Archiv der Kategorie: Nette Geschichten

Lesen als Karatestunde — Kleine Reflexion über Kampfkunst und Behinderung. Und eine Rezension von Alizée Kortes Roman „Dein Weg, Meine Liebe“

Lange war Funkstille hier im Blog. Leider. Es passiert gerade so viel in meinem Leben. Jetzt habe ich ein tolles Buch gelesen und von dem möchte ich Euch erzählen.
Man lasse sich nicht täuschen von diesem Buch. Es kommt daher wie halt so ein Liebesroman. Mit dem Pärchen auf dem Cover, ganz romantisch auf einem Felsen. Bin definitiv nicht die Zielgruppe dieser Aufmachung. Aber es hat nur so ca. 30 Seiten gedauert, dann wollte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Es ist ein Buch über Liebe, Lebensglück und Lebensunglück. Und welche Rolle die eigenen Erwartungen dabei spielen, was es nun wird. Am Schluss war ich traurig, dass es jetzt zu Ende ist. Das Buch hat genug Ideen, interessante Charaktere und Wendungen für eine gute Fernsehserie.
 
Dieser Text ist auf Einladung der Autorin hin als Teil einer Blogtour entstanden. Ich gehe hier nur auf einen Aspekt des Buches ein, den ich interessant und sehr gut finde:
Es dauert eine Weile, bis ich gemerkt habe, dass die eine Hauptperson, Etienne, im Rollstuhl unterwegs ist. Und ich finde toll, dass die Autorin das so geschrieben hat. Denn so hat die Figur Zeit, sich einzuprägen und interessant zu werden. Dann kommt halt irgendwann das Merkmal Rollstuhl hinzu. Wie? Der war doch eben noch Karatelehrer?!
Aber wer es noch nicht wusste, lernt: Das ist kein Widerspruch. Man lasse sich nicht täuschen von Oberflächlichkeiten. Und Bildern, die die Gesellschaft einem so in den Kopf schickt. Zum Beispiel solche, dass Kämpfer, Kampfkünstler und Kampfkunstlehrer erst nach dem Ende ihrer Karriere mit dem Rolli unterwegs sein dürfen. Bzw. dass dieser natürlich das Ende ihres Weges als Kämpfer/Kampfkünstler/Kampfsportler, Kampfkunst- oder -sportlehrer  bedeutet.
Natürlich kann ein Rollstuhlfahrer Kampfkunst und Kampfsport ausüben. Schließlich geht es dabei letztlich nur darum, aus den eigenen Möglichkeiten etwas zu machen. Jeder Mensch hat da ihre oder seine Stärken (die man nutzen) und Schwächen (die die Gegnerin nutzen kann). Ob nun unter den Schwächen zufällig ein Rollstuhl ist, ist nebensächlich, nicht erst seit es Schusswaffen gibt.
Ich hatte mal einen Rollstuhlfahrer bei mir in der Kampfkunstschule — und mein lieber Mann: Der war im waffenlosen Kampf kein Spaß. Wer sich bei dem auch nur einen Fehler erlaubte, der hatte verloren. Wenn der einen einmal gepackt hatte, dann war aber aus die Maus. Er hatte mächtig starke Arme und Hände. Und er wusste sie einzusetzen.  Man lasse sich halt nicht täuschen.
Und auch bzgl. Wettkämpfen lasse man sich nicht täuschen von den gesellschaftlichen Bildern im Kopf. Auch da ist es letztlich egal. Denn Wettkämpfe sind eine Frage der Regeln. Diese können Rollstuhlfahrende benachteiligen, oder aber auch begünstigen (zum Beispiel indem Greifen erlaubt oder begünstigt wird).
Etienne in dem Buch macht aber nicht nur Karate. Er lehrt es auch. Das ist schon etwas schwieriger als nur es für sich selbst zu machen. Dann spielt nämlich noch ein Aspekt mit, der im Buch auch dargestellt ist: Die Erwartungen der Schüler.
Kampfkunstschüler wollen meist einen, den sie bewundern können. Jemand bewegungstechnisch gottgleichen. Einen Bruce Lee oder Tony Jaa.  Ob einer kämpfen kann oder nicht, und ob er einem das Kämpfen beibringen kann, das sieht man aber nicht auf den ersten Blick. Oder eher: Man lasse sich nicht täuschen von der Nebensächlichkeit, dass einer einen Rollstuhl benutzt. Das lernt eine weitere Figur in dem Buch dann auch recht schnell.
Letztlich sind die  Stunden, die man an „Dein Weg, meine Liebe“ liest, auch eine Karatelektion. Das wurde mir aber erst ganz am Schluss des Buches klar. Karate ist für Etienne, die Hauptperson, unheimlich wichtig. Eine Lebenseinstellung. Auf der allerletzten Seite hat die Autorin deswegen die 20 Regeln von Gichin Funakoshi aufgelistet, dem Gründer des Shotokan Karate. Und ganz am unten, als 20. Regel, ist zu lesen:
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Denke immer nach und versuche Dich ständig an Neuem!
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Das ist die Botschaft des Buches und die Erfahrung des Lesens. Und ein guter Tipp. Für alle. Man lasse sich nicht täuschen von Erwartungen und Denkmustern. Ganz egal wie sich diese nun eingefahren haben, ob mit Rollstuhl oder anders. Und weil dieses Buch wirklich etwas Neues ist (es gibt schon genug schlechte Bücher!), empfehle ich es.
Und Ihr? Kennt Ihr das Buch? Was meint Ihr zum Thema Kampf, Kampfkunst, Kampfsport und Behinderung?

