Kabel haben einen schlechten Ruf. Sie gelten als salatanfällig und auch mein Laptop hätte mindestens einen Milchkaffee weniger in der Platine, wenn nicht so ein ‚!%$!!-Kabel an ihm dranhinge. (Seither kann ich immerhin sagen, dass Auseinanderbauen und Spülen aller Teile mit destilliertem Wasser hilft.) „Zuhause ist da, wo man das WLAN-Passwort kennt.“
Auch am elektrischen Ohr war das Kabel bisher nicht mein Lieblingsteil. Gäbe es ein kabelloses Exemplar, ich würde es wohl nehmen.
Aber man kann das auch anders sehen. So wie Freundin K. zum Beispiel. Die nämlich wiederspricht aufs Heftigste. Hat sich vor einigen Monaten zu einem CI durchgerungen und ein paar Wochen nach der Inbetriebnahme dieses Bild gemalt. Ich finde: Man sieht die Poesie der Verbundenheit — und ohne Kabel würde da was fehlen.
Im Grunde nur gerecht: Das Hören verkabelt einen unsichtbar mit der Welt (wie die anderen Distanzsinne auch), wir aber brauchen sichtbare Kabel um dies zu erreichen, wenn der Körper es nicht von alleine tut. Das elektrische Ohr (der Teil im Kopf jedenfalls) ist ja im Grunde auch nur ein kleines dünnes Kabel, an dem Strom angelegt wird.
Und was denkt Ihr so?
Das kenne ich aus analoge Hörgerätezeit. So eine Induktionsschleife lehne ich ab, ist zu umständlich: erstmal Kabel suchen, dann rauskramen und derweil den Anrufer oder anderes in Schach halten. Bei integrierter Induktionsspule braucht das moderne Hörgerät nur auf T-Spule geschaltet zu werden und das hat man in 1-2 Sekunden erledigt. Das finde ich dann viel praktischer.
🙂 also ich find das Kabel am CI fantastisch, denn es erlöst mich vom CI-Ohrpass-Stück. Täglich bin ich mit der Haarklammer am CI-Kabel unterweges und es hat sich bestens bewährt 🙂 Ich gratuliere Alex für das tolle Bild von K. 🙂 Carole
hewritesilent, Induktionssschleife finde ich auch unprakttisch. Am besten finde ich: „ganz normal“ einfach Hörer ans Ohr halten. Wenn’s klappt.
carole, hä, wie erlöst Dich gerade das Kabel? Müßte es nicht eher die Spule sein? Das Bild ist toll, nicht. Bin schon gespannt auf die Ausstellung!
Lieber Notquitelikebeethoven,
das Kabel hat meiner Meinung nach eine ganz eigene Ästhetik.
Wie auch immer, in unserem Fall ist das Kabel der Anschluss an die Welt.
Und das ist doch unschlagbar, oder?
Ausstellung folgt, versprochen.
Freundin K.
Ich wurde schonmal gefragt, warum am CI überhaupt ein Kabel sein müsste, da doch heutzutage alles ohne Kabel läuft. Ich bin jedenfalls dankbar, dass Spule und Prozessor so zusammenhalten, denn sonst hätten wir wohl schon einige Spulen an die unendlichen Tiefen diverser Sandkästen verloren… 🙂
Und: Schönes Bild!
Der Draht zur Welt 😉
Tastybytes, da musst Du erstmal die anderen Bilder sehen von der Kepplerkirsten….
Kabel. So so. Bethoven, bei dir ist thematisch Sommerloch, oder?
