.
Nutzer oder Benutzer — wikipedia sagt mir dazu, das sei eine Person, die ein Hilfsmittel zur Erzielung eines Vorteils verwendet.
Und ein Kunde schließlich, ist eigentlich jemand, der etwas kaufen möchte oder gekauft hat, und im Rahmen dessen behandelt wird.
Wenn ich eine Umfrage erstellen will, kriege ich aus irgendwelchen Gründen nur Fehlermeldungen. Daher freue ich mich über Eure Meinung in den Kommentaren! Was sind die Leute, die sich für Hörgeräte oder CIs entschieden haben?
Ich selbst finde übrigens, dass Patient in speziellen Fällen angemessen ist, z.B. wenn ich eine Entzündung im Ohr habe und mich deswegen behandeln lasse. Und ich bin gegen den Klienten!
Mir persönlich gefällt der Begriff „PatientIn“ nicht, weil ich keine Medizinerin bin. Für mein Gefühl darf ich als Nicht-Medizinerin zu meiner Kundschaft nicht „PatientIn“ sagen, es hört sich für mich überheblich an.
KundIn ist gut, weil die Leute bei mir ja auch etwas kaufen. Aber so einfach ist es auch nicht, denn ich bin massgeblich für die Rehabilitation Schwerhöriger zuständig. Schliesslich kommen die Leute manchmal monatelang zu Terminen um alle möglichen Geräte zu probieren, und werden von mir in dieser Anpassphase intensiv begleitet. Auch nach dem Kauf eines Hörgeräts besteht meine Dienstleistung weiter, indem die aktuelle Hörsituation immer wieder (auch audiometrisch 😉 erfasst und die Geräte der aktuellen Lebenssituation angepasst werden. Dennoch würde ich mich auch nicht als Therapeutin bezeichnen, denn ich hantiere mit technischen Hilfsmitteln, also eigentlich Prothesen (gewerblich gesehen bin ich Handwerkerin). Und, wie aus diesen Posts offensichtlich hervorgeht, spielt die Einfühlsamkeit (ich nenne es psychologische Komponente…) eine grosse Rolle. Meistens kommen die Leute ja nicht zu mir, um sofort „Benutzer“ von Hörgeräten oder CI’s werden zu wollen. Sie wollen sich in erster Linie mit ihrem Problem an eine Fachperson wenden, die sie versteht. In diesem Sinne ist „PatientIn“ vielleicht in diesem Stadium schon gar nicht schlecht, weil die Menschen ja unter ihrer Hörbeeinträchtigung leiden (in sozialer Hinsicht) und eine medizinische Lösung suchen…?
Vielen Dank für Deine immer wieder klasse Texte.
Das Problem sehe ich vor allem auch darin, dass man behandelt wird als wäre man Menschen 5. Klasse. Da helfen die ganzen Antidiskriminierungsmassnahmen, die dann letztenendes nicht wirklich fruchten weil die Nichtbetroffen kein Bock haben nach zu denken. Sie sind zu bequem mit iher Denke. Da hilft nur eines: Fight for your rights where ever you are. Every day and year … Never give up!
Netten Gruss Carole
Hallo allerseits –
„Im Wort Patient steckt drin, dass man leidet — weil man krank ist oder einen Unfall hatte.“
Die Bedeutung von lat. patiens geht noch weiter. Es steht auch für „ausdauernd / geduldig“. So wird’s vielleicht stimmiger. Denn darin werden alle Hörbehinderten wohl mehr als geschult. In Ausdauer und Geduld.
Ich persönlich empfinde das ein wenig als Haarspalterei, auch wenn mir klar ist, was du meinst, nqlb. Meist ist es einfach Unachtsamkeit. Vielen fehlen die richtigen Worte. Und den schlecht Hörenden dann irgendwann die Nerven, wenn sie permanent mit mangelndem Feingefühl konfrontiert werden.
Auf der anderen Seite: Wenn ich blaue Augen habe und andere Menschen sprechen immer mal wieder über meine grüne Augen: Juckt mich das? Nö.
Ich weiß, welche Augenfarbe ich habe.
Und wenn ich Lust habe, weise ich freundlich darauf hin.
(Übrigens bin ich trotz ausschweifender Hörbiografie in dem Zusammenhang noch nie als Patientin bezeichnet worden).
Liebe Grüße
Bibi Blocksberg
P.S.
