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Schaut Euch diesen Audioten an!

Jens, den Ohrenblicker, habe ich Euch hier schonmal vorgestellt. Der Mann ist von Tönen und Klängen begeistert und macht sehr interessante Podcasts. Und er macht sich die Mühe, sie zu transkribieren, so dass Leute mit Hörproblemen nachlesen können was gesagt wird und was für Klänge sie gerade hören. Jens schreibt mir:

Der Stand der Dinge: Inzwischen gibt es drei kurze Ohrenblicke-Folgen mit Skript. Das Ganze ist schon ein wenig Mehrarbeit, aber ich versuche zumindest die Kurzfolgen auch in Zukunft mit „Untertiteln“ anzubieten und ich werde demnächst mal einen Aufruf starten nach Leuten, die mir helfen, auch längere Folgen zu transkribieren. Alle Folgen mit Skript findet man hier.  Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr noch ein bisschen die Werbetrommel für mein Projekt rühren könntet. Es sind sicherlich nicht all zu viele, die von meinen Skripten gebrauch machen, aber ich möchte damit auch ein Zeichen setzen, dass es Menschen gibt, die die Welt anders wahrnehmen und ich hoffe, dass ich so einen kleinen Beitrag für ein barrierefreies Internet leisten kann. Ich denke auch, dass die Texte Menschen helfen, die die deutsche Sprache lernen möchten und hoffe, auch in dieser Richtung noch mehr Publikum zu finden, sodass sich die Mehrarbeit lohnt. Liebe Grüße an alle! Jens

Ich sage: Toll! Unterstützenswert. Schaut Euch das doch bitte mal an, ob Ihr’s auch interessant findet. –> Ohrenblicke.de

 

Was für ein Audiot! — Eine Blogempfehlung

Einer der nettesten Nebeneffekte dieser Grimme-Nominierung ist, dass neue Besucher hierherfinden und ich dadurch  auch interessante Blogs kennenlerne. Das neueste Beispiel ist so spannend, dass ich es Euch hier vorstellen möchte.

Auf Ohrenblicke führt Jens die Welt durch die Ohren betrachtet vor. Das heißt vor allem: In Form von Podcasts.  Jens bezeichnet sich selbst zuweilen als Vollaudiot — darunter versteht er jemand, der in Tönen denkt, mit Geräuschen malt und seine Realität aus Klängen zusammenbastelt. Ich habe mich ein bißchen durch Ohrenblicke und das dazugehörige Lieblingshörer-Forum geklickt, ein bißchen reingehört, habe was verstanden oder auch nicht — und bin begeistert von diesem akustischen Blick auf die Welt. Denn die Themen sind eigenwillig, die Podcasts gut gesprochen. Und selbst wo ich nichts verstanden habe, konnte ich fremde oder unerwartete Klänge genießen.

Der neueste Streich ist eine Reportage vom Blindenfußball. Und dank Jens Beschreibung kann ich mir das lebhaft vorstellen:

Die Rasselbälle verlieren Farbe und Form und verwandeln sich in bewegliche Geräusche – die Spieler werden zu Stimmen, die sich in einem akustischen Raum bewegen.

Außerdem, last but definitely not least, ist dieser Bericht ein schönes Beispiel dafür, was im Internetz und in den Einmann-Medien wie Blogs alles möglich ist. Jens ist nämlich vor kurzem über Not quite like Beethoven gestolpert und hat spontan beschlossen, zumindest probeweise Skripte für seine Podcasts anzubieten. Den Blindenfußball-Beitrag gibt’s nun also zum Mitlesen — und zwar hat sich Jens sogar die Mühe gemacht, sein Sounddesign zu beschreiben!

Ich finde das großartig! Klickt mal bitte rüber und schenkt dem Mann ein wenig Aufmerksamkeit (flattr gibt’s auch).

Das Schmonzettenabo

Nehmen wir einfach mal an, ich wolle heute am frühen Abend fernsehgucken. Irgendeinen Film. Und nehmen wir weiterhin an, ich sei schwerhörig und hätte nur von Filmen mit Untertiteln was.

Dann sagt mir TV Spielfilm es gibt: Der Herr der Ringe, Columbo, eine Komödie mit Vin Diesel (Babynator), ein gutes Auswandererdrama mit Charlotte Gainsbourg und eine geistreiche Erotikkomödie. Nette Auswahl — nur leider alles ohne Untertitel! Mit Untertitel dagegen stehen mir im deutschen Fernsehen zur Auswahl:

Licht über dem Wasser — Eine „Schmonzette“, TV Spielfilm senkt den Daumen und sagt: „Keine Leuchte unter den Schnulzen.“

Schwarzwaldliebe — Noch eine „Schmonzette“, der Flop des Tages. „Platte Romanze ohne Liebe zu den Figuren.“

Wer schwerhörig ist, ist also auf Schmonzette abonniert? Leute, ich habe Hörprobleme, mein Filmgeschmack ist noch vollkommen okay!