Um mal wieder vom Thema abzukommen: 😉
Kürzlich war ich durch einen Zufall bei einem netten kleinen Vortrag über DAS ZUHÖREN, aber es ging nicht um Hörbehinderte, sondern ganz allgemein. Kernaussage: Man möge das Zuhören wieder mehr achten und üben. Das Ganze hatte nichts mit Hörfähigkeit zu tun und ich dachte noch im Stillen ein bischen beleidigt: „Wenn die wüssten, was das für uns Hörbehinderte für Schwerstarbeit ist.“
Aber dann kam ich drauf. *Butzky wird schlau*
Bisher habe ich meine Rolle als Hörbehinderte in einer hörenden Gruppe immer als Mithaltesport gesehen, bei dem die anderen bloss Verständnis für meine Lückenhaftigkeit aufzubringen brauchten. Das ist aber eine sehr ungleich verteilte Bringleistung, denn nur wir Schwerhörigen bemühen uns um gutes Zuhören, die anderen nicht:
In Gesprächen rattern alle gleichzeitig drauflos, lassen keine Lücke zwischen den Sätzen, drängeln mit Lautstärke, damit man sie versteht – aber HÖREN NICHT ZU. Die Hörenden hören einfach nicht richtig hin, verstehen einfachste Fragen nicht, hören sich eine Geschichte nicht ruhig bis zum Ende an, lassen andere einen Satz nicht ganz aussprechen, bleiben nicht beim Thema und verpulvern Kraft in überflüssigem Nonsens ohne irgendeine Aussage. Das ist mein Erleben und meine Erfahrung.
Der Platz reicht hier nicht aus, um die unzähligen Momente zu beschreiben, wo Hörende nicht hinhören, den Inhalt eines Gespächs nicht checken und alles mit Wortlavinen zerschreddern, weil sie unpräzise und oberflächlich sind und aussagefrei plappern. Anstatt gut hinzuhören. Aber jetzt werde ich mal andere auffordern, das Zuhören zu üben – nicht aus Rücksicht auf mich, sondern weil sie es nicht können. Wenn Hörende mal Zuhören könnten (aussprechen lassen, aufmerksam sein, am Thema bleiben, nachdenken und dann erst reden, Pausen aushalten), wäre vieles einfacher.
Auch für uns Hörbehinderte.
Butzky *erklärt der Welt, wie es besser geht*
Es ist Sommer, ja 🙂
Das Thema Zuhören finde ich ja auch unendlich spanndend.Allein der Gegensatz, dass man schlecht bis nichts hören kann aber dennoch oder gerade weil der weltbeste Zuhörerer. Ich würde sagen, das liegt daran, dass wir nicht spontan zuhören sondern methodisch. Wir sind so etwas wie die Erforscher und Meister des Zuhörens. Und wer kam überhaupt auf diese komische Idee, dass man Zuhören nur mit den Ohren täte?!
Wär das nicht mal ein eigenes Thema?
Also ganz unabhängig von der Hörfähigkeit oder einer Behinderung: Was ist eigentlich gutes Zuhören?
Muss man sich da ganz zurück nehmen und Labertaschen erdulden? Oder meint das die volle Aufmerksamkeit auf einen Sprecher ohne Ablenkung? Oder gehört dazu Empathie und Zustimmung zum Gesagten? Oder kann ein guter Zuhörer das heraushören, was versteckt zwischen den Worten liegt? Ist ein guter Zuhörer sowas wie ein über allem stehender Supertherapeut oder nur eine Nulpe, die sich von allen zuquatschen lässt?
Und wie kann ich gut zuhören, wenn ich selbst auch gern etwas wissen möchte oder selbst etwas mitteilen möchte? Es geht ja um Dialog, nicht um Selbstaufgabe.
Was macht eigentlich gutes Zuhören aus?
Fragen über Fragen …
Noch was:
Das Idealisieren von hörbehinderten Zuhörern sehe ich eher kritisch.
Ich selbst verstehe nur Bruchteile in einem Gespräch und bin ich ganz sicher keine gute Zuhörerin. Absolut nicht! Es entgeht mir viel an feiner Stimmung und Andeutungen, und ich habe so viel mit der Höranstrengung zu tun, dass ich innerlich oft Ärger, Stress und Ablehnung empfinde, wenn jemand zu lange redet, obwohl der Inhalt des Gesagten sehr interessant und schön ist. Wer schlecht hört, ist eben kein guter Zuhörer, auch nicht im empathischen oder gefühligen Bereich.
Ganz im Gegenteil.
Fragt sich, ob gutes Zuhören als Eigenschaft von außen zu bewerten ist, oder ob man gutes Zuhören auch selbst als Qualität empfinden kann. Gehört zum guten Zuhören auch eine gute Rahmenbedingung (welche?) oder darf ein schlechter Sprecher gnadenlos alles von einem guten Zuhörer abverlangen? Jetzt mal ganz weg von Hörbehinderung, denn das betrifft ja wirklich alle.