Ich hab völlig vergessen, die Frage zu beantworten. Ich frage mal zurück:
Ist eine Bezeichnung überhaupt nötig? Wer auch immer da von wem bezeichnet wird, kann doch im Idealfall einfach beim Namen genannt werden. Ansonsten würde ich unter den vorgegebenen Kategorien für „Kunde/Kundin“ stimmen.
Mit CI: Patientin, ganz klar. Die schneiden den Körper auf, man liegt im Krankenhaus und blutet usw. Eine Blinddarmoperation wird ja auch am Patienten gemacht, nicht am Kunden.
Mit Hörgeräten: Manche (viele) Leute haben Krankheiten wie Hörsturz, Ohrentzündungen, Innenohrstörungen, Hörverlust durch Meningitis usw., also krankheitsbedingte Veränderungen des Hörens. Auch da ist man kein Kunde, sondern Patient. Außerdem hat man bei der technischen Versorgung(!) sowieso immer mit der Kranken(!)kasse zu tun. Obwohl die ihre Mitglieder mittlerweile ja „Kunden“ nennen, was aber wieder unpassend und marketingschleimig klingt.
Der Eiertanz um die Bezeichnung ist mir egal, denn in meiner Gegenwart möchte ich einfach mit meinem Namen angesprochen werden. Wie die Fachleute unter sich von ihren Patienten/Kunden sprechen, ist doch wurscht, ich hör´s ja nicht. Wozu also das Getue?
Äh… ich leide sehr wohl unter meinem schlechten Gehör und ich fasse das keinesfalls als gesund auf. Man darf das nicht als Frage der Political Corectness oder als menschliche Wertung betrachten.
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@Pia Butzky: das ganze „Getue“ entstand aus dem Blogeintrag zuvor, weil ich mich ein wenig missmutig über „krankheit“ geäußert habe. Ich unterscheide sehr wohl zwischen Krankheit und Behinderung (wobei ich letzteres als Wort auch nicht gerade mag). Für mich liegt der Unterschied in der akuten Behandlung und einem dauerhaften Zustand. Natürlich ist nicht immer eine astreine Trennung möglich. Das gilt auch für die Begrifflichkeiten, wie sie hier nqlb schön säuberlich auflistet. Im Sinne von Hörgeräte-Versorgung sehe ich mich bspw. immer als Kunde, aber das ist bei den Akustikern noch nicht immer angekommen. Aber auch bei einem Arzt sehe ich mich nicht immer als Patient. Das gilt z.B., wenn ich wegen einer Hörgeräte-Anpassung zum HNO-Arzt muss, weil ich seine Verschreibung benötige. Ich bin aber nicht krank und ein Hörgerät ist keine Heilung. Von daher hege ich den Wunsch, auch entsprechend als Kunde behandelt zu werden. Als Kunde wirst Du letztlich doch und leider anders behandelt als wenn Du als Patient giltst.
@enno: Es geht hier nicht um PC, sondern um einen korrekten Umgang mit dem Menschen, der an den Tresen steht. Und der Umgang ergibt sich leider und erfahrungsgemäß aus der Bezeichnung. Ich bin überzeugt, dass wenn mich ein Arzt als Kunde, nicht als Patient begreift, mit mir anders umgeht.
Interessanterweise schreibst Du von „ich leide“und stellst Deine Schwerhörigkeit als Krankheit dar. Hast Du andauernde Schmerzen, bist immer in Behandlung und musst Medikamente einnehmen?
Um PC geht es mir dabei wirklich nicht. Und haarspalterisch würde ich es auch nicht nennen. Wenn man allgemein oder zusammenfassend über Menschen in diesen Zusammenhängen redet, dann braucht man eben solche Wörter. Man kann sie ja nicht alle beim Namen nennen.
Man sieht doch hier ganz gut, dass das Ganze deswegen kompliziert wird weil da eine Vielfalt von sich überlagernden Rollen gespielt werden. Und dass es immer auch davon abhängt, welche Rolle der Professionelle genau spielt (oder spielen sollte).
Was den „Patienten“ angeht: Ich finde auch, dass nicht alles was sich in 5km Umkreis eines Arztes abspielt, mich zum Patienten macht. Wenn ich zur CI-Nachsorge gehe, die Funktionsfähigkeit des Implantats getestet wird und ich eine neue Programmierung für den Soundprozessor kriege, finde ich Patient auch nicht ganz passend. Denn damit hat der Arzt ja gar nichts zu tun, sondern ein Ingenieur/Audiologe.
