— Edwina Meyer aus der Hertensteinstrasse schreibt. Wir zitieren mit freundlicher Genehmigung —
Sehr geehrter Herr not Beethoven!
Ich lebe mittlerweile seit mehr als einem Vierteljahrhundert mit einem Schwerhörigen zusammen und ich halt es nicht mehr aus! Sie zeichnen hier ein viel zu weichgespültes und positives Bild von Schwerhörigen.
Nicht nur muss man sich ständig anstrengen, betont deutlich zu sprechen und dann oft trotzdem noch alles dreimal sagen. Sie ziehen ihre Hörgeräte nicht an, obwohl sie helfen würden, und sagen nicht, wenn sie nichts verstanden haben. Tut man was für sie und nimmt sie irgendwohin mit, dann sitzen sie nur da oder stehen herum und man weiß nicht, was sie denken: Macht es Ihnen Spaß? Finden sie alles doof? Sind sie einfach nur vom Eierlikör besoffen? Mein Mann macht das Nichthören durch Reden und sich in den Mittelpunkt stellen wett, ohne Rücksicht und ohne andere zu Wort kommen zu lassen.
Fragt man, was man für ihn tun kann, ob man z.B. andere auf die Schwerhörigkeit hinweisen soll, murmelt er „Nein, nein, danke, geht schon!“ Doch wenn er in der Eisdiele die Nachfrage des Verkäufers nicht versteht, schaut er einen doch wieder an und erwartet, dass man rettend einspringt. Schwerhörige hören nicht zu und sagen trotzdem „jaja“. Man spricht extra laut, doch es dringt nichts durch oder man wird angeblafft, man solle nicht so schreien. Dann wieder verstehen sie alles, obwohl es fast geflüstert war.
Ich fühle mich nicht ernst genommen! Bitte schreiben Sie in Ihrem Blog auch mal über Realitäten wie meine.
Freundlichst, Ihre
Edwina Meyer