Sie war mir sofort aufgefallen, als ich am Südstern in die U-Bahn stieg. Ich setzte mich so, dass ich sie während der Fahrt anschauen konnte. Dunkle Haare, die ihr ins Gesicht fielen, weil sie konzentriert in das Buch auf ihrem Schoß sah. Trotzdem saß sie angenehm entspannt. Ich mag es, wenn sich Leute in ihrem Körper wohlfühlen.
Mir fiel auf, dass sie nur den Pappeinband des Taschenbuches nach hinten umgeschlagen hatte — so wie man es bei Zeitschriften tut. Bei Büchern kann ich das nicht ausstehen. Aber während die meisten Menschen das mit dem kompletten Buch tun, tat sie es nur mit dem Einband. Ich starre nicht gerne, darum beobachtete ich sie während der Fahrt nur hin und wieder. Immer fiel mir der wunderschöne, volle Mund in dem eher schmalen Gesicht auf. Lippen, die ich gerne küssen würde.
Als sie ausstieg — in dem Moment, in dem sie das Buch in die Tasche steckte — erhaschte ich einen Blick auf den Einbad. Die Bulimie besiegen. In der Lederhose wirkten ihre Beine auf einmal sehr dünn. Ich bin kurz schockiert — und wünsche ihr im Stillen viel Glück.