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Mein Vater

„Ist das nicht ein starkes Hörgerät?“, fragte mich Freund P. mit Stolz. Und nach einem Blick auf das Foto, das er mir hinhielt, musste ich zustimmen. Wie ein Weltempfänger sieht es aus, findet Ihr nicht? So als ob er der ganzen Welt zuhören könnte.

„Das ist übrigens mein Vater“, fügte P. hinzu. „1951, da war er 57. Das eine Ohr wurde in der Kindheit durch eine schlecht behandelte Mittelohrentzündung taub, das andere durch einen Geschütz-Abschuss in unmittelbarer Nähe, im 1.Weltkrieg. Ein Trottel von Kriegskamerad hatte vergessen, den Warnruf zum Zuhalten der Ohren zu geben.“

Traurig, wenn einem so etwas widerfährt. Auch heute noch sind ja Krieg und Wehrdienst, neben dem iPod, wohl die größten Schwerhörigkeitsproduzenten. Es zeugt von Größe, diesem Menschen hinterher nicht immer wieder die Schuld zu geben und sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Orgien des „Ach, wäre doch nicht!“ zu ergehen.

P. erzählte weiter: „Das Foto habe ich rausgesucht, weil Du  neulich von Dir selbst als ‚ich als alter Schwerhöriger‘ sprachst. Da musste ich an ihn denken. Das Lächeln und freundliche Nicken hatte er auch zur Perfektion gebracht. Wenn das nicht mehr reichte für sein Gefühl, hat er einfach angefangen etwas mit lauter Stimme zu erzählen, das passte zwar oft nicht so direkt, war aber immer interessant. Etwas aus der Zeitung oder aus der Kunst, etwas von Goethe oder von seiner Filmarbeit,von den Lügen der Werbung, die er ja mit Zeichentrickfilmen betrieb. Danach hat er oft freundlich lächelnd das Hörgerät einfach abgeschaltet und hatte Ruhe.

Eine grosse Grund-Zufriedenheit strahlte er trotz der Behinderung aus. Er hatte beide grossen Kriege nach schrecklichen Erfahrungen wundersam überlebt. Er liebte seine Arbeit, das Zeichnen. Und er hatte eine liebende Frau, die alles übernahm, was mit dem Hören zu tun hatte und ihm das ‚übersetzte‘. Sie sprach das Wichtige nach, das konnte er dann von ihren Lippen ablesen.“

Lieber P., vielen Dank für die Geschichte und das Foto! Nur eine bißchen komische Bildkomposition ist das. So mit dem Abstellbrett und dem laufenden Wasserhahn im Vordergrund…

„Ich weiss noch ,dass der Fotograf damals das Hören oder Nichthören damit sichtbar machen wollte. Ob das so schwer vorstellbar war?“

Beswingt nach Stockholm

Wer auch nur einmal über Nacht mit einer der großen Ostseefähren gefahren ist, weiß was das heißt. Ich hatte es ja schon angedeutet, die Reise nach Finnland beinhaltete auch einen Abstecher nach Stockholm. Das waren zweimal 16 Stunden Fähre. Stil und Glamour habe ich ein wenig vermißt. Aber mit guter Reisebegleitung und viel Lust auf Alkohol kann so eine Überfahrt ziemlich lustig werden.

Absolutes Highlight der ersten Nacht war der mitternächtliche Auftritt der Schiffsband, die — die Mädchen in Haremshosen mit silbernen Pailetten bestickt — ein Medley überraschend gut ausgesuchter älterer Hits zum Besten gaben. Alle Mitglieder der Band ließen mir Schauer über den Rücken laufen aber nur eine mit ihrer rauchigen Stimme.
Auch als Hörübung war das Medley gut geeignet: Ich kannte alle Lieder, aber es dauerte unterschiedlich lang, bis ich sie erkannte. Und sicher war ich fast jedesmal erst, wenn ich den Refrain hörte. Ich denke, das ist typisch fürs Musikhören von Schwerhörigen. Und insbesondere mit dem elektrischen Ohr: Das Cochlea Implantat ist ein Sprachverstehding. Entsprechend läuft auch das Erkennen (und sehr oft auch das Genießen) von Musikstücken hauptsächlich über die Sprache.

Highlight der zweiten Nacht war finnisches Karaoke. Die Finnen singen wirklich gern. Und yay, was für eine Sprache! Schriftlich so unglaublich fremd, aber klingen tut sie wunderschön! Und auch das eine klasse Hörübung: Fremde Klänge zum Mitlesen.