Gefahr im Schlafzimmer

Nein, dass seine eigene Frau einmal mit einem Knüppel nach ihm schlagen würde, weil er sich ein Cochlea Implantat hatte einsetzen lassen — das hätte sich Stefan wirklich nicht träumen lassen.

Stefan und Nina waren seit vielen Jahren ein Paar. Sie hatten sich vor 15 Jahren bei einem Betriebsausflug nach Rothenburg ob der Tauber kennengelernt, Stefan war damals 43, Nina 45. Nur zwei Wochen später war Stefan bei Nina eingezogen. Seither hatten sie insgesamt nur 17 Nächte getrennt geschlafen, den großen Rest hatten sie gemeinsam in Ninas auf die Dachterrasse hinausgehendem Schlafzimmer verbracht. Dort war es dann passiert. Nina schwang mit voller Wucht einen Baseballschläger in Richtung Stefans Kopf, und dieser konnte sich nur durch einen mutigen Sprung in die Stehlampe retten. Zu dieser Zeit hatte Stefan sein elektrisches Ohr etwa drei Monate, der gesamte Klang war ihm noch fremd. Doch er freute sich bereits sehr darüber, viele leise Geräusche wieder zu hören und Nina anstrengungsloser zu verstehen.

Den Baseballschläger hatte Nina zwei Wochen vor dem Zwischenfall angeschafft und auf ihrer Bettseite unters Bett gelegt. So fühle sie sich sicherer, sagte sie. Denn in der Gegend von Ninas und Stefans Wohnung häuften sich in jenem Herbst Einbrüche — und eines Abends hatten beide bei der Rückkehr von der Arbeit eine Gestalt im Halbdunkel auf ihrer Terrasse kauern sehen, die sich, als sie das Licht einschalteten, eiligst von dannen machte. Seither lag also der Baseballschläger unter Ninas Betthälfte.

In der fraglichen Nacht war Nina irgendwann aufgewacht, weil sie Geräusche hörte: Jemand schlich durch die Wohnung. Stefan konnte es nicht sein, denn dessen tapsigen, geräuschvollen Gang hätte sie nach 15 Jahren aus tausenden wiedererkannt. Anfangs hatte sie ihm deswegen oft Vorwürfe gemacht, denn wenn er einmal später nach Hause kam oder nachts aufs Klo ging, stapfte und polterte er so, dass Nina jedes Mal aufwachte. Doch dann war ihr klar geworden, dass Stefan selbst nicht mehr hörte, wie geräuschvoll er mitunter war — beim Laufen, beim Atmen etc. Stefan also konnte es nicht sein, der da im Dunkeln immer näher kam.

