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Technikfolgenabschätzung: Das eigene Schmatzen

Wer kennt das nicht — den Pickel auf der Backe, die schlechtsitzenden Haare oder der Soßenfleck auf dem Hemd. Und man läuft stundenlang damit rum, nur weil es gerade nirgendwo einen Spiegel gab, in dem man’s hätte sehen können.

Es ist eigentlich banal: Sich selbst wahrnehmen hilft bei der Selbstkontrolle. Darum hört man’s ihnen ja auch oft an, wenn Menschen ihr Gehör verlieren: Ihr Sprechen verändert sich, weil sie sich selbst nicht mehr hören.
Mit dem elektrischen Ohr merke ich das ja gerade selber, nur auf umgekehrtem Wege: Ich ertappe mich häufiger selbst beim nuschelig Reden.

Nun mag nicht jeder so pingelig sein wie ich. Aber — ob dieses neue, an den Zähnen befestigte Hörgerät wirklich so eine gute Idee ist? Das die Leute zum Essen herausnehmen müssen und, so dass sie ihr eigenes Schmatzen nicht hören? Ich glaub, das ist nicht gut für die Tischsitten…

phonophob

Aussehen tut das Wort ja gut: phonophob. Könnte auch auf einem coolen T-Shirt stehen.

Leider fühlt es sich nicht gut an. Mir ist gerade klar geworden, dass ich mit CI wohl den einen Klang wieder werde hören müssen, wegen dem ich froh war, dass mein Gehör schlechter geworden war. Das war nämlich für alle Beteiligten besser so. Für mein Nervenkostüm und für die Stimmung am Tisch.

Es geht um Eßgeräusche. Erwachsenen, womöglich auch noch nahestehenden Menschen zu sagen, es stört mich, wie Du ißt, finde ich dermaßen Fundamentalkritik — das ist nahe dran an es stört mich, wie Du bist.

Jetzt ist mir bange. Ob ich dann Musik auflegen soll? Was Essen angeht, bin ich wirklich empfindlich.