Wer sich mal anhören mag, wie Päivästä päivään klingt, das hier abgebildet ist — das hab ich auf youtube gefunden (natürlich mit anderer Stimme). [Nachtrag: Ich erfahre gerade, dass das Lied eigentlich Levoton Tuhkimo heißt. Unter dem Namen hab ich sogar das Karaoke-Video gefunden.] Von dem ganzen schwermütigen, aber wunderschönen finnischen Zeugs hab ich leider nix gefunden.

Aarrrgh ist…

… mit drohender Deadline zuhause arbeiten und ein Ohr auf die Türklingel haben, weil ein wichtiges Paket kommt. Am selben Tag, an dem sie eine Etage höher die Badewanne rausreißennnnngnnn!

Normalerweise würde ich spätestens jetzt cool meinen Vorteil ausspielen, die Hörtechnik ausschalten — und entspannt arbeiten. Stattdessen:  zum Lärm gezwungen.

Sie hätten gern ein Hörgerät? Da wird ihnen geholfen

Danke an R. fürs Video! 🙂

Aber mal im Ernst: Hörgeräte Kaufen ist nichts für zaghafte Naturen. Wie findet man eigentlich einen guten Akustiker?

Für unsere hörgeschädigten Zuschauer habe ich hier noch das Transkript zum Mit- oder eher Nachlesen des Sketches herausgesucht: Weiterlesen

Sie müssen nicht schreien, wirklich nicht!

Allerherzlichsten Dank für dieses Kleinod, liebe K.s — Ich hab mich WEGGESCHMISSEN! David Lynch ist der Größte!!

[Nachtrag: Die Transkription beginnt bei 0:32]

Gordon: HOLY SMOKES! WHO IS THAT?
Cooper: Shelley Johnson.
(Gordon motions he didn’t hear)
Cooper: SHELLEY JOHNSON.
Gordon: WHAT A BEAUTY! KINDA REMINDS ME OF THE STATUE, THE BABE WITHOUT THE ARMS.
Cooper: Venus de Milo.
Gordon: THE NAME WAS MILO, BUT THAT’S BESIDE THE POINT. THAT’S THE KINDA GIRL THAT MAKES YOU WISH YOU SPOKE A LITTLE FRENCH. ‚SCUSE ME COOP WHILE I TRY MY HAND AT A LITTLE COUNTER-ESPARANTO.
Cooper: Good Luck, Gordon.
Gordon: HELLO. I WAS WONDERING IF I MIGHT TROUBLE YOU FOR A CUP OF STRONG BLACK COFFEE AND IN THE PROCESS ENGAGE YOU WITH AN ANECDOTE OF NO SMALL AMUSEMENT. THE NAME IS GORDON COLE AND I COULDN’T HELP BUT NOTICE YOU FROM THE BOOTH. AND…WELL, SEEING YOUR BEAUTY NOW I FEEL AS THOUGH MY STOMACH IS FILLED WITH A TEAM OF BUMBLEBEES.
Shelley: You don’t have to shout. I can hear you.
Gordon: I HEARD THAT. I, I HEARD THAT.
Shelley: Um, do you want anything else besides coffee?
Gordon: I HEARD YOU PERFECTLY!
Shelley: And I can hear you, honest.
Gordon: YOU DON’T UNDERSTAND. You don’t understand Miss. Do you see this? For twenty years I’ve been asking people to please speak up, but for some weird reason I can hear you clear as a bell. Say something else.
Shelley: Um, um, do you want pie with your coffee?
Gordon: Good Lord I can hear you perfectly. This is like some sort of miracle. A…a phenomenon.
Log Lady: What’s wrong with miracles?
Gordon: WHAT’S THAT?
Log Lady: This cherry pie is a miracle.
Gordon: WOULD YOU PLEASE ASK THE LADY WITH THE LOG TO SPEAK UP.
Shelley: Um, the pie, she was talking about the cherry pie.
Gordon: I heard you again. I heard you again.
Shelley: Would you like some pie?
Gordon: MASSIVE, MASSIVE QUANTITIES AND A GLASS OF WATER, SWEETHEART. MY SOCKS ARE ON FIRE.

