Schlagwort-Archive: Gebärdensprache

Gangsta Gebärdensprache

Wer sich ahnungslos am falschen Ort im falschen Fußball-T-Shirt erwischen läßt, muss Schläge befürchten. Das weiß man ja. Sagen wir in dem von Dynamo Dresden bei Lok Leipzig. Dass das auch für Gebärdensprache gilt, wußte ich bisher noch nicht. In Florida Beach wurde eine Gruppe Gehörlose mit dem Messer angegriffen, weil man ihre Gebärden für Gang-Zeichen hielt. Denn die Gangs betreiben mit den Händen eine Mischung aus Kommunikation und Fingerakrobatik (siehe auch das Bild oben als harmloses Beispiel), die eine Unbedarfte nicht von Gebärdensprache unterscheiden konnte. Unglaublich!

Unter dem Link oben findet Ihr noch ein Beispielvideo für Gangsta Gebärdensprache.

[Bild via Cakehead Loves Evil, Nachricht via deafread.de]

Finnisches Fingerschütteln — Signmark verbindet Hip Hop mit Gebärdensprache (in Berlin)

Das Hände- und Fingerschütteln hat beim Rappen Tradition, insofern paßt es ja: Die finnische Gruppe Signmark macht Hip Hop mit very sophisticated Fingerschütteln, mit Gebärdensprache. Das hört sich nicht nur gut an, das sieht auch gut aus.

Hier gibt’s einen spannenden Bericht des MDR über die Gruppe und den gehörlosen Frontmann Marko Vuoriheimo. Da sieht man mal wieder, was in einer kreativen Partnerschaft so alles möglich ist. Musiker Sein ohne Hören (oder mit fast nichts hören) — wie das geht finde ich ja immer wieder faszinierend. Und es muss ja nicht immer Evelyn Glennie sein.

Morgen abend (24.7.) treten Signmark in Berlin auf — und zwar im Glashaus bei  Sencity, was man wohl als einen Frontalangriff auf die Sinne bezeichnen muss: Bei dieser Partyreihe gibt’s nicht nur Musik und Lichtinstallation, sondern auch noch „Aromajockeys“, die Gerüche mixen, der Boden ist ein „sensefloor“, so dass man die Musik besser spüren kann, Gebärdensprachtänzer und Massage. Ich finde, das klingt ziemlich wild. Leider kann ich nicht hin. Aber falls wer hingeht, würde mich freuen zu hören wie’s war!

[Auf signmark bin ich übrigens bei jule gestoßen.]

Jetzt: Pickelhauben gegen, äh, Wäscheaufhänger?

Falls beim Spiel gleich mal wieder kein Geschrei die Vuvuzelas übertönen kann, hier die Lösung: Gebärdensprache.

Über jule bin ich auf die Seite deafkids gestoßen mit einer schönen Zusammenstellung der Gebärden für die Länder und einige Fußballbegriffe.

Demnach, also den Gebärden nach, treffen also gleich die Pickelhauben auf die– ja was sind denn die Australier? Handbefeuchter und -trockenschüttler? Wäscheaufhänger??
Wer kann helfen, wer weiß, was sich hinter der Gebärde verbirgt?

Rechtsanwälte empfehlen: Richtige Gebärdensprache nutzen, nicht Zeichensprache!

Hahaha! Drüben auf Christianes Behindertenparkplatz gibt’s ein wirklich sehr gelungenes Stück PR zu sehen: Air New Zealand gebärdet mit Journalisten.

Haben Kinder ein “Recht” auf elektrische Ohren? Oder darauf, kein Cochlea Implantat zu haben?

Die Möglichkeiten oder Angebote der modernen Medizin finde ich ja gut. Wären es Zwänge — oder werden es über sozialen Druck Zwänge — finde ich sie weniger gut. Aber wie sieht es eigentlich mit Rechten aus? Haben taube Kleinkinder ein Recht auf ein Cochlea Implantat (CI) — und wenn man es ihnen nicht noch im Kindesalter verschafft, ist man im Unrecht? Oder ein Recht darauf, kein Implantat zu erhalten? Und ist, wer dagegen verstößt eigentlich nur moralisch im Unrecht oder sogar rechtlich?

