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Na immerhin hab ich noch nie vom Bloggen geträumt

Gestern nacht mit dem Laptop im Bett eingeschlafen. Nur nochmal schnell Emails checken und schauen, was die Lieblingsblogs Neues bringen und plötzlich: chrrrrrrrrrzzzzz. Heut morgen dann um sechs von meinem Lieblingswecker wachgerüttelt worden — und den Rechner halb unter meiner Decke gefunden. Die Hand keine zehn Zentimeter vom Einschaltknopf. Was soll man da schon anderes machen?! Ist ja schon wieder Zeit vorbei, gibt ja schon wieder wat Neues….

Morgens, sechs Uhr in Deutschland -- Photo by Not quite like Beethoven, all rights reserved

Also auch ihn aus dem elektronischen Schlaf geweckt. Und was les ich?!

After six to eight hours of network deprivation — also known as sleep — people are increasingly waking up and lunging for cellphones and laptops, sometimes even before swinging their legs to the floor and tending to more biologically urgent activities [NY Times].

Oops. Na immerhin: Letzter und erster wacher Moment online war das erste Mal. Aber inzwischen kommt es wirklich eher selten vor, dass ich nicht beim Frühstücken schon Emails, Blogs und Zeitungen checke. Eigentlich nur dann nicht, wenn ich keine Zeit für Frühstück zuhaus hab — oder nicht alleine aufstehe.

Wißt Ihr was? Wer noch nicht mit dem Laptop pennt, gehört schon zum Establishment!

„Die eigenen Gedanken können sehr laut werden in der Stille“ — Enno Park über Leben und Arbeiten als fast ganz Ertaubter

Für mich eine der tollsten Seiten am Bloggen ist, dass man sehr schnell auf interessante Leute stößt. Und manchmal stellt sich dann heraus, dass man mehr gemeinsam hat als man gedacht hätte. Ertaubung zum Beispiel.

Foto: Enno Park

Enno Park ist ein Blogveteran, er hat schon gebloggt, bevor er wußte, dass man das so nennt: Vor 10 Jahren hat er angefangen, online Filmkritiken zu veröffentlichen, dabei die aktuellste immer zuoberst. Kostproben gibts bei filmstarts und filmfacts.  Jetzt schreibt er seit etwa fünf Jahren unter die ennomane, vor kurzem hat er dort auch eine Rubrik für Hörthemen begonnen: Krachstille. Meist aber ging es ihm in letzter Zeit um politische Dinge, zum Beispiel über die Europawahl.

Für Not quite like Beethoven spricht Enno Park über seine Ertaubung als Teenager und das Durchbeißen in Studium und Arbeit mit einer unsichtbaren Behinderung.  Außerdem über den Sinn von Bloggen und Twittern für Hörbehinderte und den Nutzen der Schwerhörigkeit. Nach dem Klick!

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Von schwerhörig gebombt zum Mehrwert der Schwerhörigkeit: Ein Gespräch mit Bernd Rehling

Sommer 1974. Am frühen Nachmittag des 17. Juli explodiert ohne Vorwarnung eine Bombe im Tower of London. Der ist wie üblich mit Touristen überfüllt. Eine Frau stirbt — neun Schwerverletzte und über 30 leicht Verletzte, meist Kinder. Einige verloren Arme oder Beine. Der Bremer Realschullehrer Bernd Rehling, gerade dreißig Jahre alt, verlor fast sein ganzes Gehör.Foto: Bernd Rehling

Mit Hörgeräten versorgt lehrte er danach noch über 20 Jahre weiter. Und ist heute einer der profiliertesten Akteure in der deutschen Hörbehindertenszene: 1997 gründete er mit einer Gruppe Gleichgesinnter das Informationsportal Taubenschlag und bringt täglich die Presseschau deafread heraus.

Not quite like Beethoven spricht mit Bernd Rehling über die schwierige Zeit als Neu-Schwerhöriger und wie er sich als Lehrer an der Hörgeschädigtenschule selbst neu erfand. Über Segen und Gefahren des Internets für Schwerhörige — und über das Leben zwischen den Welten: weder gehörlos noch normalhörend. Nach dem Klick.

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Online? Da hilft auch Schwerhörigkeit nix

Gestern war’s eher ein kleiner Scherz, aber das Thema Leben mit Internet und Web 2.0 beschäftigt mich weiter: Wenn ich nicht aufpasse, verliere ich als Schwerhöriger dadurch Wettbewerbsvorteile.