[Quelle]

Technikfolgenabschätzung: Das eigene Schmatzen

Wer kennt das nicht — den Pickel auf der Backe, die schlechtsitzenden Haare oder der Soßenfleck auf dem Hemd. Und man läuft stundenlang damit rum, nur weil es gerade nirgendwo einen Spiegel gab, in dem man’s hätte sehen können.

Es ist eigentlich banal: Sich selbst wahrnehmen hilft bei der Selbstkontrolle. Darum hört man’s ihnen ja auch oft an, wenn Menschen ihr Gehör verlieren: Ihr Sprechen verändert sich, weil sie sich selbst nicht mehr hören.
Mit dem elektrischen Ohr merke ich das ja gerade selber, nur auf umgekehrtem Wege: Ich ertappe mich häufiger selbst beim nuschelig Reden.

Nun mag nicht jeder so pingelig sein wie ich. Aber — ob dieses neue, an den Zähnen befestigte Hörgerät wirklich so eine gute Idee ist? Das die Leute zum Essen herausnehmen müssen und, so dass sie ihr eigenes Schmatzen nicht hören? Ich glaub, das ist nicht gut für die Tischsitten…

Tunnel Deine Ohren

So große Tunnel-Ohrringe fand ich eigentlich nie schön. Aber — wow, diese Designstudie eines Hörgerätes von designaffairs finde ich wirklich große klasse! Zumindest bei dem Model.  Jetzt noch eine CI-Studie, bitte, liebe designaffairer! (mehr Info gibt es im Blog von designaffairs)

Nur mal so zum Vergleich: cooler älterer Hörgeräte-Bling.

Antenne Beethoven: Sich unter Blicken wohl fühlen

Manche Leute brauchen dazu gar kein Hörgerät, sie gewöhnen sich nie daran, dass Blicke anderer Leute auf ihnen ruhen. Ich hatte damit eigentlich nie ein Problem, obwohl ich ein dickes Hörgerät trug, seit ich in die Schule kam. Auch wenn ich es nie geliebt habe und nie fand, dass es gut aussieht, kann ich sagen: Ich habe mich nie geschämt. Meine Hörgeräte gehörten einfach zu mir.

Doch jetzt mit elektrischem Ohr kann ich zum ersten Mal nachvollziehen, warum sich Leute kein Hörgerät anschaffen wollen. Oder es ihnen so peinlich ist, dass sie es zuweilen abnehmen, nur damit damit man es nicht sieht. (Wie sieht das eigentlich aus, so ein Cochlea Implantat? Bei funny old life gibt es hier ein paar gute CI-Bilder.)

Eigentlich lächerlich, stimmts? Aber ich merke deutlich, dass es mich nervös macht, wenn ich in der U-Bahn stehe oder an der Kasse — und jemand mustert meine linke Kopfseite. Ich merke, dass ich die Mützensaison genieße.

Ich weiß auch, dass es egal ist. Viele wundern sich eh nur, wie das mit dem Kopfhörer eigentlich funktioniert, wenn er doch nicht einmal ins Ohr geht. Wie der da überhaupt hält! Und ich spüre, dass diese Phase vorbeigehen wird. Dass es sogar ein interessanter Aufhänger sein kann um Leute kennenzulernen. Aber im Moment ist es mir peinlich, dazu zu stehen, was an mir dran ist. Es sieht einfach nicht cool aus. Ich habe Lust, einen Witz daraus zu machen, die Leute zu verarschen. Wenn ich merke, dass sie gucken, auffällig zur nichtvorhandenen Musik mitzurocken.

Am liebsten aber hätte ich eine kleine Antenne, die ich auf Knopfdruck ausfahren kann, wenn ich merke, dass jemand guckt. Ha!

Den Klauen der Akustik entkommen

Nicht immer nur das Sofa plattsitzen. Mit Freundinnen oder Freundinnen einfach losziehen. Dahin gehen wo’s nett oder was los ist, das Essen gut, die Drinks gekühlt — oder wo es einfach interessant aussieht, um’s auszuprobieren. Eine Selbstverständlichkeit, oder?

Nein. Nicht als stark Schwerhöriger. Sofern auch geredet werden soll, geht es immer um die Akustik und die ist eine strenge Herrin. Zu voll? Geht nicht. Musik im Hintergrund? Gestorben. Hohe Decken, blanke Wände, Steinfußboden? Vergiß es. Das einzige Etablissement am Platze in dem sich kein Schwein aufhält, aus gutem Grund vielleicht? Das wäre was für uns!