Und was wünscht DU dir von einem guten Zuhörer oder einer guten Zuhörerin, welche Situationen fallen dir ein, wo jemand mal gut zugehört hat? Bitte konkret, nicht so schwurbelig blumig. Wenn du dich oder andere Hörbehinderte als gute Zuhörer einschätzt, woran machst du das fest, womit kannst du das begründen? Belege das bitte. Oder ist das bloss ein Trostgedanke, weil es in Wirklichkeit eben nicht so ist?
Na, keine Kommentare? Ist wohl auch nicht so der Bringer, die Sache mit dem Guten Zuhören. Strengt auch eher an, als das es Spaß macht, denke ich.
Gutes Zuhören zählt anscheinend zu den ungeliebten Pflichten, so wie „artig sein“, „höflich sein“, „der Oma die Tür aufhalten“ und „Blinken vorm Abbiegen“. Das reisst einen als Tätigkeit ja auch nicht vom Hocker. Man kann abends nicht zufrieden von sich behaupten: „Was für ein toller Tag, ich habe heute echt gut zugehört.“ Gähn. Wenn man dann jemanden hat, der (oder die) einem lobend den Kopf tätschelt, ist das fein, prickelt aber nicht wirklich. Besser ist: „Heute habe ich es mal richtig krachen lassen.“ oder „Heute habe ich ein Bild von meinem CI-Kabel gemalt.“
😉
Ich vermute ja ein ungünstiges Zusammenwirken von Schulferien und ein wenig von dem was Du beschreibst: Hören und Verstehen wird als so selbstverständliche Einheit gefaßt, da ist es schon ziemlich schräg, das auseinanderzureißen. In die Richtung geht es ja beim Zuhören auch: Was für eine schräge Vorstellung, dass es vom Zuhören abhinge, ob/was/wie man verstehe oder gar, wie das Gespräch und das Leben weiter verliefe…!
Na, lassen wir das. 😉
Gutes Zuhören (und aufmerksames Lesen) sind einfach nicht populär momentan. Es wetteifert ja niemand mit anderen darum, gut zuhören zu können, sondern schnell und cool reden zu können. Deshalb brauchen sich Hörbehinderte erst recht keinen Stress damit zu machen, vermeintlich „weltbeste Zuhörer“ oder „Meister des Zuhörens“ sein zu wollen (siehe oben). Es ist gar nicht nötig, gut zuhören zu können, denn das erwartet niemand! *freu*
Umso bessere Voraussetzungen Menschen mit gut zuhören zu verblüffen und was zu erreichen.
Klar soll niemand sich gezwungen fühlen gut zuhören zu müssen bzw. die Schwerhörigen nicht mehr als alle anderen auch. Mit gut Zuhören lassen sich aber doch Blumentöpfe gewinnen, und zwar in vielen Bereichen des Lebens. (Das steht ja hier auch vereinzelt im Blog, aber das weißte ja.)
zum Thema“zuhören“
seit ich eine stark schwerhörige,an Taubheit grenzende liebe Freundin habe-mir fällt auf,sie hört mir entweder „richtig“ zu oder garnicht.So „nebenher“ gibts nicht,geht ja auch nicht.Vielleicht ists auch das,was viele Schwerhörige zu besseren zuhörern macht,meine Meinung.
Gruß Frank
Und du, Frank? Bist du ein guter Zuhörer oder möchtest du gern einer sein? Wenn ja: warum? Wenn nein: warum nicht? Wär echt mal interessant.
Etwas ganz Banales zum Thema Kabel: Ich habe tolle Hörgeräte (Naida) und ein tolles Smartphone (iPhone) und ein ebenfalls tolles (sonst wird es eifersüchtig) iCom mit dem ich, oh Bluetooth sei Dank, kalbellos telefonieren, Musik und Bücher hören kann. Aber ich mag den Blauzahn nicht. Ich bevorzuge ein Kabel. Die Verbindung ist stabiler und die Tonqualität besser (obwohl meine Akustikerin strikt behauptet, dass dem nicht so ist).
an Pia:
ich glaub,ich bin ein guter Zuhörer-aber nur bei Leuten die ich mag und welche die SH Spielregeln beachten,also mich anschauen,sich nicht wegdrehen und nicht die halben Wörter verschlucken :),ich möchte einer sein,weil auch gerne erhört werden möchte:)
@ Frank: Ach so, du bist auch hörbehindert? Ich dachte zuerst, du findest es zwar schön, von deiner Freundin angehört zu werden, aber die Last des Zuhörens magst du selbst nicht so. OK, jetzt habe ich dich richtig verstanden. 😉 Das ist also ein Geben und Nehmen.