Für Liebhaber: Untertitel mal anders

Ein Tumblr nur mit Screenshots und Untertiteln. Sehr geil:  fuck yeah subtitles!

[Gefunden bei franzi. Danke!]

Technologien für Behinderte und der Massenmarkt, bei Untertiteln z.B.

Behinderte (wie Schwerhörige und Gehörlose) sind meist zu wenige. Sie sind kein lukrativer Markt. Manche (wie deutsche Fernsehanstalten) nehmen das als Vorwand, keine Leistungen für sie zu erbringen (wie Untertitel).

Elizabeth hat mich auf einen interessanten Artikel aus der Business Week hingewiesen. Wie viele Technologien, die für Behinderte entwickelt wurden,  zu profitablen Anwendungen für den „normalen“ Massenmarkt geführt haben. Das beste Beispiel: Sprachsteuerung und Sprachausgabe bei Apple Macs, iPods und iPhones, aber auch beim Amazon Kindle oder in Autos von Ford.

Dieses Mainstreaming hat dem Artikel zufolge eine lange Geschichte, z.B. sei als Anwendung für das Grammophon ursprünglich gedacht gewesen, Hörbücher für Blinde zu produzieren. Und genauso stellte sich bei Google heraus, dass ein Werkzeug zur Untertitelung von Videos beim Übersetzen der Untertitel hilfreich war. So entstand das Auto-Übersetzungs-Tool für YouTube, mit dem User den Videos, die sie hochladen, Untertitel in verschiedenen Sprachen hinzufügen können. Auf diese Weise können mehr Menschen die Clips sehen und verstehen.

„Companies could look at designing for accessibility as a sales opportunity. Most features that are accessible for the disabled have great value to everybody,“ says Donald A. Norman, a former Apple vice-president for advanced technology

Wenn ich mir das so ansehe, dann muss ich sagen: Dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, was Untertitel angeht, nicht in die Gänge kommen, wundert mich irgendwie nicht. Ich habe ja schonmal überlegt, dass wir zum einen die Argumente ändern sollten und den Nutzen von Untertiteln für Nicht-Hörbehinderte herausstellen sollten.

Was mich aber wundert ist, dass auch die privaten Fernsehsender, die ja eigentlich innovativ denken sollten (hahaha), nicht stärker in Untertitel- und Übersetzungstechnologien investieren, um relativ einfach die Sprachbarriere zu knacken und sich den europäischen oder sogar globalen Markt zu erschließen.

Ich glaube inzwischen sogar, dass wir eher alle perfekt untertitelt im Internet fernsehen oder externe Untertitelungsgeräte nutzen, bevor bei den öffentlich-rechtlichen überall Untertitel laufen.

Zwei Klicks am Montagmorgen: Petition für Untertitel im öffentlich-rechtlichen TV (und Aktion Gegen-Synchro)

Guten Morgen, einen wunderschönen Montag wünsche ich! Eine kurze Durchsage:

So unersetzlich Untertitel in Film und Fernsehen für Hörbehinderte sind, so stiefmütterlich gehen die deutschen Behörden und Rundfunkanstalten mit dem Thema um. Nicht dringlich und nicht machbar, sagen die Verantwortlichen — und könnten nicht falscher liegen. Dass das Beispiel USA zeigt, wie es gehen kann und dass vor allem nicht nur Hörbehinderte profitieren habe ich vor kurzem hier schon einmal beschrieben. Auch in England läuft es genauso.

Für Deutschland kann man jetzt eine Untertitel-Petition mitzeichnen für eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrages. Das ist ein bißchen ungünstig, weil er ja gerade erst geändert worden ist — und das in einem äußerst zähen Prozess. Aber dennoch, mit vielen Unterzeichnern für die Petition erhält das Anliegen wenigstens Aufmerksamkeit. Mit dem Hinweis auf eine hohe Zahl von Mitzeichnern kann man dann weiterarbeiten. Also bitte: Mitzeichnen! Danke.

UPDATE: Bitte auch die Kommentare lesen und mal die Aktion Gegen Synchro ansehen gehen…

Der Wahnsinn: Telefonieren mit Live-Untertiteln!