Es ist wirklich ein Krampf. Wie man unter diesen Bedingungen wenigstens einigermaßen bei Geschäftsessen akustisch überlebt, habe ich hier beschrieben.

Jetzt aber tut sich was. Gestern war ich mit Freundin N. aus — und sie sagte hinterher: „Hat mich ein bißchen gewundert, dass Du dieses Restaurant gewählt hast. Die Musik war schon etwas nervig.“ Und wißt Ihr was? Ich hatte einfach eins vorgeschlagen, ganz ohne groß drüber nachzudenken wie die Akustik war. Mit CI und Hörgerät war es: Ziemlich anstrengend.

Das muss man aber andersrum lesen: Es war möglich. Es war möglich! Gut, es war recht leer, also nicht gar zu schwierig. Aber ich werde das jetzt öfter machen: frei wählen.

Schwerhörige in der Schule: Eine Frage des Glücks?

desks_university -- Photo by teachingsagittarian / flickr, some rights reserved

Ich bin ein Glückskind. Oder zumindest muss ich das annehmen, wenn ich sowas hier lese:

Karin ist schwerhörig, eine von rund 500.000 Menschen, die in Österreich mit dieser Behinderung leben. Den Schulalltag hat die junge Frau gut gemeistert, an der Englischmatura sollte sie scheitern. Die Prüfer ließen sie durchfallen – weil Karin das Hörbeispiel nicht verstand. [Quelle]

Helene Jarmer, eine anfangs angefeindete, gehörlose Bundestagsabgeordnete in Österreich, sagt in dem Artikel, das sei kein Einzelfall. Schwerhörige könnten kaum die Matura, also in Deutschland das Abitur, bestehen. In einem Fall sei ein Schwerhöriger in Englisch wegen schlechter Aussprache durchgefallen worden. Das finde ich entsetzlich, macht mich aber auch nachdenklich.

Wenn ich mich an meine Schulzeit und Prüfungen zurückerinnere, dann haben mir meine Eltern immer gesagt, ich solle ganz früh mit den Lehrern reden — und ich hatte, bis auf wenige Ausnahmen, immer Glück.

Ich erinnere mich an Nacherzählungen in Deutsch und Englisch: Der Lehrer stellte sich direkt vor mich hin und sprach mich direkt an. Ein- oder zweimal durfte ich die nachzuerzählende Geschichte auch lesen, statt hören.

Ich erinnere mich an Hörverstehensübungen mit Filmen und Tonaufnahmen in den Fremdsprachen: Ich verstand schon immer nichts, was aus Lautsprechern kam. Die Aufgabe wurde bei mir nicht gewertet oder über den Daumen aufgerundet. Schließlich bekamen die Lehrer ja auch ansonsten auch einen Eindruck davon, wie hell oder wie doof ich im Kopf war und ob ich ein Gefühl für die Sprache entwickelte. Und ich erinnere mich an eine Spanischprüfung, bei der sich die Prüferin extra mit mir traf und mir die Hörbeispiele in ihrem Büro vorlas — was für mich besere Akustik und die Möglichkeit zum Lippenlesen bot.

Ich erinnere mich sogar an einen Physiklehrer der mir am Ende ganz pauschal eine Note besser gab als ich mir erarbeitet hatte, einfach weil er meinte, er müsse ja auch die mündliche Beteiligung werten und die ziehe meine Note über Gebühr herunter.

Klar, ich erinnere mich auch an Gegenbeispiele. Es gab den Französischlehrer, der steif und fest der Meinung war, dass ich mich verweigerte, ihn gar verspotten wollte. Da war an großzügiges Aufrunden nicht zu denken. Im Gegenteil, es war einiges an gutem Zureden seitens meiner Mutter und seiner Kollegen notwendig, damit er mich nicht durchfallen ließ.  (Heute und nebenbei gesagt, er hatte auch Recht, der Französischlehrer.)

Wie die Lage quantitativ ist, kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur meine eigene Erfahrung aus den 1980ern und 90ern in mehreren normalen Schulen einer mittleren Großstadt in Westdeutschland . Und sicher, es ist alles auch eine strukturelle Frage. Die institutionellen Förderungsmöglichkeiten für Schwerhörige und Gehörlose sind ohne Zweifel verbesserungswürdig. Aber wenn’s auf der zwischenmenschlichen Ebene, zwischen Lehrern und Schülern, nicht gut läuft, dann helfen auch Gesetze weniger. Klar kann man klagen, aber niemand sollte wertvolle Schul- und Lebenszeit verlieren, nur weil sie auf das Urteil in irgendeiner Sache warten.