Keine einfachen Fragen, sehr unangenehme sogar. Vor ein paar Wochen ist dazu ein interessanter Text erschienen:

Müller, S; Zaracko, A. (2010), „Haben gehörlose Kleinkinder ein Recht auf ein Cochleaimplantat?Nervenheilkunde 29 (4): 244-248

Ich wollte schon länger was darüber schreiben, habe es aber immer aufgeschoben. Jetzt hat sich aber vor ein paar Tagen schon Jule dazu geäußert. Dann hat gestern Regenbogen hier im Blog den ersten Kommentar dazu geliefert, der vielleicht in der anderen Diskussion etwas untergeht. Bernd vom Taubenschlag hat eine Diskussionsvorlage geliefert. Und schließlich erhielt ich noch ein paar E-Mails, in denen ich gefragt wurde, was ich von dem Text halte. Darum hier nun ein paar schnelle Gedanken dazu — keineswegs fertig, es darf diskutiert werden:

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Hörende zu Gehörloser: „Bitte sprechen Sie langsamer!“ — Marlee Matlin in Desperate Housewives

Grandios! Zum Schießen! Besonders wenn man den Charakter der Lynette kennt, aber ich glaube auch ohne.

[via]

Nur wer schreibt, der bleibt? Braille, Schrift und Gebärdensprache

Hören und Sprechen ist  kein Lesen und Schreiben. Und zwar auch dann nicht wenn es Geschriebenes ist, das man hört, oder wenn das Gesprochene niedergeschrieben wird.
Heute viel über ein sehr spannendes Stück aus der New York Times nachgedacht: Was es bedeutet, wenn immer weniger blinde Menschen Braille-Schrift  lesen. Das hat mich an Gebärdensprache erinnert — mir fiel auf, wie sehr sich das, was man vielleicht die Emanzipationsgeschichte der Blinden nennen kann, von der der Tauben und Gehörlosen unterscheidet.

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Wie geht das mit der Gebärdensprache und dem Sprechen an Hörgeschädigten-Schulen?

Das Deutschlandradio Kultur hat mit dem Leiter einer Berliner Schule für Hörgeschädigte ein spannendes Gespräch geführt.

Da werden viele Fragen beantwortet, die hier im Blog gerade heiß diskutiert wurden…

[gefunden via deafread]

Hihihi

Dabei hab ich grad neulich noch gesagt: Hörbehinderte im Call Center? Wohl eher nicht. Und jetzt das! Schaut mal bei Jule vorbei….    –>klick<–

Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen: Informations-DVD mit Gebärdensprache und Untertiteln

Es sind erschreckend viele. Jede vierte Frau zwischen 16 und 85 hat in ihrem Leben mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt von ihrem Partner oder Ex-Partner erlebt.

Ich weiß nicht genau, ob hörbehinderte Frauen auch häufiger Opfer häuslicher Gewalt werden — aber zumindest sind nach Angaben der UNO behinderte Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie nichtbehinderte (siehe hier, ab S. 152). Und wenn es eh so schwer ist, sich selbst zu helfen: Wie viel schwerer muss es sein, bei Selbsthilfevereinen, Behörden oder Polizei Hilfe zu holen, wenn man die deutsche Lautsprache kaum oder gar nicht versteht — wie Gehörlose und Schwerhörige?

Darum finde ich es gut, dass die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG) ihr Angebot möglichst barrierefrei gestaltet. Gestern erhielt ich die Mitteilung, dass nach solchen in den gängigen Fremdsprachen sowie Türkisch und Arabisch nun eine neue DVD in Gebärdensprache (DGS) und mit Untertiteln informiert, was man als Frau gegen häusliche Gewalt tun kann. Welche Schutz- und Hilfsangebote gibt es, welche Rechte hat man und wie nimmt man Frauenhäuser und Zufluchtswohnungen in Anspruch? Übrigens, die Polizei kann man in Berlin auch per SMS-Notruf verständigen.

Interessierte Frauen können die DVDs kostenlos (nur Versandkosten) erhalten. Einfach den Bestellwunsch mit der eigenen Adresse und € 1,45 in Briefmarken senden an:

B.I.G. e.V.
Monika Trieselmann
Durlacher Str. 11a
10 715 Berlin

Fragen per E-Mail an: mail@big-koordinierung.de —  Bald gibt es die Filme auch auf der Website der BIG!

Wieso sind Hörbehinderten-Themen und Gebärdensprache gesellschaftlich relevant?

