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Perfektion am Telefon

Maschinen arbeiten bevorzugt bei schönem Wetter und am Wochenende. Oder wie soll ich es verstehen, dass ich ausgerechnet heute mal wieder ein Glückspilz sein soll?

Klingelte das Telefon, ging ich ran und hatte ein Tonband an der Strippe, das mir verkündete: Preisausschreiben gewonnen ohne je teilzunehmen! Also quasi doppelt Glück gehabt — nein eigentlich dreimal: Denn ich freue mich auch immer über die Gelegenheit, zwanglos mit dem elektrischen Ohr telefonieren zu üben. Ganz ohne den Gesprächspartner zu nerven, irritieren oder gar zu verprellen.

Die haben mit diesem Tonband wirklich alles richtig gemacht. Es ist die perfekte Übung! Von der langsamen Sprachgeschwindigkeit über die Deutlichkeit, bis hin zu dass die Aussage in fünf verschiedenen Formulierungen wiederholt wird und die WICHTIGEN Worte BETONT werden. Dass die Nummer, die ich anrufen soll mit endloser Geduld ebenfalls wiederholt wurde, brauche ich wohl nicht eigens zu erwähnen. Von dieser Aufnahme könnte sich so mancher menschliche Telefonierer ne Scheibe abschneiden!

Nur der Name der Firma, der war nicht zu verstehen. Zufall? Oder wurde der gar nicht gesagt?

Stilles Örtchen? Denkste!

Erinnert Ihr Euch noch an den Audioten? Ohrenblicker Jens wurde gestern zum Telefoninterview gebeten und dachte sich: Kein Problem, ich finde mit dem Handy sicher eine stille Ecke. Denkste!

Die Odyssee, die er dabei erlebte, kenne ich genau. Aus meinen eigenen Versuchen, mobil zu telefonieren. Und zwar egal ob ich (ohne Headset) oder der andere am Handy ist: Überall ist Lärm. Stille Örtchen? Nirgends. Treppenhaus? Hallig. Und ständig kommt wer vorbei, poltert, redet, scharrt mit den Füßen.

Flotthörenden reicht das zum Telefonieren. Als Schwerhöriger habe ich dabei nichts (gar nichts!) zu lachen. Denn um überhaupt irgendwas zu verstehen, stelle ich die gleichen Ansprüche wie die sendefähige Tonaufnahme.

Taub im Job, trotzdem erfolgreich, Tipp #10: Kundenkontakt per Telefon

Hier gibt es eigentlich nur einen einzigen Ratschlag: Vermeiden! Am besten komplett. Selbst wenn man einigermaßen telefonieren kann, gibt es einfach zu viele Möglichkeiten, wie das schiefgehen kann. Mindestens bedeutet es Streß pur!

Das Problem besteht darin, dass der Anrufer die Initiative hat. Und man ja selbst erst einmal verstehen muss, wer dran ist und was er überhaupt will. Man hat keinerlei oder nur sehr wenig Anhaltspunkte, die das Verstehen erleichtern. Womöglich ist der Anrufer auch noch aufgebracht oder in Eile…

Ich gebe beruflich meine Telefonnummer gar nicht erst heraus. Sie steht auch nicht auf meiner Visitenkarte. Stattdessen betone ich meine Erreichbarkeit per E-Mail (oder je nach Anlass manchmal auch Chat). Das zu betonen ist aus mehreren Gründen wichtig:  Man muss gleich am Anfang für klare Verhältnisse sorgen und die Schwerhörigkeit oder Ertaubung offen kommunizieren. Es muss klar sein, dass man genauso erreichbar ist wie alle anderen. Und netter Nebeneffekt ist, dass man sich dem Gesprächspartner/Kunden oft deutlich einprägt — die erinnern sich an mich.

Ob der Verzicht auf Telefonnummern machbar ist, hängt natürlich von der eigenen Funktion, von Branche, Unternehmen und vom Chef ab. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich aber, es zu versuchen — wenn man dabei erstmal überlegt und dann klarmacht, welche Alternativen es gibt und das sie tatsächlich machbar sind, ohne die Abläufe zu gefährden. Dazu gehört z.B. auch, im Büro einen Kollegen zu suchen, der Notfallanrufe übernehmen kann (z.B. auch ans Reisebüro für kurzfristige Reisen).

E-Mail und Chat haben den Vorteil, dass man hinterher alles gleich schriftlich hat. Falls sich telefonieren gar nicht vermeiden läßt: Am besten alles noch einmal schriftlich notieren und per E-Mail bestätigen lassen, dass man alles und das auch richtig verstanden hat.

Was haltet Ihr von diesen Ratschlägen? Wie sind Eure Erfahrungen mit dem Telefon und seiner Vermeidbarkeit?

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Auf dem Weg zur Telefontauglichkeit — heute: Nonchalance und Ernst

Beim zweiten Mal wollte ich es besser machen. Nach langer Telefonabstinenz war ja mein erstes Telefon“gespräch“ mit dem elektrischen Ohr durchaus beglückenden Inhalts aber vor lauter Aufregung zu kurz gewesen. Den nächsten Marketinganruf, das hatte ich mir fest vorgenommen, würde ich besser nutzen!