Stefan war in diesem Moment gerade sehr glücklich. Er war auf dem Rückweg vom Badezimmer ins Bett und setzte ganz vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Seit er das elektrische Ohr hatte, war ihm aufgefallen, wie laut sein Atem mitunter war und wie viele Geräusche er beim Gehen eigentlich machte. Jetzt konnte er richtig schleichen. Das machte Spaß. Und darüber, dachte er, würde sich Nina sehr freuen.

Nina hörte, wie der fremde Mann im Zimmer näher und auf ihre Seite des Bettes kam, nah und näher. Sie griff nach dem Baseballschläger.

–Aus der Reihe: Unerwartete Nebenwirkungen des elektrischen Ohrs–

„Ich entschied, ihnen nicht in die Augen zu sehen…“

Ich glaubte, eine enorm wichtige Entdeckung über Menschen gemacht zu haben. Ich entschied, ihnen nicht in die Augen zu sehen, wenn ich mit ihnen redete oder sie mit mir. Ich sah ihnen auf den Mund. Das einzige, was mich interessierte, war wie die Münder ihre Formen annahmen und ich entschied, dass man den Leuten nur genau auf den Mund sehen müsse, wenn sie redeten, um alles zu wissen was man wissen muss. Ich versuchte, ein Gedicht darüber zu schreiben und ich glaube, es reimte sich.

Das könnte von mir sein. Dass Augen der Spiegel der Seele sein sollen, halte ich ja bekanntermaßen für Propaganda. Doch es ist vom Schriftsteller Ben Marcus, im Gespräch im höchst lesenswerten Blog The Days of Yore, wo erfolgreiche Künstler über die Zeit sprechen bevor sie Erfolg hatten. Auch ganz toll: Jennifer Egan.

Wie hört ein Schwerhöriger in der Kirche? (Mit Klangbeispielen)

Na wie wohl? Er hört, aber er versteht nicht. Das wird einem auf dieser Website mit ein paar Hörbeispielen höchst klar gemacht. Schaut mal vorbei.

(Sehr interessanter Versuchsaufbau! Sie haben nämlich durch das Mikrophon eines Hörgeräts aufgenommen. Und man sieht auch, was Untertitel und Induktion leisten.)
((Und ein ziemlich unterstützenswerter Verein, dieses Hören ohne Barrieren, soweit ich das der Website entnehmen kann.))

Gesichtsgrammatik und Körpersprache – oder: Wie sexy kann eigentlich eine Katastrophendurchsage sein?

Von Lydia Callis, der Gebärdensprachdolmetscherin, die gerade berühmt geworden ist, habt Ihr bestimmt schon gehört. Aber wisst Ihr eigentlich auch, wie ausgefeilt die Grammatik der Gebärdensprache ist? Man könnte sich ja denken: „Konjunktiv zum Beispiel. So komplizierte Möglichkeitsformen oder Bedingtheiten kann man doch nie nur durch Bewegungen rüberbringen!“
Gleichzeitig kenne ich viele, die ein wenig eingeschüchtert sind von der Mimik von Menschen, die sich in Gebärdensprache unterhalten. Es sieht ihnen übertrieben oder sogar grob aus. Nichts könnte falscher sein als dieser Eindruck

Bei mentalfloss bekommt man vorgeführt, wie in American Sign Language Gesicht und Körperhaltung als Teil der Grammatik benutzt werden. Sehr spannend und gut bebildert. Warum Menschen, die Gebärdensprache sprechen, so lebhafte Mimik und Ausdruck haben.
(Wer kein Englisch kann probiere z.B. den Google Übersetzungsdienst.)

Musik ist universal


via @hewritesilent

The Last Deaf

Whoa! Yeah! Jason Bourne in gehörlos. Ein Verschwörungs-Thriller, in dem es um Taube, Gebärdensprache und CIs geht. Das will ich mir ansehen!

Verräterische Erleichterung: Andersartigkeit, Behinderung und Intellekt (achja, und Sex auch)

Mit Bekenntnissen sind die Leute schnell bei der Hand, wenn es um Andersartigkeit und Behinderung geht. Die soll keine Rolle spielen, alle seien gleichberechtigt, das Wesentliche sei für die Augen unsichtbar — sagen sie dann etwa.