Was sagt Ihr dazu? Hatte ich nur unglaubliches Glück?

Wer will schon schwerhörig sein?!

Die Wahrheit ist, egal ob Ihr Hörproblem behandelt wird oder nicht, Sie werden im Verlauf ihres Berufslebens wahrscheinlich Einkommen verlieren. Die Forschung zeigt allerdings, dass der Verlust bei Hörgeräteträgern nur halb so groß ist.

Marlene Prost: Helping Hard of Hearing Employees [via Jamie Berke]

Es fällt schwer, sich mit einer Gruppe zu identifizieren, zu der man nie gehören wollte und deren Mitglieder zugleich als weniger attraktiv oder weniger intelligent angesehen werden.

Susanne Bisgaard: Hören – Hörverlust – Hörgerät? [danke Frauke!]

„Mir geht’s ja nicht schlecht, und außerdem will ich tanzen“ — Email-Hin-und-Her mit MC Winkel

Eigentlich wollte ich wissen, wie man mit der plötzlichen Diagnose Schwerhörigkeit klarkommt. Es kam anders — und wurde eine Geschichte darüber, wie vielgestaltig die Probleme sind, die sich hinter dem Wort Schwerhörigkeit verbergen. Und der Platz, den sie im Leben einnehmen.

Als MC Winkel kürzlich über seinen neuen Tinnitus schrieb und dabei erwähnte, dass er gerade vom Arzt für schwerhörig erklärt worden war, bin ich neugierig geworden. Ist zwar „nur“ ne Hochtonschwerhörigkeit, aber mittelgradig ist ja nun nicht ganz so wenig: zwischen 40 und 60% Verlust. Und wie geht ein Musiker mit seinen Ohrgeräuschen um — zumal wenn er sie als „Merk-Hoyzer-Collina-Quintett (eigentlich ein Trio, aber die erstgenannten zählen doppelt) mit einem anhaltenden Querflötensolo in Shizz-Dur“ empfindet?

Teezey-- Photo by MC Winkel, all rights reserved

MC Winkel hat als Blogger schon knapp neun Jahre auf dem Buckel. Und das merkt man: Er ist bekannt wie ein bunter Hund und — wenn’s ihm gefällt — sich für keine Aktion zu schade. Dabei sagt er von sich selbst: „Bin halt nur’n Typ, der Quatsch ins Netz schreibt und sich freut, dass Leute das gerne lesen.“ Ich mag die schnodderige Art sehr, mit der er sich selbst immer wieder durch den Kakao zieht. Außerdem tingelt rockt er als Musiker mit der Band Büro am Strand vorwiegend durch Norddeutschland.

Per Email entspann sich folgendes Gespräch…

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Das iPhone als Hörgerät und Spionagewerkzeug

Diese apfelige Kreativität ist wirklich zum Fürchten. Es gibt jetzt eine Hörgeräte-App für das iPhone!

SoundAMP, App for iPhone

Verstärkt alles, Equalizer gibts auch. Man läuft durch die Gegend und hält den Leuten sein iPhone entgegen. Also nichts, was man sonst nicht auch täte.

Und wenn ich mein iPhone auf den Tisch lege und mein Blutetooth headset an mein Hörgerät anlege, dann habe ich eine — FM Anlage? Sowas kostet normalerweise schnell mal 2000 Euro, SoundAmp kostet 7,99. Ich glaub jetzt muss ich mir langsam auch mal son i-Dingens anschaffen…

Also in Zukunft aufgepaßt, wenn Leute „gleich wieder da sind“ und ihr iPhone auf dem Tisch liegen lassen. Sie könnten trotzdem zuhören.

Hier kann man SoundAMP bei iTunes herunterladen. Berichtet mal über Eure Erfahrungen, ja?