Wenn ich mal wieder eine neue Brille brauche, würde ich mich doch sehr wundern, sollte der Optiker mich als Patientin bezeichnen. Nein, wundern ist ein zu schwaches Wort, ich glaube, ich wäre ziemlich verärgert. Und ich denke, beim Kauf eines Hörgerätes sähe ich das genauso.
hallo Guinan,
der vergleich mit der brille hinkt meiner ansicht nach. denn bei der brille diagnostiziert der arzt, und der optiker macht kaufberatung und schleift die gläser. beim hörgerät hingegen diagnostiziert der arzt, und der akustiker muss ab dann die anpassung mit der individuellen programmierung übernehmen und dem betreffenden erklären, was ihn erwartet. er betreut ihn auch, wie oben bereits erwähnt, über z.t. bis zu mehreren monaten, bis eine hörgewöhnung eintritt. das hören-lernen ist eben komplizierter als das sehen-lernen. da ist es meist „richtige gläser auf – bisschen schwindel – und geht schon“. das passiert beim hörgeräteanpassen höchst selten.
Ich fühle mich dann als Patient, wenn ich wegen einer Erkrankung den Arzt aufsuche, in der Klinik liege oder in einer andere Form medizinische behandelt werde (z.B. Krankengymnastik usw.).
Beim Kauf von Hilfsmitteln bin ich KUNDE, genau wie beim Brötchenkauf beim Bäcker.
Mich nervt es auch, wenn z. B. CI-Träger als „liebe Patienten“ angesprochen werden, obwohl sie sich nicht in med. Behandlung befinden, sondern vielleicht zu irgendwelchen Veranstaltungen eingeladen werden. Nun sind Ärzte eh keine Sprachgenies 🙂
Von Klienten spricht man z. B. im (psycho)-therapeutischen und Beratungsbereich.
Oft ist es leider so, dass zwischen Patient und Mediziner eben KEIN Kontakt auf Augenhöhe stattfindet, d.h. der Patient hat sich – im wahrsten Sinne des Wortes – zu gedulden.
….
Interessante Diskussion!
@Ralph: Bei deiner Unterscheidung zwischen „Krankheit“ und „Behinderung“ hast du anscheinend vergessen, dass es auch chronische Erkrankungen gibt. Die sind zwar auch von Dauer, ich würde deshalb aber nicht jede chronische Krankheit als „Behinderung“ bezeichnen.
Ich finde übrigens den Vergleich mit der Brille gar nicht schlecht. Ja, das ist beim Optiker nur ein kurzes Verkaufsgespräch, auch wenn ich danach gerne wegen allen Problemen (Verbogen, etc.) kommen kann. Aber auch wenn ich zum Augenarzt gehe und meine Augen messen lasse, bin ich ja nicht „krank“ und fühle mich somit nicht als „Patient“. Ich werde aber höchstwahrscheinlich als solcher benannt und behandelt. Ich würde trotzdem nicht sagen, dass ich dann „Kunde“ beim Arzt bin. Klar, liefert er mir eine Dienstleistung (Augen vermessen), aber ich finde trotzdem das passt nicht. Eine bessere Alternative fällt mir aber gerade auch nicht ein.
PS: Habe gerade mal in mein Synonym-Wörterbuch die Begriffe „Patient“ und „Kunde“ nachgeschlagen. Eine Auswahl der Ergebnisse:
PATIENT: Klient, Kranker, Behandlungsbedürftiger, Hilfsbedürftiger, Leidender, Schmerzgeplagter, Pflegefall, Verwundeter, Verletzter, … (Da kann man schon verstehen, dass sich Schwerhörige beim Akustiker nicht so sehen. Oder auch Leute beim Augenarzt.)
KUNDE: Käufer, Konsument, Verbraucher, Abnehmer, Interessent, Bezieher, Auftraggeber, … (Da hab ich aber immer noch das Gefühl, das passt nicht 100%. Für mich fehlt da der Prozess des Begleitens bei der Hörgewöhnung, etc. Was ja oben auch schon genannt wurde.)
Als Kundin verhalte ich mich sprunghaft und frei: Wenn ich keine Suppenkelle kaufen will, kaufe ich sie nicht oder nehme eine fesche Mütze mit bloss so aus Kauflust. Als Mensch mit Hörhilfen bummele ich allerdings nicht spaßig durch Akustikerläden, sondern habe exklusive und individuelle Termine, da geht´s um sensible Daten über mich und Gespräche zu persönlichem Empfindung und Erleben mit dem Hördings. Da bin ich GERN Patientin. Das ist eine andere Vertrauensebene als beim Schuhkauf. Die Schuhe kann ich mit den anderen 40 Paaren in den Schrank versenken, aber zum Hördings – dem einen Einzigen – habe ich eine echt enge Bindung. Wer nicht??