Sind sie aber tatsächlich im Alltag mit Andersartigkeit und Behinderung konfrontiert — sagen wir: einem Schwerhörigen, der sich im Gespräch verhält als sei er nicht besonders helle oder gar dement, mit wirklich sehr dicken Menschen, mit heftig Schielenden oder einem Körper, der so feingliedrig und kantig ist, dass er kaum die Sitzfläche des Rollstuhls ausfüllt, auf der er sitzt — sind sie also tatsächlich damit konfrontiert, dann sieht die Sache meist anders aus. Und ich nehme mich da selbst gar nicht mal aus. Da reagieren die Leute dann ungehalten, eingeschüchtert oder sogar angeekelt. Sie sind in ihren Vorstellungen von Normalität und Abweichung und ihren gefühlsmäßigen Gewohnheiten gefangen. Sie sind davon bedrückt.

Ich finde es gut, wenn man dies nicht verleugnet. So zu tun als wäre es nicht da, wenn es doch da ist und einen verunsichert, weil man es nicht gewohnt ist, bringt niemanden etwas. Dazu zu stehen, zumindest sich selbst gegenüber, ist der einzige Weg zu entspanntem Umgang.

Sex mit Behinderten — Zu diesem delikaten Thema hat Hans Ulrich Gumbrecht schon vor einiger Zeit einen Text seines Freundes Klaus Birnstiel in sein Blog geholt. Der Text ist ziemlich provokant, ich finde ihn gut. Schaut mal rein. Was mich heute aber mehr interessiert ist: Gumbrecht hat ihm eine Einführung vorangestellt, in der er beschreibt, wie er die erste Begegnung mit Birnstiel erlebte. Dieser stellte ihm nach einem Vortrag eine Frage:

Es war eine scharfe, provokante und wirklich schwierige Frage. Darin lag eine Erleichterung, denn der reduzierte Körper des Rollstuhlfahrers und seine Differenz wurden so zum Medium einer intellektuellen Präsenz, mit der ich „normal,“ fast wie mit der von einem „normalen“ Körper gestellten Frage umgehen konnte.

Das finde ich sehr ehrlich gesagt. Und das wiederum finde ich gut.

Die Welt am Kabel

Kabel haben einen schlechten Ruf. Sie gelten als salatanfällig und auch mein Laptop hätte mindestens einen Milchkaffee weniger in der Platine, wenn nicht so ein ‚!%$!!-Kabel an ihm dranhinge. (Seither kann ich immerhin sagen, dass Auseinanderbauen und Spülen aller Teile mit destilliertem Wasser hilft.) „Zuhause ist da, wo man das WLAN-Passwort kennt.

Auch am elektrischen Ohr war das Kabel bisher nicht mein Lieblingsteil. Gäbe es ein kabelloses Exemplar, ich würde es wohl nehmen.

Aber man kann das auch anders sehen. So wie Freundin K. zum Beispiel. Die nämlich wiederspricht aufs Heftigste. Hat sich vor einigen Monaten zu einem CI durchgerungen und ein paar Wochen nach der Inbetriebnahme dieses Bild gemalt. Ich finde: Man sieht die Poesie der Verbundenheit — und ohne Kabel würde da was fehlen.
Im Grunde nur gerecht: Das Hören verkabelt einen unsichtbar mit der Welt (wie die anderen Distanzsinne auch), wir aber brauchen sichtbare Kabel um dies zu erreichen, wenn der Körper es nicht von alleine tut.  Das elektrische Ohr (der Teil im Kopf jedenfalls) ist ja im Grunde auch nur ein kleines dünnes Kabel, an dem Strom angelegt wird.
Und was denkt Ihr so?

Der Ticker am Kopf

Das müsste doch ziemlich bald möglich sein, oder? Das Signal aus Hörgeräten oder Sprachprozessoren durch ein Speech-to-Text-Programm jagen und einen einigermaßen brauchbaren Text zu erhalten. Der, wenn er schon nicht als  Live-Untertitel taugt, dann zumindest als bei Bedarf automatisch erstellte Mitschrift zum Nachlesen. (Man könnte sie ja vor dem Ausdrucken noch einmal am Rechner überarbeiten.)

Damit wären die schwerhörigen Kinder die Coolsten! Oder sie hätten zumindest die Macht, sich vieler Leute Gunst zu erkaufen.