Dass an den meisten deutschen Gehörlosenschulen keine Gebärdensprache unterrichtet wird, ist eines der wichtigsten Themen, über die in deutschen Medien mehr berichtet werden sollte. Sagt jedenfalls die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA). In den Top 10 der INA findet sich das Thema neben jenen, dass Pflegebedürftige — die wir fast alle mal werden — in Krankenhäusern allein gelassen werden, Sondermüll beim Bauen und Sanieren — der Häuser in denen wir alle wohnen — verwendet wird und Gene — die wir prinzipiell alle haben — patentiert werden können (vgl. hier).

Doch inwiefern sind eigentlich Gebärdensprache und Hörbehinderten-Themen für die allgemeine Öffentlichkeit relevant? Ich als thematisch interessierter Blog-Autor habe natürlich sofort aufgemerkt und schon vorgestern darüber geschrieben. Für die betroffenen Kinder und Eltern ist es ohne Zweifel ein wahnsinnig wichtiges Thema — doch für sie muss eigentlich nicht darüber berichtet werden: Sie wissen es eh besser als ihnen lieb ist. Was also sollte es, wie Frau Frogg so schön sagte, „Frau Meyer an der Hertensteinstrasse“ interessieren?

Die INA-Jury begründet die allgemeine Relevanz mit drei Punkten: einer hohen Anzahl von Betroffenen, der Charakterisierung als moralisch aufgeladener Konflikt  und dem Hinweis, man habe ein Schlüsselthema vor sich, das auch andere Mißtstände bewirke. Ich habe mir dazu mal ein paar schnelle Gedanken dazu gemacht…

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Was 2009 in den Medien gefehlt hat: Sorgen Gehörlosenschulen für Ausgrenzung von Gehörlosen?

Fast alles, was wir über die Welt wissen, wissen wir aus den Massenmedien (dazu ein Interview mit dem Soziologen Niklas Luhmann). Darum ist es gut, ein Auge darauf zu haben, was in den Medien alles nicht vorkommt.

Eine der Gruppen, die dies tun, ist die  Initiative Nachrichtenaufklärung (INA). Sie stellt seit 1997 jährlich eine Top 10 der vernachlässigten Nachrichten des Jahres zusammen. Eine Jury wählt aus eingesandten Vorschlägen aus, Vorbild der Initiative ist das US-amerikanische Project Censored.

Gestern hat die Initiative nun die Situation an Gehörlosenschulen zu einem der wichtigsten, im Jahre 2009 vernachlässigten Themen gewählt: In den meisten Gehörlosenschulen werde keine Gebärdensprache unterrichtet.

Noch gibt es nur eine knappe Pressemitteilung, die ausführliche Begründung der Jury soll in den nächsten Tagen erscheinen. Ich bin gespannt, was genau darin steht. Warum sie ausgerechnet dieses Thema unter die Top 10 gewählt haben!

Ich habe selbst nicht genug Einblick um zu beurteilen, wie die Situation genau ist und warum sie so ist. Und leider auch keine Zeit, zu recherchieren. Aber ich habe nie verstanden, wie man sich von dem Argument überzeugen lassen kann, die Gebärdensprache grenze Gehörlose aus der Gesellschaft aus und sei darum zu vermeiden. Laut INA ist das das am häufigsten vorgebrachte Argument. Und das ist doch vom Grundgedanken her schon vollkommen wirr: Wie sollte die Kenntnis einer Sprache ausgrenzen? Sprachen ermöglichen Zugang.

Wenn die Absolventen von Gehörlosenschulen aus der „normalen“ Gesellschaft ausgegrenzt werden, dann liegt das doch bestimmt nicht daran, dass sie in der Schule neben anderem Gebärdensprache gelernt haben. Sondern daran, dass die Gehörlosenschulen den Rest ihres Bildungsauftrages nicht auf die Reihe kriegen. Ich denke da vor allem an schriftsprachliche Kompetenz.

[gefunden via KoopTech]

[Nachtrag: Um einem Mißverständnis gleich vorzubeugen, das mir bereits einen wütenden E-Mail-Schreiber bescherte — ich meine nicht, dass schriftsprachliche Kompetenz vor Ausgrenzung schützt. Und auch nicht, dass mit deren Vermittlung die Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber Gehörlosen und Behinderten erfüllt sei. Aber ich halte sie für eine der wichtigeren Fähigkeiten, die einem die Schule mitgeben kann und sollte.]