Es hängt nicht an den Begriffen. Als ob „Kunde“ was besseres ist als ein „Patient“. Wär mir neu. Ob ein Menschenbild von doch recht wertneutralen Begriffen geprägt wird: Naja. Da müsste man eher überlegen, ob „Fahrgast“ oder „Businsasse“ irgendwie was mit dem Menschenbild anstellt.
Sprache von Fachleuten: Stimmt, da fehlt viel rhetorisches Talent. Stelzig, überbemüht, umständlich, spitzfingrig – von der Angst gepeinigt, verständliche Sprache sei etwas für Mindergebildete und man müsse sich von denen unbedingt abheben. *kopfschüttel*
Ach ja: Brillenkauf. Das geht OHNE Arztbesuch.
Rein in den Laden, der Optiker macht den Sehtest, man sucht sich die modische Designerbrille aus und bezahlt komplett aus der eigenen Tasche. Nix Krankenkasse. Machen einige bloss so aus Spaß, weil es hippe Teile mit Fensterglas gibt und Brillen saisonal angesagt sind.
Ist wie beim Friseur.
Gaaanz was anderes als beim Akustiker.
Geht (mir zumindest) ja nicht darum dass es was besseres sei, sondern was treffenderes. Maryannes Beispiel von der Briefanrede ist genau so eins, das mich kratzt. Aber eben auch eins, wo ich es extrem schwer finde, was besseres zu finden. Wem fällt was ein? (Nachtrag: Tschuldigung, was treffenderes natürlich 🙂 )
Guinan, Esther und Eule, ich finde den Vergleich mit der Brille gut. Denn warum soll der Umstand, dass das technische Ding nicht so gut funktioniert wie eine Brille, dass es mühsame Anpassung braucht, mich zum Patienten machen? Anstatt dass es einfach das Problem des vergleichsweise „schlechten“ (nicht plug-n-play) Produkts ist. Man kann genauso gut sagen, nicht ich bin es, der den Akustiker braucht, sondern das verkaufte Ding, bis es endlich in verkaufswürdigem Zustand ist. 😉
Pia, das ist ja spannend. Bei Dir zeichnet sich der Patient gegenüber dem Kunden also durch das größere Vertrauensverhältnis, die Dauerhaftigkeit und die Bindung an das (eine) Produkt aus, verstehe ich richtig?
Japp. Ich bin lieber Patientin als Kundin. Aber ich habe mein Gehör auch durch Krankheit verloren, empfinde den Zustand als „nicht gesund“ und freue mich, „umsorgt“, „versorgt“ und „helfend-unterstützend“ mit Verschwiegenheit behandelt zu werden. Mein Hördings möchte das auch.
„Kundin“ bin ich immer dann, wenn jemand mir was verkaufen und mein Geld dafür haben will. Kundin bin ich als Konsumentin, Verbraucherin, möglichst zahlkräftige Wirtschaftsteilnehmerin. Kunden werden gelockt, übers Ohr gehauen, mitWerbung und Billigzeug zugeschreddert und von Marketingfuzzis in Zielgruppen eingeteilt. Dauert nicht mehr lang und „du Kunde“ wird auf der Straße so ein Schimpfwort wie „du Opfer“.
*scherz*
es gab bereits verschiedene anläufe in der hörgerätebranche, „plug’n’play“-hörgeräte verkaufen zu wollen. auch modische inventionen gibt es. hat nie funktioniert… und warum?
hörgeräte können physikalisch genauso perfekt funktionieren wie brillen. aber der oder die nutzerIn sich einfach nicht daran gewöhnen.
hm.
ob es einen neurologischen grund für die verschiedenheit zwischen auge und ohr gibt, wage ich nicht zu behaupten.
sehr wohl gibt es aber den unterschied in der akzeptanz unserer gesellschaft. da wir in einem komplett visuellen zeitalter leben, wird dem auge viel mehr aufmerksamkeit geschenkt. das hören läuft derweil im hintergrund und sehr unbewusst ab – ausser bei schwerhörigen oder musikerInnen, welche beide ihr gehör schulen müssen.