Telefonieren ist der Horror für Schwerhörige! So unglaublich anstrengend und voller Mißverständnisse, ich lasse es inzwischen schweren Herzens ganz. Auch privat, von geschäftlich ganz zu schweigen. Wie oft hab ich mir Untertitelung dafür gewünscht – und jetzt stell ich fest, dass es das doch tatsächlich schon gibt! In Echtzeit. Kostenlos. Und wenn Du eins hast, sogar auf dem iPhone. Wirklich Wahnsinn!

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Untertitel im TV — Was das Beispiel USA wirklich lehrt

Schwerhörige, Ertaubte und Gehörlose kämpfen schon lange, doch erfolglos: Im deutschen Fernsehen gibt es zu wenig und zu schlechte Untertitel (mehr hier/hier). Ich denke darum, wir sollten die Argumentation ändern — und nicht immer nur Untertitel für Hörbehinderte fordern! Das legt gerade das Beispiel USA nahe.

Die werden oft als Vorbild gelobt. Weil die Möglichkeit zur Einblendung von Untertiteln gesetzlich vorgeschrieben ist, sind für fast jede Sendung Untertitel zuschaltbar — nicht nur für Spielfilme, auch Serien und Live-Sendungen wie Nachrichten, Talk- oder Comedy-Shows. An öffentlichen Orten werden sie oft standardmäßig eingeblendet. In jeder Bar laufen die Fernseher ganz selbstverständlich mit Untertiteln.

Foto: It's always sunny in Philadelphia / screenshot via hulu.com

Sogar im Internet-Fernsehen gibt es Untertitel, obwohl Internetstreaming nicht der gesetzlichen Pflicht unterliegt. (Hier ein Screenshot von It’s always sunny in Philadelphia via hulu. Die ersten beiden Staffeln sind saukomisch, sehr zu empfehlen!)

Paradiesische Zustände also für Schwerhörige. Doch es ist nicht nur Behindertenliebe, die das alles möglich gemacht hat.

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Amerikanisches Fernsehen im Netz — mit Untertiteln!

Bei Hulu.com gibt es amerikanisches Fernsehen im Internet —  Filme, Shows, Serien. Was ich bisher übersehen hatte: Sehr viele Shows haben Untertitel! Warum hat mir das keiner gesagt?

Einfach auf das kleine Symbol „cc“ achten und draufklicken. Oder gleich nach „closed captioned“ suchen.

Das heißt übrigens: Man kann auch die Episode von Dr. House mit Untertiteln gucken, mit der er die Schwerhörigenszene in den USA gegen sich aufgebracht hat — und die ich hier beschrieben habe.

Update: Bernd hat mich gerade darauf hingewiesen, dass hulu offenbar aus Europa nicht so leicht erreichbar ist. Schade, zu früh gefreut. Hier steht an einem anderen Beispiel, wie man es trotzdem nutzen kann. Variante drei ist die einfachste, sonst die erste…

Inglourious Basterds: Filme gehören so ins Kino wie der neue Tarantino!

Seit ich ernsthaft schwerhörig bin, möchte ich nur noch in Großstädten leben. Warum? Weil ich Filme liebe. Und nur in Städten von einiger Größe gibt es regelmäßig eine Auswahl guter Filme im Original mit Untertiteln im Kino. Wie heißt es so schön: Dafür werden Filme gemacht. Bei DVDs zuhause läßt sich vielleicht besser essen und kuscheln, aber es ist einfach nicht dasselbe. Zuhause ist was für Fernsehserien.

Poster: Inglourious BasterdsLeider werden Filme mit Untertiteln ja auch in den Großstädten immer weniger, je mehr die kleinen Kinos aussterben, die solche Filme zeigen. Nicht nur in Originalfassung. Sondern auch noch mit Untertiteln. So gesehen bitteres Glück im Unglück, dass sich mit der Ausbreitung der Multiplex-Kinos auch das Programm verschoben hat: Die meisten Filme, die dort laufen, kann man auch gucken ohne zu verstehen, was gesagt wird. Kämpfe, Verwandlungen, Raumschiffe, Explosionen, Verfolgungsjagden und dazu noch eine recht standardisierte Hollywood-Filmsprache — da versteh ich auch so was passiert.  Soll heißen: Ich kann mich mit den Bild- und Soundebenen des Films einigermaßen vergnügen und mir die Details später erzählen lassen. Ich mache das notgedrungen regelmäßig, wenn ich mit meinen Freunden ins Kino gehe. Denn aufs Kinoerlebnis will ich nicht verzichten.

Warum da Quentin Tarantinos neuer Film über eine Bande amerikanisch-jüdischer Nazi-Verklopper im zweiten Weltkrieg gerade recht kommt — nach dem Klick.

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