Aber was ist, wenn man jemandem zuhört (zuhören muss?), der einfach nicht auf den Punkt kommt, vom Thema abschweift, sehr zäh oder langweilig erzählt? Darf man das als guter Zuhörer ansprechen oder muss man unendlich geduldig sein?
Die Welt am Kabel zu haben, empfinde ich als : Noch näher könnte sie nicht sein. Das Kabel für den Ipod, wenn ich Musik höre, oder das Kabel für den Fall dass meine Sennheiser mal ausfällt. So würde ich sagen, dass das Kabel die Brücke für alles ist, wenns mal nicht drahtlos geht. Auch als Backup, denn man weiss nie, ob die drahtlosen Lösungen nicht doch mal den Geist aufgeben. Bei meinem CI aber sind sie die Brücke zur Welt, denn sie verbinden ja die Spule mit dem Prozessor.
Was man auch nicht unterschätzen sollte: Kabel bedeutet ja auch, dass man es rausziehen kann, wenn’s einem zu viel wird. 😉
Die Welt im Funk: http://gedichtbandlose-lyrik.de/kein-datenschutz-beim-geschaeft
Ich bin volltaub.Das Zuhoeren verhaelt sich bei mir anders. Ich brauche mich nicht zu bemuehen, was zu mir gesagt wird, denn es wird visuell klar in Gebaerden hinueber gebracht. In einem Workshop lernte ich, auf den Sprecher einzugehen und ihn zu verstehen, auch wenn er sich unklar aeussert
Wenn ich notgedrungen aufs alleinige Mundablesen angewiesen bin, kann ich wirklich nicht vollkommen zuhoeren. Da entstehen oft Taktiken, die mir weiter am Gespraech halten, ohne vollkommen durchs echte Zuhoeren zu verstehen.
Es ist halt so, wer die Verbindung zur Welt nicht durch Sehen bzw. ohne Hören, durch andere Taktiken herstellen kann, der braucht ein Kabel. Wer’s kann, der braucht auch kein Kabel. Und keine Kabelpoesie. 😉
Pingback: TV-Tipp: Wege aus der Stille — Wege zum Glück? | Not quite like Beethoven
Sorry, ich möchte hier auf das Thema zuhören eingehen. Es hat was mit Kommunikation zu tun und Schultz von Thun hat das ja wundervoll aufgeschlüsselt.
Meine Beobachtung bei mir selber, wenn jemand um das Thema kreist und nicht auf den Punkt kommt oder ausschweifig erzählt, erwische ich mich dabei, wie ich müde werde und nicht mehr zuhöre. Dann passiert es mir, dass ich etwas sage, was derjenige gerade eben gesagt hat. Ich frage mich dann, ob ich aus den Fragmenten, die ich vielleicht doch gehört habe, dieselbe Ideen entwickle.
In solchen Situationen fällt mir die Geschichte von der elfjährigen Helen Keller ein, die „The Frost King“ verfasste und es stellte sich heraus, dass es diese Geschichte schon gab. Man vermutet, dass sie sie vielleicht vorgelesen bekommen hat, ohne dass sie sich bewußt daran erinnerte. Sie musste sich vor einem Untersuchungskomitee dafür verantworten, für etwas, was sie mit elf Jahren selber nicht nachvollziehen konnte. (http://de.wikipedia.org/wiki/Helen_Keller)
Können wir es nachvollziehen? Und wenn wir anscheinend so komplex sind und Dinge unbewußt speichern, die wir nicht bewußt gehört habe, und erst später abrufen, was ist denn dann zuhören? Und ist dieser Mechanismus nur bei Hörgeschädigten vorhanden oder machen es die Hörenden auch?
Kenne das Phänomen jedenfalls auch. : ) Und würde vermuten, dass auch Flotthörige das haben.