es funktioniert eben nur die technik IN VERBINDUNG mit dem oder der trägerIn.
das befürwortet jetzt weder „patient“ noch „kunde“, sondern will einfach ein weiterer denkanstoss sein 😉
Musikmarkt (Rock, Pop, Indie, Metal, Klassik, Punk, Soul, Ethno usw.) , Konzerte, CD-Player, Mp3-Player, Kopfhörer, Musikindustrie, Hörbuch, HiFi-Türme (falls es die noch gibt), Kaufhausmusik, Filmmusik, Fahrstuhlmusik, Handy, iPod, Headset, Call Center, Tanzclubs, Musikdownloads, Audioplayer, GPS-Ansagen, Bahnsteigdurchsagen, Live-Poetry, Lesebühnen (aktuell sehr angesagt), Radio …
stimmt, wir leben in einem komplett visuellen Zeitalter.
*lach*
na gut… 😉 hören funktioniert dennoch im hintergrund. es ist z.b. leichter, die farben und objekte auf einem plakat zu beschreiben, als alle instrumente und deren tonhöhen in einem musikstück.
folgender vergleich fällt mir noch ein: beim sehen kann man meines wissens die krümmung der augenlinse o.s.ä. ausgleichen.
das kann ein hörgerät nicht: wenn z.b. im innenohr harsinneszellen kaputt sind, dann werden die signale von nachbarzellen empfangen. das hat eine klangverfärbung zur folge, die leider nicht messbar ist.
und wenn man es bei der Anrede ganz praktisch/technisch beließe, z. B. „Liebe CI-Träger“??? Nee, klingt doof oder? Weil es eben nich freiwillig ist.
Für eine Hörende eine knifflige Frage. Spontan hab ich gedacht, nee, Patient, nee, Kunde ist besser… Aber nach einigen Ausführungen hier… hmm… bin ich wieder unsicher. Sehr interessant. Ich hoffe, es kommen noch ein paar Vorschläge.
Das „… innen“ nicht vergessen. Kinders, soviel gendern muss schon sein: Patienten und Patientinnen, Kunden und Kundinnen, Klienten und Klientinnen, CI-Träger und CI-Trägerinnen, Akustiker und Akustikerinnen. Wenn das man mal klappt, das ist schon die halbe Miete.
Unschön aber dies: PatientInnen und KundInnen und AkustikerInnen. Scheußlich. Nicht machen! Da schmerzt das Auge und man muss zum/zur Augenarzt/-ärztin. **Aua**
Pia, verstehe Dein Unbehagen am „Kunden“, würde das „Patient“ aber doch gern zumindest auf die Interaktion mit dem Arzt eingrenzen.
Esther, das (plug-n-play hat nicht funktioniert) ist doch genau was ich meine: Das Problem, dass der Akustiker bearbeitet ist, dass was am Produkt Hörgerät nicht optimal war bzw. generell ist. Er versucht, es für den jeweiligen Kunden, der es gekauft hat, immerhin so gut wie möglich einzustellen. Wenn er überhaupt irgendwo dran rumdoktort, dann an der verkauften Technik und nicht am „Patienten“.
(Mir ist schon klar, dass besseres im Moment technisch nicht möglich ist, aber darum geht’s hier gerade gar nicht, sondern wie Dir, um den Denkanstoß)
Text-burger, hehehe, genau die Abfolge waren meine Gedanken („Ci-Träger, ach nee, doch nicht…“).
Nachtrag: Pia, noch mehr schreiben? Puh! „Liebe CI-Tragende, -Bediente, -Ver- und -Umsorgte, liebe Gemeinde“ 😉
„Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, liebe GenossinnnnnnGenossen (so gehört in der SPD), liebe Zuhörerinnen und Zuhörer“ … ja, so macht man das, wenn man ganz vorne weg sein will mit der richtigen Anrede. Wobei die Reihenfolge „männlich vorn – weiblich hinten“ auch geht. Schließlich hilft einem ja auch keiner mehr in den Mantel, da kann man das als Frau verknusen, nicht erstgenannt zu sein.
Was für ein Menschenbild wird denn da geprägt, wenn man auf sowas verzichten wollte! Hollah. Tausend Jahre Frauenbewegung für die Katz.
Tsss.
