Kinder und Schwerhörige — geht das zusammen?

Das ist ja alles schön und gut mit meinen Regeln, der Gebrauchsanweisung für Schwerhörige. Aber Sigrid hat eine gute Frage gestellt, hier in den Kommentaren:

Aber wie bringe ich es meinen Wirbelwinden von Kindern bei, wie sie mit [dem schwerhörigen] Opa sprechen müssen?

Kinder beim Spielen, Foto by Torsten-Schröder / pixelio.de

Ja, wie macht man das? Wie geht man als Schwerhöriger mit Kindern um oder wie bereitet man sie auf den Umgang mit einem vor?

Ehrlich gesagt, ich habe ich dazu rein gar nichts zu sagen. Ich kenne nur das Problem. Kinder, insbesondere kleine Kinder verstehe ich so gut wie nie! Die hellen Stimmen, das Rumgewusel, die kindliche Aussprache… Das ist so schlimm, dass ich ihnen oft ausweiche oder mir übersetzen lasse — so dass ich schon wirklich Angst davor habe wie das wohl wird, wenn ich selber mal welche habe. Denen sollte man ja wohl nicht ausweichen. Und Angst haben vor ihnen auch nicht.

Darum mal von mir die Frage in die Runde: Was habt Ihr für Erfahrungen mit Kindern und Schwerhörigkeit gemacht? Wie geht man damit um? Gibt’s da mehr zu zu sagen als „es ihnen in ner ruhigen Minute erklären“?

10 Antworten zu “Kinder und Schwerhörige — geht das zusammen?

  1. Mein Problem, bzw. das Problem meines Schwiegervaters scheint also weiter verbreitet zu sein.
    Ich bin wirklich gespannt, ob es dafür Tipps gibt, oder ob man sie nur immer wieder ermahnen kann, langsam zu sprechen, den Opa dabei anzuschauen und vor allem nicht zu nuscheln.
    Danke für das weiterreichen meiner Frage.

  2. Das hängt ja vom Grad der Schwerhörigkeit ab. Aber ich muss gestehen, dass ich gar nicht verstehe, wo da jetzt direkt ein Problem sein soll, zumindest was die Beziehung Kind – schwerhöriger Opa betrifft. Den Kindern sagen, dass der Opa schlecht hört und dass sie laut reden und ihn anschauen sollen? Meine Großeltern sind beide schwerhörig, Kinder verstehen sie nicht besser und nicht schlechter als andere.
    Wenn Du mal Kinder hast, wirst Du da reinwachsen, da musst Du Dir wirklich keine Sorgen machen. Du bist ja von Anfang an da und Du bist, wie Du bist. (Was nicht heißt, dass es dann keine Probleme geben kann, aber die kann man ja dann angehen, wenn sie da sind…)

  3. „Kinder, insbesondere kleine Kinder verstehe ich so gut wie nie! Die hellen Stimmen, das Rumgewusel, die kindliche Aussprache… Das ist so schlimm, dass ich ihnen oft ausweiche oder mir übersetzen lasse — so dass ich schon wirklich Angst davor habe wie das wohl wird, wenn ich selber mal welche habe.“

    Genauso geht es mir auch. Ganz genau so. Die einzige Hoffnung: Die meisten Kinder, mit denen das bis jetzt so war, waren einfach nur super lieb und versuchen, sich da irgendwie drauf einzustellen. Man kann ihnen eine kleine Zeichensprache beibringen usw.

  4. Wenn Kinder mit hörgeschädigten Familienmitgliedern aufwachsen, ändern sie meistens auch ihr Sprechverhalten dementsprechend. Ich habe mal als Betreuerin bei einer europäischen Großveranstaltung für Familien mit hörgeschädigten Kindern gearbeitet und in meiner Gruppe waren überwiegend hörende Kinder. Die Kommunikation klappte aber reibungslos, da sie schon Erfahrung hatten oder sich das einfach von den anderen abguckten und per einfachen Zeichen kommunizierten. Kinder sind sehr anpassungsfähig!

    Mein Tip: Ihnen die Verhaltensregeln erklären, es ihnen evtl. vormachen (bei Schwerhörigen kommt da ja auch manchmal das Problem hinzu, daß sie meistens gut sprechen und es sich daher auf den ersten Blick nicht wie ein Kommunikationsproblem darstellt, die Leute also schnell wieder in normale Kommunikationsmuster zurückfallen) und sie immer wieder daran erinnern. Gebärdensprache beibringen ist auch gut, Kinder mögen es, wenn sie etwas besser können als andere (Verwandte), besonders eine ‚Geheimsprache‘.

  5. Ich glaube auch, mit Deinen eigenen Kindern wirst Du da kein Problem haben. Erstens bekommst Du ihre Sprachentwicklung ja von Anfang an mit. Zweitens kannst Du sie beeinflussen. Sie lernen ja dann von Anfang an, wie sie Dich am besten „erreichen“ können. Den Opa hat man ja nicht permanent um sich, da wird das nicht so schnell zur Gewohnheit.