Oder gleich einen Ticker an die Geräte anschließen! Ich stelle mir das gerade vor, wie man mit völlig unbewegter Miene nach Beendigung des Gesprächs einen Knopf drückt, dann hört man ein Geräusch wie bei einem alten Nadeldrucker und schließlich greift man sich an den Hinterkopf und reißt mit einem satten Rrratsch! so eine Art Kassenzettel ab.  Hihihi…

Stille Kämpfer

Solchen Menschen fühle ich mich verbunden. Die gehen einfach und ruhig ihren Weg — und kommen dann auch wo an: Benjamin Piwko hört fast nichts und ist doch ein erfolgreicher Kampfsportler und Kampfsportlehrer geworden.
Vielleicht spricht das Video deswegen so zu mir, weil ich mich auch schon lange mit dem Kämpfen beschäftige und damit, wie man es lehrt.

Wenn Ihr mal geschockt sein wollt, dann schaut Euch den Sprechunterricht für schwerhörige bzw. taube Kinder bei ca 5’12“ an.

Übrigens: Warum Boxen für Schwerhörige absolut zu empfehlen ist.

Ein Filmstöckchen, ein Filmstöckchen…

Es hat ja nun mit Schwerhörigkeit nichts zu tun — aber die Kiki von e13 hat mich mit einem Filmstöckchen beworfen, das ich reflexhaft aufgefangen habe:
Kiki fragt:

1. Was war Dein erster Kinofilm und hast Du ihn später noch einmal gesehen? Wie fandest Du ihn dann?
Hehehe, das war Walt Disney’s Robin Hood (siehe oben). Es muss bei einem Kindergeburtstag gewesen sein. Ich war völlig perplex, dass wir einen Film gucken gingen — und dann passierte gefühlt stundenlang erst einmal Anderes, nämlich Werbung. Aber ich fand es toll, dass es Eis gab. Bin deswegen die Woche drauf gleich wieder hin. Aber ich habe den Film nie wieder gesehen.

2. Welches sind Deine drei liebsten Filmszenen und warum?
Hm, also „die liebsten“ weiß ich gar nicht. Aber gerade fallen mir diese ein: Weil es, wenn man mal drüber nachdenkt, so unglaublich naheligend ist: Der Moment, in dem Craig Schwartz aus John Malkovichs Geist herausfliegt und im Graben neben dem New Jersey Turnpike landet. Weil ich mich damals zum ersten Mal gleichzeitig gegruselt und verliebt habe: Sharon Tate erwacht als Vampirin und trägt das Böse in die Welt. Und weil’s einfach hinreißend ist: Der Moment, in dem Derek Zoolander endlich der Magnum gelingt.

3. Hast Du schon einmal selbst einen Film gedreht, und sei es nur auf Video oder Super 8, so richtig mit Drehbuch, Maske/Kostüm und was war das für einer? Bzw. was wäre das für einer, wenn Du das machen würdest?
Ich habe mir als einer von diesen hier ein Duell mit dem bösen Pharao geliefert, der mir den Arm ausriß und mich in einem Abgrund stürzte. Außerdem habe ich mich von diesem James-Bond-Verschnitt erst vermöbeln und dann erwürgen lassen. Und ich war einmal so begeistert von Lost Highway, dass ich einen Trailer für ein studentisches Videomagazin im gleichen Stil drehte, für das ich damals arbeitete. Und dabei meine ganze Wohnung verwüstete.

4. Gibt es einen Film, der Dir Angst macht und den Du nie, nie, nie wieder sehen willst?
Oh ja. Alle Versionen von King Kong. Zu traurig, der löst Beklemmungen aus.

5. Und welchen Film würdest Du gerne noch einmal auf der großen Leinwand sehen, der leider nur noch im TV oder auf DVD zu haben ist?
Der Pate. Oja, der Pate.

Der Witz an dem Stöckchen ist, dass ich es nicht nur weiterreichen, sondern mir auch noch meine eigenen fünf Fragen überlegen muss. Aaalso:

1. Nenne einen Schauspieler, zwei Schauspielerinnen und drei Filme, die Du sehr gerne magst, und erzähle bitte warum!
2. Bist Du schon einmal vorzeitig im Kino aus einem Film gegangen? Warum und aus welchem?
3. Gibt es eine Filmszene, in der ein Song gespielt wird, die sich Dir beide untrennbar ins Gedächtnis gegraben haben?
4, Welches ist Dein Lieblingskino und warum ist es das?
5. Lieber Filme oder TVSerien? Warum?