Im Übrigen bin ich nicht pikiert, wenn mein Hausarzt mich beim Sport-Check als seine „Patientin“ führt, obwohl ich nicht blute, mir nix weh tut und alles in bester Ordnung ist – geradezu strotzend vor Gesundheit. Wenn ich aber zum Akustiker gehe, weil das Ohrpassstück eine Entzündung verursacht, wieso bin ich dann eine „Kundin“? Mir tut echt was weh, der fasst mich an, guckt mir in eine Körperöffnung. Huh. Da ist „Patientin“ durchaus angemessen. Ich habe das Hördings ja nicht aus modischen Gründen, sondern als medizinisches Hilfsmittel.
Lustig wär das ja, wenn man wie Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“ vor dem Akustikerschaufenster stehen und schicke Modelle anschwärmen würde. „Fun haben beim Hörgeräte shoppen“ – ja, dann wär man Kundin*.
(*Männer sind jetzt mal sprachlich ausgeschlossen. Die sehen mit Federhut und Perlenkette auch nicht so gut aus.)
Der Akustiker wird sich, im Gegensatz zum Arzt, bei Entzündung um das Ohrstück kümmern, nicht um die Entzündung. Aber wie gesagt, die Rollen überlagern sich.
Und Du hast natürlich vollkommen Recht, Kundin paßt richtig, wenn man zum Schlussverkauf Hörgeräte Shoppen geht.
So kommen wir vom „Patienten“ hin zur Brille … Dann gehen wir doch mal in die Apotheke: auch jemand, der sein Medikament fürs Überleben braucht, ist dort ein Kunde. Ich bemesse das mal daran, dass eine Ware (keine Dienstleistung!) über den Tisch geht.
Was ich wirklich fragwürdig finde, ist dass man – z. B. als CI-Träger – ewig als Patient bezeichnet wird (es gibt auch Produkthersteller, die von „Partnerschaft“ sprechen). Patient ist m.E. auch von der jeweiligen Situation abhängig. Wenn ich Dr. Meier-Schulze-Pingelpang bei Aldi treffe, bin ich nicht seine Patientin, wohl aber, wenn ich in seiner Praxis auf dem Untersuchungsstuhl sitze.
Und was das freiwillige / unfreiwillige Unterfangen betrifft, schauen wir doch mal zu den Arbeitern, Angestellten, Arbeitnehmern oder arbeiten gehen Müssenden: ob sie das wohl alle freiwillig machen???
Maryanne
Oje, die ewige Patientin ist ja schon schlimm. Aber Partnerin finde ich in dem Zusammenhang ja noch deutlich bizarrer.
Ich habe eben diesen Artikel http://www.audiologyblog.com/2010/09/patients.html gelesen und musste dabei sofort an die Diskussion hier denken.
Ich bezeichne Personen die zu uns in den Laden kommen übrigens als meine Kunden. Egal ob sie ein Hörgerät, einen Gehörschutz oder sonstwas brauchen/wollen.
Interessant, danke für den Hinweis! Ich habe inzwischen den Eindruck, von Akustikerseite aus ist die Sache auch doch relativ klar. Ich meine, ich habe zumindest noch nie einen getroffen, der diese Leute „Patienten“ nennen wollte.
Ich bin da leidenschaftslos, bis auf eine Ausnahme, die ich zum Schluss erwähnen werde. Ich fühle mich nicht als Patient beim Akustiker, und er spricht mich auch nicht an, als wäre ich krank.
Doch solange die Krankenkasse der Kostenträger für Hörgeräte ist, ist mir in der Kommunikation der Unterlagen zu ihr „Patient“ ganz recht.
Da weist Du auf einen wichtigen Punkt hin: Würden wir darauf bestehen, hier keine Patienten zu sein, müssten wir einigen Aufwand betreiben um zu begründen, warum wir nicht selber zahlen….
In der Schweiz werden die Beiträge in der Regel ja nicht von der Krankenkasse sonder wahlweise der Invalidenversicherung (IV), der Schweizerischenunfallversicherungs-Anstalt (SUVA), der Militärversicherung (MV, heute bei der SUVA angegliedert) oder der Alters- und HinterbliebenenVersicherung (AHV) bezahlt. Soll ich dann meine Kunden Invalide, Verunfallte oder Alte nennen?
Nur wenn es treffend ist 🙂
Bei meiner Krankenkasse bin ich Versicherte und beim Akustiker Kunde.
Ich finde, dass es reichen würde wenn auf meinem Terminzettel vom CI-Zentrum Termine von Frau …. stehen würde, statt Patiententermine.
