Schlagwort-Archive: Inspiration

Werd‘ ich benutzt? Oder bin ich cool?

That’s the whole purpose for people like me, to inspire people like you.

Ich bin nicht Svetlana Kirilenko, die das dort oben irgendwo in der vierten Staffel der Sopranos gesagt hat, die nur ein Bein hat und einen fatalistischen Optimismus pflegt. Doch die Situation, von der sie spricht, kenne ich nur allzu gut: Da gibt es Menschen auf der Welt, die sich für einen interessieren, die womöglich gar Sex mit mir haben wollen, was ja grundsätzlich begrüßenswert ist.
Aber leider aus zweifelhaften Gründen. Weil man nämlich, aus ihrer Sicht, schlechter dran ist als sie. Aber besser lebt als sie.

Ich habe bei solchen Gelegenheiten auch schon äußerst heftig drauf reagiert. Ich wollte lieber wegen was anderem gemocht werden. Und stehe sowieso nicht so auf Jammerlappen und Behindertengroupies. Nur in letzter Zeit frage ich mich, ob es das wirklich wert ist. Eigentlich ist es doch nur ein Kompliment, inspirierend zu sein, oder? Ist es nicht sogar ein bißchen kindisch, zu verlangen, dass einen der oder die andere auf GAR KEINEN FALL wegen irgendwas, das mit der Behinderung zu tun hat, mögen darf? Und ist es nicht überhaupt sehr vermessen, anderen vorschreiben zu wollen, für was sie einen mögen dürfen und für was nicht? Ich meine, das passiert doch auch sonst recht selten, dass es genauso kommt wie man das gerne hätte, oder?

Von schwerhörig gebombt zum Mehrwert der Schwerhörigkeit: Ein Gespräch mit Bernd Rehling

Sommer 1974. Am frühen Nachmittag des 17. Juli explodiert ohne Vorwarnung eine Bombe im Tower of London. Der ist wie üblich mit Touristen überfüllt. Eine Frau stirbt — neun Schwerverletzte und über 30 leicht Verletzte, meist Kinder. Einige verloren Arme oder Beine. Der Bremer Realschullehrer Bernd Rehling, gerade dreißig Jahre alt, verlor fast sein ganzes Gehör.Foto: Bernd Rehling

Mit Hörgeräten versorgt lehrte er danach noch über 20 Jahre weiter. Und ist heute einer der profiliertesten Akteure in der deutschen Hörbehindertenszene: 1997 gründete er mit einer Gruppe Gleichgesinnter das Informationsportal Taubenschlag und bringt täglich die Presseschau deafread heraus.

Not quite like Beethoven spricht mit Bernd Rehling über die schwierige Zeit als Neu-Schwerhöriger und wie er sich als Lehrer an der Hörgeschädigtenschule selbst neu erfand. Über Segen und Gefahren des Internets für Schwerhörige — und über das Leben zwischen den Welten: weder gehörlos noch normalhörend. Nach dem Klick.

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Frühling und das Web 2.0

Sonntag, Sonne  – und es hat bis eben nur ganz knapp nicht gefroren. Brr! Erste Blüten sind wieder in sich zusammen- oder gleich ganz abgefallen. Wenn nicht schon gestern in den Wassermassen ertrunken. Mir scheint, der Frühling kann ein bißchen aufmunterndes Schulterklopfen gebrauchen.

Diese zwei Plakate sind zwar schon etwas älter (letzten Herbst in der Bostoner U-Bahn gesehen) ich finde sie aber eher frühlingshaft: Rausgehen, Leute treffen, Spaß haben. Und das ganze Internet mal sein lassen. Mach ich auch gleich.

Original instant message Friendship request accepted

Wobei mir bisher nie klar war, dass Instant Messaging, Facebook und Co. langfristig die Atemerfrischer-Industrie schädigen können. Ob das wohl auch für Seife gilt….?

Hallo und willkommen bei „Not quite like Beethoven“

Als Ludwig van Beethoven mit nicht ganz 30 Jahren taub wurde, hat es ihn innerlich zerrissen. Sechs Jahre hatte er seine zunehmende Taubheit geheim gehalten und gehofft, er könne geheilt werden. Er traute sich nicht zuzugeben, dass ihm der Sinn abhanden gekommen war, den er einst in der größten Vollkommenheit besaß und den jedermann von ihm, dem genialen Komponisten, erwartete. Im sogenannten Heiligenstädter Testament beschreibt er seine heiße Angst, seine Angespanntheit, das Zurückweichen vor den Menschen, sogar seinen Freunden – und seine Vereinsamung trotz eines eigentlich lebhaften Wesens. Hätte er sich nicht der Musik verpflichtet gefühlt, er hätte sich umgebracht. „Und so“, schreibt er, „fristete ich dieses elende Leben – wahrhaft elend.“

Für das, was mir hier vorschwebt, ist Beethoven die richtige Person. In seiner Verzweiflung über das langsame Ertauben erkenne ich so viel von mir, in seiner Resignation aber – Leben nur als Pflichterfüllung, so hoch man das auch ansieht  — mag ich mich nicht wiederfinden.

Schwerhörigkeit sieht man nicht. Und viele handeln leider nach dem Motto, dass was man nicht sieht, auch nicht existiert. Andererseits — woher sollen sie auch wissen, wie es ist, schwerhörig zu sein? Oder wie man mit Schwerhörigen am besten reden soll? Darum ist Not quite like Beethoven ein Ort, an dem ich über Unhörbares, Unerhörtes und Nicht-Gehörtes schreibe. Darüber wie man in Liebe, Kunst und Kultur, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft schlecht hören, Tinnitus haben und trotzdem gut leben kann. Und selbstverständlich, was mir im Zusammenhang mit Hören — gut, schlecht, anders oder gar nicht — sonst noch ein- und auffällt. Ich hoffe, es gefällt und inspiriert Euch,  ob nun normal- oder schwerhörig.

Nachtrag: Hier wurde ich befragt — warum bloggt man über Schwerhörigkeit? Wie hat das alles angefangen? Und wie ist das eigentlich mit Beethovens Musik?