Interessieren würden mich die Antworten von Frau Nessy, Herrn DickFrau N., ervehea und kittykoma!   Habt Ihr nicht Lust?

Vom Traum, ein Untertiteler zu werden

So Stellenanzeigen wie dieses Praktikum bei  Titelbild habe ich nun schon öfter gesehen. Wollte ich mal darauf hinweisen. Ich weiß nicht, ob man wirklich davon träumen kann, zu untertiteln — den Ausdruck habe ich mir übrigens nicht ausgedacht, der ist aus der Stellenanzeige. Ich finde aber, man kann daran sehen, dass es eine sehr spannende und anspruchsvolle Sache sein kann, dieses audiovisuelle Übersetzen.

Übrigens, eins der Standardargumente gegen Untertitel ist ja, dass sie „optisch stören“. Wie ästhetisch die Kombination Bild/Untertitel sein kann, habe ich in diesen beiden Beiträgen (klick und klick) mal versucht zu zeigen. Ein bißchen wie graphic novels….

Den Musikmuskel trainieren: Tonhöhe, Klang und die Grenzen elektrischer Ohren (mit Klangbeispielen zum Selberhören)

„Ich glaube, wir sollten Schönheit nicht aufgeben.“ Sagt Charles Limb, ein HNO-Arzt und Musiker, und er sagt es vor ein paar Monaten auf einem TED-talk übers Musikhören mit dem Cochlea Implantat, also mit elektrischen Ohren.
Wirklich sehr interessant! Mit Klangbeispielen zum Selberprüfen. Außerdem gibt’s Untertitel, also schaut/hört es Euch mal an. Und er zeigt Beethovens Schädel!

Ted Talk by Charles Limb: Building the Musical Muscle

Zu den Beispielen — und dabei müßt Ihr bedenken, auf dem Laptop mit einem echt üblen Lautsprecher gehört + mit nur einem CI, d.h. nur einem einzelnen Ohr:

Die beiden Versionen der Rachmaninoff Prälude, klingen ganz leicht unterschiedlich. Ich glaube aber, wenn ich nicht darauf achten würde, würde ich den Unterschied nicht wahrnehmen; er kommt erst beim richtig hinhören raus. Und beide klingen schlecht, auch das Original. Das Stück baut tatsächlich so stark auf Tonhöhen, dass ich mit dem elektrischen Ohr nichts davon habe.

Trompete vs Geige: Höre ich ganz deutlich unterschiedlich und hätte ich vermutlich sogar als Blechbläser vs. Streichinstrument erkannt.

Usher: Hört sich sehr unterschiedlich an und ich merke, dass beim zweiten einiges fehlt. Aber ich glaube, ich könnte auch damit Spaß haben, wenn es sein müsste. In der Not frißt der Teufel fliegen, oder?

Und Ihr so?

Sie meinte es nicht so

„Kann ich mal dein Teil sehen?“

Was dann folgte, war, dass erst einmal zweie rot wurden und gleich darauf losprusteten. Erst dann wurde, wie gewünscht, das elektrische Ohr zur Ansicht rübergereicht.

Tja, für die einen ist es ein Cochlea Implantat. Für die anderen ein nie versiegender Quell von Heiterkeit.

Sinfonie der Stadtmitte — Warum auch Grönländer eine Vorliebe für Eis haben können

Den Grönländern Eis verkaufen wollen — so beschreibt Jens, der alte Audiot, sein neuestes Ding: Den Mitschnitt eines Konzerts komplett zu untertiteln um Menschen mit Hörproblemen den Zugang zu erleichtern. Das mag ja politisch wünschenswert und moralisch nett sein. Aber ist es sinnvoll? Der Hinweis, welche Musik spielt, kann der Empfindung Musikhören nicht das Wasser reichen. Schlimmer noch: Dies ist kein gewöhnliches Konzert. Denn die Ehre gibt sich dort kein Mensch, keine Band und kein Orchester, sondern ein Ort. Der Berliner U-Bahnhof Stadtmitte. Die Klänge, die man beim Ihn-Durchwandern wahrnimmt. Wie soll es spannend sein, davon Untertitel zu lesen?