Wahrscheinlich ist demjenigen der die Vordrucke erstellt hat nix besseres eingefallen. Die Formulierung auf diesen Einladungszetteln Liebe Ci-Träger wäre mir auch recht. Das Patient stört mich ja auch nicht. Gar nicht so einfach die passende Formulierung zu finden.
Dass ihnen nichts besseres eingefallen ist, ja dass sie nichtmal auf die Idee gekommen sind, dass man sich Gedanken machen und vielleicht was besseres finden könnte — ist, glaube ich, der Grund für erschreckend vieles.
Die CI-Zentren sind im Prinzip Unterabteilungen der HNO-Abteilung
an Uni-Kliniken.
Die haben keine eigenen „Designer“ für Vordrucke.
Ich vermute, die Vorducke etc werden einfach von der Klinik übernommen.
Mir ist es grundsätzlich egal, ob ich irgendwo als Kunde,Patient, Mandant etc bezeichnet werde, solange man mich als Menschen ansieht und
behandelt.
Nachtrag: Angesicht des Sachverhaltes, dass ich ein HG oder CI gegen Zahlung über die Krankenkasse erhalten habe ziehe ich den Begriff Kunden vor.
Bei Erkrankungen mit Schmerzfaktor dann auch den Patienten – doch Kunde ist besser, weil im Umkehrschluss immer die Bezahlung der Dienstleistung im Vordergrund steht.
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Sprache spiegelt die Mentalitaet der Gesellschaft wider und kann Instrument in der Behandlung der Minderheit werden. Deutsch ist audistisch, wie es auch sexistisch ist. Deutsch kann de-audistisch gemacht werden mit sorgfaeltiger Vermeidung und Redefinition von audistischen Woertern.
Ob Patient, Kunde, oder Klient ist ganz einerlei. Es geht hier vor allem um Audismus im Deutschen. Problem hier ist, dass das Nicht(Schlecht)hoerenkoennen als Krankheit aufgefasst und demach sprachlich behandelt wird. Das zeigt immer, wenn es mit Blindheit, Immobilitaet, Zuckerkrankheit usw. verbunden oder verglichen wird. Die Blinden allein koennen Blindheit entweder als medizinisch oder sozial betrachten. Aber wir duerfen trotzdem nicht eigenmaechtig sein, Blindheit als Krankheit und Blinde als Patienten zu befinden. Nur Blinde urteilen kollektiv und wir uebernehmen ihre Beurteilung von Blindheit ohne weiteres aus Hoeflichkeit. Obwohl ich sie als schwerwiegendes, medizinisches Anliegen betrachte, sehe ich die von ihnen erfahrenen Behinderungen rein soziologisch und politisch an und handle danach. Das ist, was ich von der hoerenden Mehrheit in der Gesellschaft auch gegenueber uns taube und schwerhoerige Menschen sehen moechte. Auch sprachlich!
Ich habe eine Stilfibel fuer den antiaudistischen Gebrauch des Deutschen erstellt, wo alternative Formulierungen der audistischen Woerter angeboten werden. Das Wort ‚Patient‘ im Zusammenhang mit Taubheit ist auch dort aufgefuehrt. Mail mir, wenn du Interesse dafuer hast.
Für mich bin ich bei einem Arzttermin immer Patient – unabhängig davon, ob oder wie schlecht es mir geht. Ich bin auch dann Patient wenn ich eine Krebsvorsorge machen lasse oder meine Augenschärfe überprüfen lasse und es mir im Wartezimmer gut geht (sofern so etwas möglich ist ;-)) „Patient“ ist eine Rollenbezeichnung für meine Rolle als „Kunde“ bei einem Arzt. Und nicht die Bezeichnung für jemanden, der krank ist. Das ist dann ein kranker Patient – und das Gegenteil zu einem gesunden Patienten, was auch kein Widerspruch ist.
Wenn ich also zu einem Arzttermin gehe, bin ich Patient. Egal ob mit CI zu einem HNO Arzt, mit Brille zu einem Augenarzt, mit Karies zum Zahnarzt oder mit Bierbauch zu einem Schönheitschirurgen. Egal ob mit Krankheit oder ohne. Beim HG-Akustiker bin ich Kunde. Bei einem Orthopädietechniker oder einem Audiotechniker wird es schwieriger – ich würde auch hier von „Patient“ reden, obwohl der direkte Gegenüber kein Arzt ist. Immerhin kann seine Leistung nur im Zusammenhang mit einer Patientenrolle erbracht werden.