Heute klingelte dann endlich wieder das Telefon. Nummer unbekannt. Ich nahm mit dem festen Vorsatz ab, ein längeres Gespräch zu führen. Egal wer es sei. Und da ich weiß, dass man nie eine zweite Chance für den ersten Eindruck erhält, legte ich direkt größtmöglichen Ausdruck in mein „Hallooo?“

Es musste gewirkt haben. Denn aus dem Hörer flötete es: „Oh, das freut mich aber, dass ich Sie erreiche, Herr Not quite, …“ — Zumindest glaube ich das. Denn selbst wenn es inzwischen einigermaßen klingt — flöten kann man es nun wirklich nicht nennen, was mir das CI da übers Telefon serviert. (Ich habe das Implantat jetzt drei Monate.)

Leider hatte ich vor lauter Aufregung vergessen, das Gerät auf Telefonspule zu stellen, und so verstand ich schon den nächsten Satz nicht. Ich spielte darum auf Zeit. „Ich habe verstanden, dass Sie sich freuen mit mir zu reden, aber leider nicht, wer Sie sind“, lächelte ich ins Telefon. Und fummelte dabei mit der freien Hand an meiner Fernbedienung herum.

Nachdem ich auch noch das Fenster geschlossen und die Dame dabei weiter hingehalten hatte, stellte sich heraus, dass sie sich für eine meiner Versicherungen interessierte. Ob der Abschluss damals einfach gewesen sei, ich noch etwas wünschte. Nein, nein, sagte ich, alles wunderbar. Ich verstand nicht alles, aber doch ziemlich viel. Und ich glaube, die Freude darüber muss sie mir angehört haben. Denn ich kann es mir nicht anders erklären, dass sie nach einer ganzen Weile äußerst nonchalanten Geplauders auf einmal perplex verstummte — als ich sagte, nein, man dürfe mich gerne per Brief über neue Angebote informieren, keinesfalls aber per Telefon! „Äh, okay“, sagte sie. Natürlich muss sie damit gerechnet haben, aber ich denke, der abrupte Stimmungsumschwung hat sie überrascht.

Trotzdem, mich hat’s erfreut. Und wenn ich telefonmäßig mal groß bin, dann führe ich so umwerfende Gespräche wie Frau N.!

Sie haben gewonnen!

„Hallo, spreche ich mit […]? Ich habe eine tolle Nachricht. Sie haben bei einem Gewinnspiel teilgenommen und-“

KRACK landet der Hörer wieder auf der Gabel. Dann schleicht sich ein Lächeln in mein Gesicht: Versteh-Premiere!

🙂 😀 🙂

Im Nachhinein denke ich: Verdammt, hätte nicht so schnell auflegen sollen! Mit denen hätte ich kostenlos Telefonieren üben können. Ob sie es wohl nochmal probieren? Bin doch bestimmt eh der Einzige, der sich drüber freut.
Na, vielleicht ruft ja mein Mobiltelefon-Anbieter bald mal wieder an und will mir einen neuen Tarif andrehen. Oder eine Zeitung mit nem Abo…

Alles erlaubt auf’m Klo

Checking emails, sending text messages and making telephone calls while in the company of others are definite breeches of mobile manners. Texting during a date is also strictly forbidden. But 75 percent [of those who participated in a recent survey] had no objections to anyone using laptops, netbooks and cell phones in the bathroom.

Na dann bin ich ja beruhigt. Wobei ich Leute, die regelmäßig auf dem Klo telefonieren, echt unheimlich finde. Oder?

Ausgenutzt und machtlos

Schlimm genug, die Kombination. Vor allem wenn das ganze wegen der Gedankenlosigkeit , nein das stimmt nicht, es ist Rücksichtslosigkeit anderer (aarrrrgh!) ist. Aber wenn dann noch die Schwerhörigkeit hineinspielt, so dass ich trotz mehrfachen Versuchens einfach keine Chance habe (NULL!), daran selber was zu ändern—

–dann ist das eine verdammt beschissene Situation für Freitagabend achtzehnuhrdreissig, wo eigentlich das schöne Wochenende und die gute Laune beginnen sollte. Zumal sich, wegen Schwerhörigkeit, an der Situation wohl erst ab Montag wieder was ändern läßt. Und ich trotzdem das Wochenende über drunter leiden werde.

Übrigens, das Stichwort ist Telefon.

Der Wahnsinn: Telefonieren mit Live-Untertiteln!

Telefonieren ist der Horror für Schwerhörige! So unglaublich anstrengend und voller Mißverständnisse, ich lasse es inzwischen schweren Herzens ganz. Auch privat, von geschäftlich ganz zu schweigen. Wie oft hab ich mir Untertitelung dafür gewünscht – und jetzt stell ich fest, dass es das doch tatsächlich schon gibt! In Echtzeit. Kostenlos. Und wenn Du eins hast, sogar auf dem iPhone. Wirklich Wahnsinn!

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