    Die piepsige, nuschelige Aussprache ist bei vielen (fremden) Kindern übrigens auch für Hörende wie mich ein Problem und teilweise auch ziemlich unangenehm. Je nachdem wie schrill die Stimme ist. Aber das gibt sich mit der Zeit.

  6. Ich kanns aus eigener Erfahrung bestätigen: Zumindest mit eigenen Kind(ern) ist es überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil: Das Verhalten, was ‚man‘ als Schwerhörige/r an den Tag legt (z.B. konzentriert ansehen, womöglich bei Kleineren dabei in die Hocke gehen) wird von den Kindern als sehr positiv empfunden, weil es die volle Aufmerksamkeit der Erwachsenen anzeigt. Meine Tochter hat von Anfang an gelernt, so mit mir zu sprechen, dass ich sie verstehe, mit und auch ohne Hörgeräte (im Zweifelsfalle war sie dann diejenige, die die Hörgeräte brachte ;-), habe ich letzt in einer alten Aufzeichnung wiedergefunden).

    Zu Großeltern und anderen Schwerhörigen: Erklären, angemessenes Verhalten üben, im Zweifelsfalle den Kindern Ohrstöpsel oder sehr dichte Kopfhöhrer verpassen, damit sie selbst ein Gefühl dafür bekommen, wie das ist, mit der Schwerhörigkeit. Wenn die Kinder – aus welchem Grund auch immer – ein Interesse an der Kommunikation mit dem/der Schwerhörigen haben, wird es klappen. Wenn es nur aus Höflichkeit geschieht, ist es natürlich deutlich schwieriger.

  7. Kind von Frauke

    Hey,
    meine Mama hat das Wichtigste eigentlich schon geschrieben.
    Ich bin jetzt 18 Jahre alt und habe nie Probleme mit der Schwerhoerigkeit meiner Mama gehabt. Im Gegenteil hat es mir geholfen, zu lernen mit Behinderungen uzugehen.
    Ich verstehe mich mit meiner Mama ohne Worte. Sie versteht mich ohne Worte.
    Ich wahrscheinlich deshalb meine ersten drei Lebensjahre nicht mit meiner Mama gesprochen. Mama hat sich schon Sorgen gemacht. Bis sie festgestellt hat, das mit anderen Personen wie ein Wasserfall geredet habe.
    Ich habe ein sehr enges Verhaeltnis zu meiner Mama und ich glaube, dies haengt auch mit ihre Schwerhoerigkeit zusammen. Wir haben eine Sprache fuer uns, eine Ar t zu komunizieren, die einzigartig ist.
    Ich habe durch sie gelernt, Ruecksicht auf Leute zu nehemen, die aus irgendwelchen Gruenden behandikapt sind.
    Ich koennte mir meine Mama nicht ohne Schwerhoerigkeit vorstellen. Dann waere alles anders, wahrscheinlich schlechter.
    Eine Empfehlung habe ich noch. Ich habe als ich klein war mit meiner Mama in einem Zimmer geschlafen. So konnte sie mich hoeren und ich war bei ihr.
    Wenn sie Angst haben ihr Kind nicht zu hoeren, machen sie ebenso. Es hat mir nicht geschadet.
    Also Schwerhoerigkeit ist kein Hindernis ein Kind zu haben. Ich bin das lebende Beispiel.
    Ich hoffe ich koennte ihnen helfen.

  8. @alle. Vielen Dank für Eure Kommentare und die Aufmunterung was eigene Kinder angeht! Toll auch, mal die (jetzt nicht mehr) Kindersicht zu hören, danke!

    Den Tipps mit der Geheimsprache und den Ohrstöpseln find ich besonders gut. Werd ich sobald als möglich mal ausprobieren…

  9. Mein Tip: Erkläre ihnen, was genau der Opa für ein „Problem“ hat und zwar am besten mit einer Geschichte. Da gibt es z.B. INa hört anders – Vom Hören mit Hörgeräten oder diverse kleinere Geschichten vom Akustiker.
    Lass die Kinder selber überlegen, was dem Opa helfen kann, damit er sie gut verstehen kann. Zeige ihnen, wie du es machst und vor allem SEI OFFEN!
    Ich habe dazu ein Projekt im Kindergarten gemacht und das kam bei allen super an. Und ich bin selbst schwerhörig.
    Wenn man den Kindern die Möglichkeit gibt, sich damit aquseinander zu setzen, ist alles nur noch halb so kompliziert. Kinder lernen schnell und sind von Natur aus neugierig. Geh auf ihre Fragen ein und versuche sie gemeinsam mit ihnen zu beantworten.

  10. Das klingt prima! Was hast du denn für ein Projekt im Kindergarten gemacht?

Hinterlasse einen Kommentar