Dass das Internet nicht nur das Lesen sondern auch das Denken verändert – und zwar nicht nur zum Guten – brennt offensichtlich vielen unter den Nägeln. So wird z.B. dieser sehr lesenswerte Artikel von Nicholas Carr aus The Atlantic seit fast ein Jahr immer wieder in Blogs thematisiert (letztens etwa hier von Berlinessa). Und ich hab  ja auch das Gefühl, dass es mir schwerer fällt, mich in längere Texte zu vertiefen.  Nach ein paar Minuten beginnt der Kopf einfach, im Hintergrund an was anderes zu denken. Das zerstreut die Aufmerksamkeit. Bin allerdings nicht restlos überzeugt, dass das nur am Internet liegt. Ich fürchte es ist auch einfach ein Teil des Berufstätig Seins und Älter Werdens.

Übrigens, kommt Dir dieser Eintrag eigentlich lang vor? 😉

So weit, so gleich ist das Problem für alle, die beruflich viel im WWW unterwegs sind oder sich privat dem Web 2.0 hingeben. Für mich als schwerhöriger bzw. ertaubter Mensch ist aber Konzentrationsfähigkeit einer meiner wenigen Wettbewerbsvorteile. Viele nervige Ablenkungen nehme ich gar nicht erst wahr oder kann mich ihnen entziehen, einfach durch Hörgeräte ausschalten. Außerdem: Das bißchen was ich verstehe, verstehe ich nur weil ich jahrelang extreme Konzentration geübt habe. Es steht also was auf dem Spiel!

Gleichzeitig sind das Netz und all die Möglichkeiten zum sozialen Netzwerken – Email, Instant Messages, SMS, Facebook, von sowas wie Twitter gar nicht zu reden – für mich ein unglaublich wichtiger Draht zum Leben: Endlich verstehe ich zur Abwechslung mal perfekt, weil sie ja schriftlich ablaufen. Welche Erleichterung! Ich WILL sie also. Auch beruflich bin ich auf Chat und Emails angewiesen. Aber wenn all diese Lese- und Kommunikationsmöglichkeiten die Ruheräume füllen, die tiefe Konzentration braucht, dann hilft auch Nichthören oder Hörgeräte ausschalten nix. Zu diesem Dilemma wird hier sicherlich noch häufiger was zu lesen sein…

Ansporn für Neu-Blogger

Süß. Wirklich Süß.

Das Märchen von Blogger und Commenter

Street audiography: Das Gelaber der Stadt

Ich liebe ja große Städte wo  auf engem, öffentlichen Raum viel passiert. Nur hinstellen, hinsetzen oder durchlaufen reicht, und so viel bietet sich mir dar. Optisch ist das ganz fein – wer street photography mag, weiß, was ich meine. Akustisch allerdings bekomme ich nur mit, was explizit für mich bestimmt ist. Und das ist von dem was um mich rum passiert natürlich ziemlich wenig.

Zum Beispiel verstehe ich das öffentliche Gelaber und Genöle von Besoffenen, Junkies und Verrückten nicht. Meine Freunde meinen, das müsse man nun wirklich nicht verstehen. Ich bin trotzdem fasziniert – und würde generell was dafür geben zu hören, was Leute so von sich geben: in der U-Bahn, auf der Straße, am Nebentisch. Was Schwereres hätte ich mir nicht vornehmen können. Denn Schwerhörige entwickeln zwar erstaunliche Fähigkeiten, ihr Gegenüber trotzdem zu verstehen. Aber zufällig mithören kann auch der Geschickteste nicht.

Die Rettung gibt’s wie immer im Internet. Aufgeschnapptes Gelaber aus New York, von-dort-aus-dem-Rest-der-Welt, Pittsburgh, Athen, London, Dublin, Manchester, Deutschland – und wer sucht, findet noch ein paar mehr. Nach eingehender Prüfung  kann ich vermelden: Jede Stadt hat wirklich ihren eigenen Charakter. Und: Vieles davon ist langweilig. New York und Berlin (wo bleibt die eigene Website?) sind eindeutig am interessantesten – Ich habe so gelacht! In Deutschland haben auch St. Gallen und Mülheim an der Ruhr ein paar wunderbare Einträge.