Archiv der Kategorie: Grausige Geräusche

Nicht vom Geräusch der Laubbläser geweckt worden…

 

… aber dafür auch das fönpinke Morgenrot verpasst.  Tja, es gleicht sich alles aus.

Wie Nichthören an die Dinge bindet. Zumindest an die Espressomaschine

Wer keine dieser Cafeteras zum auf den Herd stellen hat, verpaßt was. Es gibt keinen schöneren Kaffeeton — vor allem morgens und vor allem auf einem Gasherd: Dieses leise Zischen und Brausen der Flamme, die unten an der Espressokanne leckt …  Allein dafür habe ich jahrelang direkt nach dem Duschen ein Hörgerät angezogen. Filterkaffeemaschinen röcheln dagegen nur vor sich hin. Der Mühe nicht wert. Richen tut der Kaffee ja sowieso.

Meine neue Espressomaschine macht zwar wunderbaren Kaffee, aber ganz schlimme Geräusche. Wie ein Generator. Eigentlich ein Grund, sich über den Hörverlust und die morgendliche Stille zu freuen. Leider muss ich ihr dann aber den ganzen Brühvorgang über die Hand auflegen.

Das ist natürlich ein Luxusproblem. Weil ich die Maschine nicht einfach benutze, sondern aus ihr das Optimum herauskitzele. Sie davon überzeuge, die Beste zu sein, die sie sein kann! Denn: Ich unterbreche den Brühvorgang an einer ganz bestimmten Stelle kurz und starte sie dann wieder. Mit Hörzeugs in den Ohren bin ich dabei frei zu tun was immer ich will: Müsli vorbereiten. Benommen aus dem Fenster starren. Oder ein paar Worte mit dem lieben Gast wechseln. Wenn ich den Punkt zum Ausschalten höre, tue ich das.

Ohne Hörzeug dagegen höre ich diesen Punkt nicht. Ich muss die Maschine anfassen und den „Gangwechsel“ spüren. Ich kann nicht weg. Ich bin gebunden. Obwohl, wer weiß, vielleicht schmeckt der Kaffee ja gerade wegen des Handauflegens so gut?!

 

Hundeerziehung mit drei S

Es klingt so harmlos: Wenn ihm der Bolzplatz nebenan zu laut wird, vertreibt ein Hamburger die Jugendlichen  mit einer selbstgebastelten Schallkanone.

Ich verstehe schon, dass man seine Ruhe haben wollen kann. Aber diese an Hundeerziehung erinnernde Mischung aus Spießigkeit, Sprachlosigkeit und Selbstjustiz  läßt mir die Haare zu Berge stehen. Erst recht der Zuspruch, den der Mann erhält. Außerdem sind diese Dinger — auch selbstgebaut — kein Witz. Solche Long Range Acoustic Devices wurden im zweiten Golfkrieg eingesetzt  — und letztes Jahr bei der Auflösung der Proteste gegen das G20-Treffen in Pittsburgh.

Drüben bei den Herzdamengeschichten wird die Geschichte gewohnt amüsant nacherzählt. Außerdem gibt es dort einen salomonischen, wenn auch das Hamburger Polizeiorchester involvierenden Vorschlag.

Dies dunkle Röhren

Auch nach nur knapp einer Woche ist die Entwöhnung übel. Knapp einer Woche wohnen im — wie soll ich sagen? — Wohngebiet. Und nun wieder Berlin und die vierspurige Durchgangsstraße vor der Tür.

Es ist ein dunkles Röhren, das ich ohne Hörtechnik höre. Es schwillt an und wieder ab, über Tag ist es nie länger als ein paar Sekunden fort.

Wie kann man Entzugserscheinungen haben von etwas, das gerade in Abwesenheit besteht? Der Entzug vom Entzug vom Lärm. Cold Turkey durch Mangel an Stille, diese highly addictive bitch.

Das Furzfrühwarngerät

Der Streit um das elektrische Ohr kann beigelegt werden — die zivilisatorische Wirkung des Cochlea Implantats ist erwiesen: Rechtzeitige Entfernung aus dem Gefahrenbereich ist wieder möglich.

Regen, Traufe, ach was! Es geht aufwärts

Wie es sich gehört, haben mit dem Ende von Weihnachten auch die Unflätigkeiten aufgehört. Nur jetzt hab ich lauter Luftröhrenschnittpatienten um mich! Immerhin, sie reden, auch wenn kaum was zu verstehen ist und zuhören etwas Überwindung kostet. Vor allem bei lieben Menschen.

Das himmlische Kind

Der Wind, der Wind — man denkt gar nicht wo überall leichter Wind ist, den man normalerweise nicht bemerkt. Außer als Tontechniker bei der Aufnahme oder eben mit Hörgeräten. Im Grunde bräuchte man da jederzeit einen dicken, fluffigen Fell-Windschutz am Ohr. Ein Glück für die, bei denen der eh angewachsen ist. Pech für alle anderen.

Übrigens, wir reden hier von keinem leisen Flüstern. Sondern von einem markerschütternden Heulen. Auch bei modernsten Hörgeräten ist die Windautomatikerkennungsfunktion noch optimierbar. Wir reden von einem grausigen Geräusch.