Eine kleine Provokation: Meine Schwerhörigkeit betrachte ich durchaus als Krankheit im medizinischen Sinne. Und zwar deshalb, weil das Ohr eine Fehlfunktion hat – es ist damals krank geworden – und nicht richtig funktioniert. Wenn es ein Medikament gäbe, was dieses Problem beseitigt, würde ich es sofort schlucken. Eine Krankheit wird nicht zur „Nicht-Krankheit“ dadurch, dass man sie nicht beseitigen kann (dann wäre auch nicht therapierbarer Krebs keine Krankheit) oder dass sie stagniert. Oder ist die Stagnation hier der springende Punkt? Ist eine Krankheit dann keine Krankheit mehr, wenn sie nicht schlimmer wird? Oder wenn sie nicht behandelbar ist? Oder nur dann wenn sie chronisch ist aber nicht behandelt werden muss? Was bringt uns eine solche Differenzierung?
Das Problem in unserer Gesellschaft ist nicht, dass HG- oder CI-Träger in Standardformularen als „krank“ bezeichnet werden (Ich hätte eher ein Problem damit, wenn die Gesundheitskosten noch weiter steigen, weil für jede mögliche organische Fehlfunktion von einem Germanistengremium ein besondere Begriff gewählt wird, der dann in einem speziellen Formular verewigt wird, das den administrativen Prozess im Krankenhaus noch weiter verlangsamt – man stelle sich eine Empfangsdame vor, die je nach „Fehlfunktionsbild“ ein entsprechendes Formular mit der entsprechenden Bezeichnung raussuchen muss, damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt). Sondern dass wir wegen unserer „Krankheit“ oder „Behinderung“ oder „wegen der Fehlfunktion unseres Sinnesorganes“ oder – für die ganz Empfindlichen – „wegen der außergewöhnlichen Beschaffenheit eines bestimmten Sinnesorganes, die in bestimmten Situationen zu Nachteilen führen kann“ nicht für voll genommen werden.
Ob eine solche Diskussion das ändert, wage ich mal zu bezweifeln 😉
Für mich : Ich bin Kundin, wenn es beim Audiologen/Akustiker ist. Ist es aber beim Arzt, weil ich krank bin – dann bin ich Patientin.
Hier könnten die CI-Kliniken auch mal ansetzen, meiner Meinung nach. Zeit wäre es sowieso.
Denn der Kunde braucht ja etwas, die Sache die er bekommt soll ihm auch etwas nützen. Was nützt einem der schönste Prozessor, wenn es nicht das tut, was es soll ?
Unsere Gesellschaft denkt ziemlich defizitorientiert, das habe ich vor kurzem festgestellt. Es geht nicht um das Positive was man hat, sondern um genau jenes Defizit ( hier wäre es meine Hörbehinderung)
Gruss Morgan
Eine Frage, Morgan: Was bist Du, wenn Du gesund zum Arzt gehst? Z.B. zur Vorsorge, Kontrolle oder Nachsorge?
Da bin ich eher Kundin/Patientin. Genauer : Bei Vorsorge bin ich Kundin, da ich eine Dienstleistung in Anspruch nehme. Bei Kontrolle oder Nachsorge ist es eher eine medizinische Sache, da ich dann oft in einer Behandlung bin, die Kontrolle oder Nachsorge erfordert.
Gesund ist man dann, wenn nichts mehr von der Krankheit/Verletzung bemerkt wird.
Wie ist das für dich, Chris ?
Wie oben schon geschrieben: „Patient“ ist eine Rollenbezeichnung die nichts über einen Krankheitszustand aussagt. Es gibt kranke und gesunde Patienten. Ich würde nie auf die Idee kommen, bei einer Vorsorgeuntersuchung darum zu bitten, mich als „Kunden“ zu bezeichnen, weil ich kein akutes Leiden habe. Vermutlich würde die Vorsorgeuntersuchung dann auf meinen psychischen Zustand hin ausgeweitet werden ;-))
Ich finde vor allem wichtig, dass man die Worte einigermaßen bewusst verwendet und sich bewusst ist, dass andere sie anders verwenden und ihnen das wichtig sein kann.
Übrigens, das hat jetzt nicht wirklich etwas damit zu tun, aber ich kann’s mir gerade nicht verkneifen: Wenn ich sehe, wie die Ärzte gerade wieder mehr Geld von den Kassen fordern, dann würde ich sagen: Kunden der Ärzte sind nur Privatpatienten oder Krankenkassen. 😉