Schöne Töne zum Sehen — Noir Désir mit Gebärdensprache

Danke, mrs h.! Kann übrigens jemand französische Gebärdensprache?

Behinderung: Selbstverwirklichung nur ohne Hörgerät möglich?

Bin ich als Schwerhöriger oder Ertaubter nur halb der Mensch, der ich sein könnte, solange ich Medizintechnik nutze? Also Hörgeräte oder Cochlea Implantate (CIs)?

Darüber habe ich mich gerade überraschend mit der Bekannten einer Freundin gestritten. Überraschend deswegen, weil ich dachte, niemand würde diese Frage rundheraus mit „ja“ beantworten. Meine Gesprächspartnerin war jedoch der Ansicht, dass nur das Weglassen jeglicher Geräte und die Verwendung von Gebärdensprache als meine neue Muttersprache mich vollkommen befreien würde. (Die Unterhaltung fand auf Englisch statt, es ging um „self-actualization, also darum, das eigene Potential auszuschöpfen, was übrigens auch das Erkennen von Grenzen beinhaltet, sowohl persönlicher als auch gesellschaftlicher.)

Ich denke immer noch darüber nach, darum wollte ich hier ein bißchen was dazu schreiben. Würde mich freuen wenn Ihr reinschaut.

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Die Geschichte hinter Obamas Spitznamen in Gebärdensprache

Der Automann, die Birne, Ben Wisch und Häuptling Silberzunge. Das blonde Fallbeil und die Schmidt-Schnauze. Ich bewundere ja Kreativität beim Spitznamenfinden für Politiker — genau wie beim Fluchen übrigens. Sagt ja auch viel über den Sprecher aus. Bei der CDU zum Beispiel scheint man im Augenblick wieder mal zur Kleinfamilie zurückzukehren: Merkel — erst das Mädchen, jetzt die Mutti.

Die wahren Könige der Spitznamensfinder sind vielleicht die Gebärdensprachler. Denn zwar können Eigennamen auch per Fingeralphabet buchstabiert werden — flüssiger und eleganter sind aber die Namenszeichen, spezielle Gebärden für konkrete Personen. Darum hat fast jeder eine.

Dass Angela Merkel durch die Andeutung heruntergezogener Mundwinkel bezeichnet wird, ist ja recht bekannt. Augenscheinlich passend, aber mäßig kreativ, finde ich.

Wieviel Kreativität aber hinter dem „Spitznamen“ für Barack Obama steht, kann man gut in diesem Video sehen. Unbedingt angucken! (Falls wer kein Englisch kann: Man sieht sie ab 2.24). In dem Video kann man auch gut sehen wie Gebärdensprache funktioniert. Nämlich im vierdimensionalen Raum — ganz anders als Lautsprache.

Wer sich noch weiter interessiert, der lese mal hier hinein (leider nur Englisch).  Da werden Varianten von Obamas Namenszeichen diskutiert. Sowas muss sich ja erstmal jemand ausdenken. Und dann müssen es andere erfahren. Und irgendwas muss sich durchsetzen. Und es geht auch viel um die Frage was angemessen, was verletzend und was politisch inkorrekt ist. Sehr spannend!

Übrigens, gibt es eine etablierte Gebärde für Helene Jarmer, die neue österreichische Nationalratsabgeordnete?

Gnarls Barkleys „Crazy“ in Gebärdensprache

Ziemlich cool! Falls youtube zickt, guckt mal hier! Dafür verantwortlich ist übrigens dieser Herr hier.

[via nerdcore]

Gebärdensprachen, Globalisierung und Chancen für Gehörlose

Zwar schon etwas älter, aber sehr spannend: Interview mit einem gehörlosen Professor. Lesenswert! Es geht darum, wie sich Hören anfühlt, vor allem aber um Gebärdensprache. Was ich nicht wußte: Viele Gebärdensprachen sterbenDas Fingeralphabet, ein Teil der Deutschen Gebärdensprache (DGS)

wie ja auch viele Lautsprachen, durch die Globalisierung aus. Gehörlose Thailänder etwa lernen die amerikanische Gebärdensprache, weil sie sich davon Zugang zu besseren Jobs versprechen.

Würde mich ja mal interessieren, ob amerikanisch Gebärden diese Hoffnung erfüllt. Zum Beispiel die Mobilität der Leute erhöht. Oder ermöglicht, dass sie sich Bildung und Geschäftspartner auch im Ausland holen können wenn sie wollen.