[via taubenschlag wo’s auch einen kurzen Test gibt]

Taub im Job, trotzdem erfolgreich, Tipp #1: Lege ein Depot an

Out of batteries - Foto: Not quite like Beethoven, all rights reserved

Wer sich ne Uhr ans Handgelenk bindet, fesselt sich an die Zeit. Und wer sich Hörgerät oder CI zulegt, nun ja, an den Batteriedealer. Was Ihr hier seht, kann im Job das Antlitz der Katastrophe sein. Kein Wunder, denn ohne Batterien geht nix — oder jedenfalls kein Hörgerät. Sowas sollte man also dort nie sehen müssen. Bei mir zumindest geben die Dinger nämlich bevorzugt dann den Geist auf, wenn was ansteht, wo ich hören muss.

Zugegeben, dieser erste Tipp mag manchen banal erscheinen. Trotzdem kann ich nur raten: Sorge dafür, dass Dir niemals die Batterien ausgehen. Andere haben im Büro vielleicht Sakko und Krawatte im Schrank oder Kostüm und Absatzschuhe. Schwerhörige brauchen am Arbeitsplatz ein Batteriedepot! Egal ob Akkus oder Einmalbatterien. Alles andere ist unprofessionell.

Mir selbst ist das zum Glück nur einmal passiert. Ich habe meine Ersatzbatterien in der Jackentasche. An jenem Morgen im April war’s überraschend warm. Und ich spät dran. Also schnell zurück, Jacke getauscht — und schwuppdiwupp war’s geschehen. Kurz nach dem Mittagessen gab erst eine, dann die andere Batterie den Geist auf. Und bei der einzigen Batterie in meinem Schreibtisch war irgendwie der kleine Aufkleber abgegangen, sie hatte ihren Saft schon lange abgegeben. (Die meisten Hörgerätebatterien sind sogenannte Zink-Luft Batterien, die, sobald man einen kleinen Aufkleber abzieht, auch beim nur Herumliegen schon in einer Woche leer werden können.) Gerade noch mal gutgegangen: An dem Tag standen keine Präsentationen und keine wichtigen Treffen auf dem Programm. Nur die Mittagspause mit den Kollegen war etwas gewöhnungsbedürftig.

Wie sind da Eure Erfahrungen? Hat jemand eins dieser neuen Hörgeräte, die man über Nacht in die Aufladestation steckt, wie läufts damit? Und wie ist das bei CIs? Ich habe gehört, gängige Modelle verwenden Batterien im Dreierpack, was dann ca. drei Tage reicht. Oder einen Akku, der aber nur etwa zehn Stunden durchhält. Das wär ja ganz schön knapp, wenn’s mal ein langer Tag wird…

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Wie hört Not quite like Beethoven? Eine Hörbiographie

Ich wurde nun schon mehrfach gefragt, wie eigentlich meine „Hörbiographie“ ist. Bislang habe ich das ja immer so in andere Einträge eingeflochten, doch jetzt will ich mal ein bißchen zusammenfassend erzählen. Nach dem Klick!

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Du findest Hörgeräte doof, willst lieber gut aussehen? Ab nach Thailand

Brauchen tu ich’s ja nicht. Aber ich überlege, ob ich beim Bewerbungsgespräch ein Hörgerät anziehe. Läßt mich einfach kompetenter wirken. Schonmal gehört sowas? Ich auch nicht. Aber das ist wirklich alles eine Frage der Perspektive. Und Reisen hilft, das zu erkennen.

Not quite like Beethovens Hörgerät

Im Gegensatz zu Brillen haben Hörgeräte ein echtes Imageproblem. Brillen sind schick – und machen intellektuell. Aber Hörgeräte? Naja. Außer ein paar Star-Trek-Freaks kenne ich persönlich niemanden, der die Dinger wirklich schön findet. Ich übrigens auch nicht. Habe immmer versucht, sie durch Farbwahl und durchsichtige Ohrstücke zum Verschwinden zu bringen. Bunte Geräte fand ich allenfalls bei Kindern und Jugendlichen gut. Wobei man dazu sagen muss, dass ich seit 10 Jahren sehr kurzhaarig bin. Jetzt hab ich die auf dem Bild. Und was mir mit denen passiert ist, gleich nach dem Klick. Weiterlesen

Flitter und Tand – aber nett war’s

Wo ich gerade vom Boxen sprach, ich freue mich gerade über das hier:

Foto: Not quite like Beethoven

Übrigens hat Joe Frazier, bekannt vor allem durch seinen Sieg über Muhammad Ali und den Thrilla in Manila, auch ein Hörgerät. Und hoffentlich ein bißchen Geld dafür bekommen, das zu sagen. Das kann er nämlich gebrauchen.