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Werd‘ ich benutzt? Oder bin ich cool?

That’s the whole purpose for people like me, to inspire people like you.

Ich bin nicht Svetlana Kirilenko, die das dort oben irgendwo in der vierten Staffel der Sopranos gesagt hat, die nur ein Bein hat und einen fatalistischen Optimismus pflegt. Doch die Situation, von der sie spricht, kenne ich nur allzu gut: Da gibt es Menschen auf der Welt, die sich für einen interessieren, die womöglich gar Sex mit mir haben wollen, was ja grundsätzlich begrüßenswert ist.
Aber leider aus zweifelhaften Gründen. Weil man nämlich, aus ihrer Sicht, schlechter dran ist als sie. Aber besser lebt als sie.

Ich habe bei solchen Gelegenheiten auch schon äußerst heftig drauf reagiert. Ich wollte lieber wegen was anderem gemocht werden. Und stehe sowieso nicht so auf Jammerlappen und Behindertengroupies. Nur in letzter Zeit frage ich mich, ob es das wirklich wert ist. Eigentlich ist es doch nur ein Kompliment, inspirierend zu sein, oder? Ist es nicht sogar ein bißchen kindisch, zu verlangen, dass einen der oder die andere auf GAR KEINEN FALL wegen irgendwas, das mit der Behinderung zu tun hat, mögen darf? Und ist es nicht überhaupt sehr vermessen, anderen vorschreiben zu wollen, für was sie einen mögen dürfen und für was nicht? Ich meine, das passiert doch auch sonst recht selten, dass es genauso kommt wie man das gerne hätte, oder?

Gestatten: Der neue Safer Sex

Ihr dürft nicht denken, so ein Innenohr-Implantat füge sich ins Leben wie ein neues T-Shirt. Nein! Es gilt, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen und Herausforderungen anzunehmen, damit mein neues Leben einigermaßen am Schnürchen läuft.

Zum Beispiel fällt — wie ich gestern bei Jule vom Augenschmaus gelernt habe — der äußere Teil des CIs beim Sex extrem leicht ab. Was für sofortigen Tonausfall sorgt und entsprechend störend ist. Oder es baumelt am Kopf herum wie Loriots Nudel. Wunderbar, sehr sexy!

Pragmatisch wie ich bin, habe ich anstatt zu jammern sofort die bestmögliche Lösung für das Problem gefunden. Und nein, liebe Berlinessa, es ist nicht Sekundenkleber.

Ich nehme einfach ein Björn-Borg-Stirnband. Immer. Zu jedem Sex!

Das hat Vorteile. Wenn ich mein Stirnband aufsetze, weiß jede gleich, was die Stunde geschlagen hat. Dann geht’s zur SACHE!

Damit in der Hitze der Nacht alles klappt, liegt also ab sofort ein Stirnband auf meinem Nachttisch. Na, vielleicht noch eins in die Jackentasche, man weiß ja nie…

Sie hörte nur ein leises Schnappen hinter sich. Und dachte:  „Oh GOTT, schon wieder?!“

Das Treiben der Anderen

Gerade beim Heimkommen immer wieder dumpfes Pochen gehört. Könnte es das sein? Ich habe keine Ahnung. Dass man am Leben seiner Nachbarn teilhaben kann, ist für mich ähnlich exotisch die Lieblingsgerichte der Pygmäen oder diese Sache mit der Mücke.

Meine Freunde sind mal wieder der Ansicht, das sei auch in diesem speziellen Fall ein Segen — genauso wie bei den Alkoholikern, Junkies und Verrückten. Ich sehe das anders und stelle es mir, ehrlich gesagt, ziemlich aufregend vor zu hören wie’s meine Nachbarn so treiben. Oder zumindest eher belustigend als belästigend.  Außerdem isses bestimmt lehrreich, wer weiß? Spornt es an oder macht es unglücklich, Vergleich zu haben?

Jedenfalls finde ich es ungerecht, dass in hellhörigen Wohnungen nur ich mich wie auf dem Präsentierteller fühlen muss!

„Oooh, jaaa, Duu!“ — Warum Schwerhörige beim Sex vor bösen Überraschungen gefeit sind

Man denkt ja immer mal über Sex nach. Seit Madoves Kommentar hat mich folgendes Szenario beschäftigt: Verstehen tu ich gut, wenn man mir in die Augen sieht und laut und deutlich artikuliert. Außerhalb gewisser Spiele nicht unbedingt der Normalfall im Bett.  Leider bietet sich bei all den Flüstereien, Seufzern und vielleicht gurgelnden Lauten, die man da so hört, aber auch Nachfragen und Wiederholen lassen nicht unbedingt an.

Und jetzt kommt’s: Zumindest laut Filmen, Büchern und Zeitschriftenkolumnen rutscht einem ja, wenn man nicht aufpaßt, vor lauter Gehenlassen und Hingabe  schnell mal der Name der Wunschperson raus. Statt der, die gerade mit einem den Himmel stürmt. Ich meine, ich würde sowas ja NIE tun, aber egal…

Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich das nicht verstehen würde. Denn ich bin ja zur Ganzheitlichkeit verdammt — verstehe ja grundsätzlich kaum etwas akustisch und klaube mir, was gesagt wurde, aus allerlei Kontextinformationen zusammen.  Alles Überraschende, nicht zur Situation passende verstehe ich eher nicht. Darum haben Schwerhörige auch mit Witzen und Pointen so ihre Probleme. Wenn nicht klar ist, was gesagt werden könnte, im Kopf also eine Vorstellung möglicher Sätze herrscht, wird’s schwer. Darum hab ich ja auch schonmal gefürchtet, dass Schwerhörigkeit spießig macht.