Grausige Geräusche #4

Ich weiß auch nicht wie ich gerade jetzt so mitten in der Nacht darauf komme, aber — kann sich noch jemand an dieses charakteristische Rattern beim Einschalten der toastergroßen Floppy-Disk Laufwerke für den C64 erinnern?  1540 oder 1541 hießen die glaub ich. Ich hab’s gehasst.

Und jetzt überleg ich mir gerade ob es nicht doch eher ein nostalgisch-schönes Geräusch ist….

Verdreckte Gespräche — oder: Störschall, was ist das eigentlich?

Dreck, das ist eigentlich nur Materie am falschen Platz, so schon der alte Chemielehrer meiner Mutter. Da wo sie stört, nämlich. Und stören tut sie nur da wo sich jemand gestört fühlt. Was Schall angeht ist das ganz genauso — und unterscheidet mich vom großen Rest meiner normalhörenden Umgebung.

Anruf von dem Freund, bei dem wir gestern einen langen, warmen Abend verbrachten — auf dem Balkon, mit tollem Blick auf die Stadt im Tal und den Sonnenuntergang dahinter. Schön sei es gewesen, sehr nett. Nur bißchen anstrengend. Weil der Lärm von der Straße, der habe etwas gestört. Das Haus liegt an einer von sieben Buslinien befahrenen Hauptstraße. Immerhin, es war abends.

Mir war das gar nicht aufgefallen. Ich meine, natürlich hat mich der Lärm gestört und natürlich fand ich das Zuhören anstrengend. Aber für mich macht es keinen Unterschied, welche Sorte Hintergrundgeräusche es sind: Alle Nebengeräusche verdrecken mir die Gespräche, alle stören mich gleichermaßen. Und irgendwas ist ja eigentlich immer. Gestern abend war für mich also auch wie eigentlich immer.

Nur steh ich bei der Bewertung von etwas als anstrengender Störschall meist ziemlich allein da, vor allem bei normallauten Unterhaltungen am Nebentisch. Ganz zu schweigen von Musik im Hintergrund. Da stehen dann meine Bedürfnisse den Vorlieben der allermeisten komplett entgegen. Musikhören und Konversation sind bei mir zwei Welten, die säuberlich getrennt bleiben müssen, so gern ich es auch anders hätte. Bei Verkehrslärm, anfahrenden Bussen und hochschaltenden Motorrädern sind wir uns wenigstens alle einig. Insofern bin ich akustisch etwas anal und das gestern war eine äußerst seltene Einmütigkeit — was Dreck im Gespräch ist und was nicht.

Grausige Geräusche #3

Dieser verflixte Tinnitus! Gut, für was im Bereich Ohregeräusche sonst noch so geht hab ich’s, glaub ich, noch ganz gut getroffen. Ein hohes Pfeifen, wie ein Sinuston. Manchmal auch ein Klingeln. In beiden Ohren. Aber dennoch: HAAARGH!

Aufwachen ist besonders furchtbar. Stellt Euch vor, zu Baulärm aufzuwachen, der dann aber nie wieder aufhört. Aufwachen heißt, in eine Welt geworfen werden, in der ich nicht sein will. Die ich aber auch nicht wechseln kann. Kostet einiges an Überwindung, und frohgemut ist es eigentlich nie. Oft will ich am liebsten wieder schlafen gehen. Denn in meinen Träumen bin ich tinnitusfrei.

Grausige Geräusche #2

Das Schreien von Besteck auf dem Boden eines Topfes.

Das Gemeine ist: Ich muss dieses Schleifen, Kreischen oder Quietschen gar nicht mal hören — es wirkt trotzdem. Auch ohne Hörgeräte oder wenn ich’s nicht sehe, stellen sich mir alle Haare auf.

Na immerhin, nicht alle Töpfe sind so schlimm, hochwertige sind meist erträglicher. Das ist wirklich das absolute Gegenteil aller netten Wassergeräusche.

Grausige Geräusche #1

Wo’s schöne Töne gibt, dürfen grausige Geräusche nicht fehlen: Solche, die ich lieber gar nicht hören würde, bei denen ich froh bin, dass ich sie nicht so genau hören muss. Oder zumindest gerne die Hörgeräte ausschalte. Heute:

Foto: Not quite like Beethoven

Dieses pustende Surren und Summen von Klima- oder Kühlanlagen. Am Schlimmsten, wenn es noch so rhythmisch pulsiert, fast wie ein Schiffsmotor.

Ich weile ja gerade in Boston und muss sagen: Das ist in den USA wirklich ü-ber-all. Büroräume, Museen, Bibliotheken, Cafés,… Furchtbar! Ich vermute mal, dass es durch die Hörgeräte besonders schlimm ist und Normalhörende das nicht so wahrnehmen. Aber für mich ist es nicht nur kaum auszuhalten — es macht auch Verstehen wahnsinnig anstrengend oder unmöglich. Wenn ich gerade nicht verstehen muss, werden sofort die Hörgeräte ausgemacht. Selbst Tinnitus ist besser!

Außerdem: Gesund ist das sicher auch nicht. Ich habe noch nie so viele Leute mit knallroten Augen in den U-Bahnen gesehen wie hier zu Feierabend aus den Büros strömen….