Aber das täuscht. Das Bild der Eisdiele in Grönland finde ich unglaublich passend. Denn es leuchtet ja ein, dass sich Eis im kalten Grönland wahrscheinlich nicht so gut verkauft (obwohl so eine Eisdiele dort vielleicht eine gute Zukunftsinvestition sein könnte, für die Zeit, wenn das Eis dort abgetaut ist). Aber bei Eis geht es ja um den Geschmack auf der Zunge – und genauso kann ich auch als Schwerhöriger Gefallen daran finden. Und zwar großen!

Das Stück ist definitiv nichts für jeden Tag, aber eine ganz wundervolle Erfahrung. Vielleicht bin ich deswegen so aufgeschlossen dafür, weil ich ein alter Großstadtromantiker bin — schon einer meiner allerersten Einträge hier im Blog drehte sich ja um den Klang der Stadt. Jens Aufnahme zeigt, wie sich rein durch die Geräusche am Ort ein Stück mit Anfang, Mitte, Höhepunkt und Schluss entwickelt. Man muss nur hinhören. Ich bekomme Lust, auf aller Welt den Klang meiner Lieblingsorte aufzunehmen. Und ich werde nie wieder durch diesen Tunnel laufen können ohne hinzuhören.

Sehr interessant auch die Stille und die Reflexionen über sie. Meine volle Zustimmung.

Und Ihr? Wie findet Ihr das?

Der kleinste Hörtest der Welt

Das ist doch mal eine clevere Idee, die ich da neulich neben meinem Kaffee entdeckte. Fast hätte ich den Hinweis auf der Zuckertüte übersehen. „Bitte schütteln“ — und wenn Sie nichts hören, dann besuchen Sie einen Akustiker oder Ihren HNO und machen Sie einen Hörtest.

(Ich höre da ja absolut gar nichts. Wenn eine Zuckertüte geschüttelt wird und keiner ist da um es zu hören, macht sie dann überhaupt ein Geräusch…?)

Winnetou im Hör-Delirium

Ist das nun bemüht oder ist das erfrischend lustig? Ich schwanke.

Activate — Bewegende Momente online gestellt

Dieses Video macht gerade die Runde. Eine — wie sie sagt — taub geborene Frau hört nach 29 Jahren zum ersten Mal die eigene Stimme. Dank eines Hörimplantats.

Es ist nicht das erste seiner Art. Man suche nur mal bei youtube nach „CI“ und „activation“ und wird erschlagen von der Vielfalt. Ich fand das schon immer irgendwie seltsam.  Einerseits wirklich rührend. Andererseits — ich kann mir für mich nicht vorstellen, einen so privaten Moment im Video dauerhaft öffentlich zu machen. Darüber zu schreiben, aber sicher doch!  Aber Video?
Dann wiederum, vielleicht ist das einfach eine Charakterfrage, wie man intim-fröhliche Momente teilt oder auch nicht. Und was weiß ich schon darüber wie es ist, taub geboren zu sein und zum ersten Mal die eigene Stimme zu hören.

Not quite literarisch

Zum Wochenende hier schnell noch der Hinweis: Drüben bei Fünf Bücher werden die Bücher gesammelt, die man einfach besitzen muss — und wenn man sie besitzt, nicht mehr hergeben will. Welche das für mich sind, durfte ich gestern sagen. Eine Einladung zum Stöbern!

Der optimistische Sozialstaat

Es ist ja schön, dass die österreichische Pensionsversicherung sich ihren Optimismus bewahrt hat.  Dass also zu erwarten sei, der Gesundheitszustand werde sich bessern. Nur leider hat Gabriela Pichelmayer bereits 27 Jahre lang das Gegenteil erlebt.

Hatten Sie schon einmal einen Auto- oder Haushaltsschaden? Und mussten Sie dann um die ihnen zustehende Versicherungssumme streiten […] obwohl Sie jahrelang eingezahlt haben? Ähnlich verhält es sich beim gesetzlichen Pflegegeld. Nur mit dem Unterschied, dass dieses eine Lebensnotwendigkeit impliziert.

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