Beim Sex den Namen eines Abwesenden zu sagen, ist so dermaßen out of context, ich würde nicht mal auf die Idee kommen, „wer?“ zu fragen. Ich würde einfach annehmen, dass ich gemeint bin oder mein Name gesagt wurde. Das alles läuft so automatisch, ich würde vielleicht nicht einmal merken, dass das was komisches gesagt wurde.

Aber vielleicht lebt man ignorant glücklicher?

Schwerhörig Kuscheln

„Du gehst immer so auf Distanz, wenn wir kuscheln und knutschen. Bleib doch mal da!“ Das hab ich nun schon häufiger zu hören bekommen. Es ist aber auch verzwickt!

Eigentlich suche ich ja die Nähe. Das ist ja wohl gerade die Definition von Kuscheln und Knutschen wollen.  Und eigentlich braucht man dabei ja auch nicht zu reden. Aber manchmal bietet es sich doch an, es kommt halt vor. Hat ja auch was, so kuscheln, knutschen und nebenher ein bißchen reden. Und wenn ich dann gerade  — wie’s sich gehört und wie ich’s will — in der absoluten Nahdistanz bin, dann habe ich ein Problem:

Wenn ich an ihrem Hals den Duft meiner Liebsten suche oder mich am goldenen Flaum erfreue, der von ihrem Bauchnabel abwärts führt, bin ich in denkbar schlechter Position um was zu verstehen. Nicht nur spricht die Liebste von mir weg. Ich sehe sie nicht einmal sprechen — und da ich immer ein bißchen Lippenlesen zu Hilfe nehmen muss, verstehe ich auch nichts. Ich höre etwas, das wie ein Wort oder ein kleiner Zuruf klingt.

Selbstverständlich lasse ich dann nicht alles stehen und liegen, richte mich auf, bringe unsere Gesichter voreinander und bitte um Wiederholung. Aber ich recke doch den Hals: Was geht da vor? Versuche, ihr Gesicht in mein Blickfeld zu bringen. Halte ich sie in den Armen und wir wechseln ein paar Worte, dann könnte ein zufälliger Beobachter durchaus auf die Idee kommen, ich wollte weder loslassen noch wegsehen, mich aber  gleichzeitig von ihrem schlechten Atem fernhalten.

Klar, theoretisch versteht jede das Problem, wenn ich’s einmal sage. Aber praktisch… fast so schwer wie umarmt schlafen, ohne dass dabei ein Arm einschläft.

Wie das so generell ist mit der Schwerhörigkeit im Bett, und mit dem Flüstern dort, habe ich ja schon berichtet.

Suchen — und Not quite like Beethoven finden

Foto: Mattes (http://de.wikipedia.org/wiki/Ohrenst%C3%B6psel)Schon interessant, nach was Leute auf der Suche sind, wenn sie dieses Blog finden. Das kann ich ja aus meinen Statistiken ablesen. Gerade eben: „Sex mit Ohrstöpsel“.

Jetzt würde ich ja wirklich zu gerne wissen, ob da nur jemand meinen älteren Artikel wiederfinden wollte — oder Tipps und Erfahrungsberichte gesucht hat…

Blindflug im Bett – Vom Sex mit und ohne Hörgerät

Magst Du Sex mit verbundenen Augen? Zumindest schließt Du sie doch manchmal, oder? Hat ja auch was: Sind die Augen zu oder verbunden trennt das ja komischerweise gar nicht vom anderen, eher macht es das Erleben direkter, unmittelbarer oder auch – je nach Variante – ausgelieferter. Kinky.

Ganz anders mit den Ohren. Für diejenigen unter Euch, die vom Sex mit Ohrstöpseln träumen, muss ich leider sagen – it sucks. Ich kann das beurteilen. Denn Hörgeräte stören beim Sex. Sie drücken oder pfeifen sogar dazwischen. Ne Brille nimmt man ja auch ab, oder?

Ohne Ton allerdings fühle ich mich erstaunlich allein dabei. Ich weiß dann nicht, woran ich bin. Erst durch all die kleinen und großen Laute, die Seufzer meiner Liebsten wird mir das Ganze zum Liebesspiel. Nur dann sind wir wirklich zu zweit und ich fühle: Wir tun’s miteinander! Gut für die Erregung, finde ich. Ohne Ton dagegen ist die andere einfach nicht so ganz da. Mitten in der Nacht mit Begehren geweckt, tasten andere vielleicht nach Kondomen oder ihrem Lieblingsspielzeug; ich taste nach wenigstens einem Hörgerät. Klar, manchmal ist die Lust so groß, da ist nix mehr mit nebenbei hinterm Rücken tasten. Aber das ist dann eine Art – Blindflug.

Nachtrag: Auch schwerhörig kuscheln ist so eine Sache. Außerdem wurde mir inwzischen gesagt, dass — wenn man auf Ausgeliefertheit steht — es mitunter ganz nett sein könne, verbundene Augen und verschlossene Ohren zu haben….